Frauenleiche im Burgenland: Bisher teils "sehr gute" Hinweise

Die Ermittlungsbehörden ersuchen um Hinweise aus der Bevölkerung.
"Jeder Hinweis ist für uns wichtig", so der Cold-Case-Referatsleiter Kurt Linzer.

Die Identifizierung einer vor 23 Jahren im Burgenland gefundenen Frauenleiche im Zuge einer Cold-Case-Ermittlung hat Bewegung in den Fall gebracht. Die Bevölkerung war jüngst gebeten worden, sich mit Hinweisen an die Polizei zu wenden. Rund zehn teils "sehr gute" Rückmeldungen habe man bisher bekommen: "Wir bedanken uns dafür", sagte Chefinspektor Kurt Linzer vom Bundeskriminalamt am Dienstag.

"Jeder Hinweis ist für uns wichtig", so der Cold-Case-Referatsleiter zu APA. Es werde versucht, ein Bewegungsprofil der Frau aus der Dominikanischen Republik, die sich damals unter dem Namen "Rosi" in Etablissements im Burgenland aufgehalten haben soll, zu erstellen. Bisher wisse man, dass sie sich im Raum nördliches Burgenland - in den Bezirken Eisenstadt und Mattersburg - sowie im südlichen Niederösterreich - im Raum Neunkirchen und Wiener Neustadt - bewegt habe. Erste Befragungen von Personen "aus Ostösterreich" seien bereits durchgeführt worden.

Interessant sei etwa, welche Wege die Frau zurückgelegt und welche Verkehrsmittel sie dabei benutzt habe oder in welcher Sprache sie sich verständigte - Spanisch, Deutsch oder vielleicht Englisch. "Wir können diesen Fall lösen. Das schaffen wir, aber wir brauchen die Bevölkerung", zeigte sich Linzer zuversichtlich.

"Teilerfolg" Identifizierung

Nach dem "Teilerfolg" der Identifizierung sei wichtig, "dass in dem Fall Bewegung ist". Die Cold-Case-Ermittler haben den Datenbestand der Kriminalisten übernommen, die 1993 an dem Fall arbeiteten. Der Pächter eines Reitstalls hatte die Leiche auf einer Pferdekoppel bei St. Margarethen (Bezirk Eisenstadt Umgebung) entdeckt. Die Daten seien mit Hilfe neuester wissenschaftlicher Methoden mehrmals gesichtet worden, berichtete Linzer. Seit dem Tod der Frau seien 23 Jahre vergangen. "Die Forensik entwickelt sich in Echtzeit", meinte der Chefinspektor.

"Wir hatten DNA von damals, aber keine Vergleichs-DNA", schilderte Linzer. Das Problem sei, die DNA-Spuren mit Vergleichsmaterial zusammenzubringen. Anhand der Situation sei man immer der Meinung gewesen, dass die Frau eher aus Osteuropa gekommen sei, um im Westen Fuß zu fassen. Behörden in Ungarn, Polen, Tschechien und der Slowakei hätten auf Nachfrage aber alle abschlägig geantwortet.

Viel Koordination nötig

In der Cold-Case-Arbeit sei sehr viel Koordination notwendig: Um die Herkunft von "Rosi" klären zu können, wurde anhand von Knochenpartikeln am Institut für Rechtsmedizin in München eine Isotopenuntersuchung durchgeführt. Zwecks Feststellung von Gesteinsrückständen wurde ein Fachmann für Mineralogie in Liverpool konsultiert. Auch ein weiterer Experte in Amsterdam wurde zurate gezogen: "Das Gesamtbild ergab ein Gutachten."

Gefragt seien bei Cold-Case-Ermittlungen vor allem Kombinationsgabe und analytisches Denken, erläuterte Linzer. Es gehe um "Nachdenken: Was wird jetzt gemacht? Das reift in Wochen und Monaten." Durch die Identifizierung der Frauenleiche habe man "enorm viele Anhaltspunkte". So werde das Nachschauen in verschiedenen Datenbanken möglich: "Jetzt gibt es ein Gesicht dazu." Nun könne man agieren, "als ob das gestern gewesen wäre".

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