Fußball-Mäzen zieht die Notbremse
„Vielleicht war der Enthusiasmus zu groß“, sagt Willi Goldschmidt nachdenklich. Der Eltendorfer, der in Südostasien zum schwerreichen Unternehmer wurde, wollte den Fußballverein seiner alten Heimatgemeinde in lichte Höhen führen. Der Klub aus der 1.000-Einwohner-Gemeinde im Bezirk Jennersdorf sollte das Mattersburg des Südens werden – eine zweite Kickerhochburg im Burgenland.
Statt steil hinauf soll es jetzt aber wieder einen Schritt hinunter gehen. Am Freitag will der SV Eltendorf, in der Corona-Rumpfsaison Drittletzter der Landesliga, über einen Neustart entscheiden. Eine Mitgliederversammlung soll über den Vorschlag von Klub-Präsident Goldschmidt befinden, der eine Spielgemeinschaft mit dem benachbarten SV Heiligenkreuz anpeilt.
Ab Herbst will man in der 2. Liga Süd antreten, wo Heiligenkreuz zuletzt Mittelständler war.
Er wolle die Mitglieder nicht drängen, sagte Goldschmidt am Dienstag zum KURIER, aber er hoffe auf Zustimmung, „Stolz hin oder her“. Denn „es gibt nur diese Option“, weil einheimische Spieler und Funktionäre fehlten. In Heiligenkreuz würde man sich über eine Spielgemeinschaft freuen, lässt Sprecher David Marousek keinen Zweifel. Man warte das Eltendorfer Votum ab, „bevor wir intern beraten“. Der Spielgemeinschaft würde Goldschmidt unter die Arme greifen, sagt er.
Enttäuschungen
Für den burgenländischen Fußball ist das Eltendorfer Exempel ernüchternd: Mit Goldschmidt hatte der Verein die besten Voraussetzungen. Der Mäzen ist kein Fremder, der sich bloß eine Spielwiese sucht, ehe er weiterzieht, sondern Goldschmidt kommt aus Zahling (ein Ortsteil Eltendorfs) und hat hier selbst Fußball gespielt, ehe er in Asien als Hälfteeigentümer eines Energiekonzerns erfolgreicher Unternehmer wurde. In Eltendorf wollte er auch sportliche Erfolge feiern und hat dafür viel privates Geld investiert. Wie viel, möchte er nicht sagen, eine siebenstellige Summe wird‘s wohl sein.
Dennoch ist es nicht gelungen, heimische Klassespieler an den Verein zu binden. Wenn ein Spieler anderswo 50 Euro mehr kriege, ziehe er weiter, seufzt Goldschmidt. Und mit vier oder fünf Ausländern zu spielen, „ist nicht meine Vision“. Irgendwann müsse man „die Notbremse ziehen“. Dennoch täten ihm weder sein Engagement noch seine Investitionen leid. „Es waren ein paar sehr schöne Jahre“.
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