Falscher Polizist lockte zwei Senioren mehr als 100.000 Euro heraus

Falscher Polizist lockte zwei Senioren mehr als 100.000 Euro heraus
Der 44-Jährige wurde am Landesgericht Eisenstadt zu 21 Monaten Haft verurteilt, davon 14 bedingt. Nicht rechtskräftig. Der Österreicher war Abholer für eine türkische Bande.

"Ich wusste, dass es nicht lupenrein war", räumt der Angeklagte ein. Man habe ihm gesagt, er solle ein Paket abholen, er dachte dabei "an Drogen, aber nicht an sowas".

"Sowas"? Der gedrungene Mann, der sich am Dienstag vor einem Schöffensenat am Landesgericht Eisenstadt verantworten muss, hat Ende 2024 in Österreich und Deutschland zwei Mal als Abholer einer kriminellen Organisation mit Sitz in der Türkei fungiert.

Er gab sich dabei als Polizist aus, der nach einer angeblichen Einbruchsserie in der Umgebung der betagten Opfer deren Bargeld- und Wertgegenstände zur Sicherung vor weiteren Einbruchsdiebstählen übernehmen würde. 

Eine Frau in Muckendorf in NÖ übergab ihm Ende November 40.000 Euro, ein Mann in Bad Reichenhall in Bayern wenige Tage später Bargeld, Philharmonikermünzen und zwei Uhren im Gesamtwert von 64.500 Euro.

Dass der 44-jährige Unbescholtene in Eisenstadt vor Gericht steht, liegt daran, dass es vom Landeskriminalamt (LKA) Burgenland schon früher Ermittlungen gegen diese Organisation gab, die nun sozusagen wieder aufleben. 

Ein für den aktuellen Fall zuständiger Beamter des LKA NÖ sagt am Dienstag im Zeugenstand, es gebe bundesweit gegen mehrere derartige Organisationen Ermittlungen. Der Angeklagte sei in der Hierarchie der Bande mit Sitz in der Türkei "ganz unten angesiedelt. Wenn er weggesperrt wird, tut das der Organisation nicht weh".

Angeheuert worden sei er über Vermittlung eines Bekannten, in dessen Werkstatt in Wien-Liesing er ab und zu mitgeholfen habe, erzählt der Angeklagte, der sich selbst als "leichtgläubig" beschreibt. Aus der Werkstatt kamen auch die Autos für seine Fahrten zu den Tatorten. 

"Türken sprachen perfektes Deutsch"

Dass sein Werkstatt-Freund eingeweiht war, glaube er nicht, sagt der von Dieter Gschiel verteidigte Angeklagte. Die Anweisungen für seine Abholdienste habe er stets telefonisch von Dritten erhalten. 

Diese hätten während der Geldübergaben auch ständig mit gefälschten Rufnummern und in "perfektem Deutsch" mit den Opfern telefoniert, um zu verhindern, dass sie Rücksprache mit Verwandten oder der nächsten Polizeidienststelle halten.

Von den 40.000 Euro beim ersten Coup habe er nur 1.400 Euro bekommen, den großen Rest habe er einem Bandenmitglied übergeben. Teile der Beute vom zweiten Coup habe er Freunden geschenkt und aufs Konto seiner Freundin überwiesen, "damit sie Rechnungen bezahlen konnte". 

Außerdem habe er Geld für Hotels gebraucht, weil ihn "die Organisation" gesucht habe, erzählt der 44-Jährige. Das sei ihm zu heiß geworden, deshalb habe er sich auch ans LKA in Niederösterreich gewandt und dort ein umfassendes Geständnis abgelegt und alle Kontaktdaten der Hintermänner bereitgestellt. 

39.000 Euro der Beute ans LKA übergeben

39.000 Euro von der bayerischen Beute hat er dem LKA übergeben. Zuletzt kam noch ein Philharmoniker dazu, den er während der U-Haft in seiner Jackentasche gefunden hat.

Warum er sich da reinziehen ließ, will die Richterin vom Angeklagten wissen: "Ich weiß nicht, warum ich mein Leben so kaputt gemacht habe", lautet seine Antwort. Ob er bereue? "Ja", presst der 44-Jährige hervor.

Sieben Monate unbedingte Haft und 40.000 Euro

Der umfassend Geständige wird wegen schweren Betrugs und krimineller Organisation zu einer Haftstrafe von 21 Monaten verurteilt, davon 14 bedingt. Binnen 14 Tagen muss er außerdem die ergaunerten 40.000 Euro an das Opfer in NÖ zurückzahlen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. Zwar verzichtete Anwalt Gschiel auf Rechtsmittel, aber die Staatsanwältin gab keine Erklärung ab.

Übrigens: Die Köpfe der Organisation sind weiter auf freiem Fuß, denn in der Türkei passiere nichts, sagt der Ermittler. 

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