Erneuerbare Energie am Prüfstand

Güssinger Energiecluster
WiBAG hat zehn Unternehmen im Energiecluster im Visier; Forschung an seidenem Faden

Spätestens seit dem Besuch von Arnold Schwarzenegger im Jänner 2012 genießt Güssing weit über Österreichs Grenzen hinaus Aufmerksamkeit als Musterregion erneuerbarer Energie. Hinter der glänzenden Fassade kracht es aber da und dort ordentlich im Gebälk. Im Auftrag der landeseigenen Förderstelle WiBAG prüfen derzeit mehrere Gutachter, ob die wirtschaftliche und technische Leistung mancher Unternehmen im Güssinger Energiecluster wirklich vorbildlich ist.

Gewünscht hat sich die Kontrolle der Landtag, der die Landesregierung im Juni 2012 einstimmig aufgefordert hatte, den Ausbau erneuerbarer Energien im Burgenland weiter zu forcieren sowie „Förder- und Forschungsprogramme zu evaluieren und nach Möglichkeit und Zweckmäßigkeit entsprechend dem neuesten Stand der Technik auszuweiten.“ Im Klartext: Das Land will wissen, ob die bisherigen Förderungen von rund 50 Millionen Euro im „Komplex Güssing“ gut investiert waren und weitere Unterstützung gewährt werden kann.

„Das Ergebnis des Wirtschaftsprüfers wird Ende März oder Mitte April vorliegen“, sagt WiBAG-Vorstand Günter Perner. Die technische Evaluierung werde etwas länger dauern, aber noch vor dem Sommer sollte alles auf dem Tisch liegen. Überprüft werden zehn Unternehmen, bei rund zwei Drittel davon sind noch Teilbeträge von Förderungen ausständig, die erst ausbezahlt werden, wenn die Gutachten positive Ergebnisse bringen.

Entscheidung

Das ist nicht das einzige Problem des 2002 gegründeten Zentrums für erneuerbare Energie EEE GmbH und mehrerer Forschungseinrichtungen, die im Laufe der Jahre im Umkreis entstanden sind. EEE GmbH – eine 100-Prozent-Tochter des bereits 1996 gegründeten Vereins EEE – ist Dreh- und Angelpunkt des Güssinger Modells. Die Gesellschaft erstellt Energiekonzepte für Gemeinden und setzt EU-Projekte um. Weil die Auszahlung der Förderungen aber mitunter „Jahre später“ erfolge, müsse EEE GmbH vorfinanzieren, erklärt Reinhard Koch, Gründer und treibende Kraft des EEE.

Im konkreten Fall geht es um 78.000 €. Damit die Bank das Geld vorstreckt, wollte EEE GmbH eine Haftungsübernahme durch die WiBAG. Doch die langjährige EEE-Hausbank legte sich quer und knüpfte die Aufrechterhaltung der Geschäftsbeziehung an Sicherheiten. Für den Kreditrahmen von 350.000 Euro wurde von der Bank eine WiBAG-Haftung für 200.000 Euro angeregt. Begründet hat die Bank ihre Vorsicht mit der „laufenden Verschlechterung des Bilanzratings“ der EEE GmbH. Koch erklärte dem KURIER am Freitag, dass alles wieder im Lot und der Kreditrahmen aufgetaut sei.

Für Koch stellt sich in diesen Tagen aber darüberhinaus eine schier existenzielle Frage: „Bleibt die Forschung in Güssing oder nicht?“
Hintergrund ist ein Disput mit dem Finanzamt, ob das Biomassekraftwerk Güssing und die Biogasanlage Strem noch bis 2016 als Forschungsanlagen gelten und damit förderwürdig sind. „Das Finanzamt hat uns den Status rückwirkend ab 2011 abgesprochen“, sagt Koch. Jetzt liege der Ball beim Finanzministerium, das in zwei, drei Wochen entscheide. Bleibt es dabei, müssten die Anlagen, in denen 25 Akademiker arbeiten, schließen.

Vor einem Umbruch steht man auch im politisch besetzten EEE Verein. Franz Jandrisits, der Ex-Bürgermeister Peter Vadasz als Präsident ablösen könnte, fordert vom Land ein klares Bekenntnis, ob das Zentrum für erneuerbare Energie gewünscht sei. Die Gesellschaft müsse sich stärker auf Regionalität – Stichwort: Ökoenergieland – konzentrieren und es brauche einen Wirtschafter als zweiten Geschäftsführer. Frei nach Terminator II – Tag(e) der Abrechnung in Güssing.

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