Bagger statt Natur: Bilder zeigen Baustelle am Neusiedler See
Es sind Bilder, die Naturfreunde erschaudern lassen: Da, wo bis vor Kurzem noch viel unberührte Natur war, befindet sich jetzt eine Megabaustelle. Die Fotos, die aus einem Privatflugzeug geschossen und dem KURIER zugespielt wurden, lassen keinen Zweifel zu – das 70 Millionen Euro teure Bauvorhaben im ungarischen Fertörákos direkt an der Grenze zu Österreich wird, allem Widerstand zum Trotz, jetzt gerade umgesetzt.
Ungarn zeigt sich unbeeindruckt
Die Sopron-Fertö Tourismusentwicklung Nonprofit AG, an der Viktor Orbáns Schwiegersohn Istvan Tiborcz beteiligt ist, zeigt sich von einem möglicherweise drohenden EU-Verletzungsverfahren gegen Ungarn ebenso unbeeindruckt wie von 19.000 Unterschriften, die mittlerweile auf beiden Seiten des Sees gegen das Projekt gesammelt wurden - und lässt die Bagger auffahren.
Wenn das UNESCO-Welterbekomitee nächste Woche zu seiner 44. Sitzung zusammentritt, um auch über eine Eintragung des Neusiedler Sees in die Rote Liste der bedrohten Welterbe-Regionen zu beraten, werden in Fertörákos also bereits bauliche Tatsachen geschaffen worden sein.
Rote Liste: Wenn nicht dieses Jahr, dann nächstes
Christian Schuhböck, Geschäftsführer von „Alliance for Nature“ sagt angesichts der neuesten Entwicklungen in Fertörakos zum KURIER: „Wenn der Neusiedler See dieses Jahr noch nicht auf die Rote Liste der UNESCO gesetzt wird und die Bauarbeiten fortgesetzt werden, dann ist die logische Folge, dass der See nächstes Jahr auf die Rote Liste gesetzt wird.“
Sollte der Neusiedler See, wie erwartet, tatsächlich auf die Rote Liste gesetzt werden, dann trage Österreich eine Mitschuld, so Schuböck weiter: „Nicht nur das Resort in Fertörakos stellt eine Beeinträchtigung dar, sondern auch alle Tourismusprojekte auf österreichischer Seite. Da ist auch Österreich gefordert“, mahnt der Natur- und Landschaftsschützer.
Schuhböck, der seit Jahren mit dem Thema beschäftigt ist, will sich weiterhin mit allen Mitteln für einen Baustopp in Fertörákos einsetzen und appelliert an Umweltministerin Gewessler (GRÜNE), auf eine grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung zu beharren - was aber nur mit einer Einwilligung von ungarischer Seite möglich wäre.
Alle Pfahlbauten abgerissen
Was die neuesten Luftaufnahmen aus Fertörákos ebenfalls schmerzlich vor Augen führen: Sämtliche hölzerne Pfahlbauten wurden mittlerweile abgerissen. Walter Eselböck, dessen „Haus im See“ ebenfalls weichen musste, ist nicht der einzige ehemalige Fertörákos-Anrainer, der sich vom ungarischen Staat enteignet fühlt.
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