Eisenstadt feiert sich mit einem Museum

- Eisenstadt feiert 100 Jahre als Landeshauptstadt mit einem neuen Museum, das die Geschichte der letzten Jahrzehnte zeigt.
- Das Museum befindet sich in einer renovierten Stadtvilla aus den 1950er Jahren und konzentriert sich auf die 50er- und 60er-Jahre.
- Besucher erfahren durch fiktive Charaktere und originale Objekte die Entwicklung der Stadt aus verschiedenen Perspektiven.
Es war eine turbulente Sitzung des burgenländischen Landtags, in der am 30. April 1925 beschlossen wurde, „dass der Sitz der Landesregierung von Sauerbrunn nach Eisenstadt verlegt und damit Landesregierung und Landtag an einem Ort zusammengeführt werden“, schreibt Historiker Walter Feymann, Herausgeber eines opulenten Sammelbandes zu 100 Jahre Landeshauptstadt Eisenstadt.
Zum runden Jubiläum schenkt sich die Freistadt ein eigenes Museum, das am Mittwochabend offiziell eröffnet wurde und ab 1. Mai der Öffentlichkeit zugänglich ist. Die Festrede hielt die international renommierte Kulturmanagerin Elisabeth Schweeger.
In der Pfarrgasse 20, innerhalb der aufs Jahr 1371 zurückgehenden historischen Stadtmauer, wurde eine frühere Arztvilla zur Stadtvilla umgestaltet. Zu einem Museum, „das es in dieser Form wohl kein zweites Mal gibt“, ist Bürgermeister Thomas Steiner stolz auf das Ergebnis und froh, dass der aufwendige, 2,5 Millionen Euro teure Umbau rechtzeitig fertiggestellt werden konnte.
50er und 60er-Jahre
„Die Stadtvilla ist das Ausstellungshaus für Zeit- und Stadtgeschichte der Landeshauptstadt“, wünschen sich Projektleiterin Heike Kroemer und Kulturmanager Wolfgang Kuzmits, die 2020 die ersten Museumsgedanken gesponnen haben.
Kroemer, Ausstellungsdesigner Tom Koch und Uschi Zezelitsch, für die Vermittlung der historischen Inhalte zuständig, wollten die „authentische Lebenswelt“ früherer Jahrzehnte wiedererstehen lassen. Der Schwerpunkt wurde dabei auf die 1950er- und -60er-Jahre gelegt. Erst mit Ende der russischen Besatzungszeit habe die Landeshauptstadt allmählich an Profil gewonnen und wirtschaftlichen Aufschwung genommen, heißt es.
Außerdem stammt auch der nunmehrige Museumsbau aus dieser Zeit. Das Wohnhaus samt Ordination ist 1950 nach Plänen von Rudolf Hutter errichtet worden. „Wir wollten nahe an der originalen Nutzung der Räumlichkeiten bleiben“, erklärt Kroemer.
Erzählt wird die Entwicklung der Stadt aus der Perspektive der Eisenstädterinnen und Eisenstädter. Für die Umsetzung wurden fünf fiktive, aber zeittypische Personen erdacht, an deren Hand die Besucher auf eine Zeitreise mitgenommen werden sollen.
Ein Schmuckstück
Der Herr Doktor (in der Villa lebten all die Jahre Ärzte), die Haushälterin Mitzi, die Wirtinnen Anni und Lisl, der Reporter Edgar Kiss – und Haushund Dolly erzählen via Audioguide, wie sie die Entwicklung der Landeshauptstadt erlebt haben. Übrigens: Erst 1965 wurde der Status als Landeshauptstadt in der Verfassung festgeschrieben.
Die Villa im Eigentum des Ordens der Barmherzigen Brüder wurde von der Stadt als Mieterin originalgetreu renoviert und zum Abbild Eisenstadts vor rund 70 Jahren. Der Mitteltrakt des Gebäudes samt altem Wartezimmer und Schuppen wurde geschliffen, die beiden Häuser – Ordination und Wohnhaus – durch eine verglaste Aula miteinander verbunden.
In den einzelnen Zimmern erfahren Besucher fast alles über das Eisenstadt von anno dazumal: Im Arbeitszimmer über die Veränderung der Berufsbilder, im Salon über Politik und Kunst und in den Ordinationsräumen über Gesundheit und Wohlfahrt.
Der Großteil der gezeigten Objekte stammt übrigens aus Schenkungen und Leihgaben der Eisenstädter Bevölkerung und Institutionen, die eng mit der Landeshauptstadt verbunden sind.
Bei der Auswahl der Objekte wurde darauf geachtet, dass sie „authentisch sind und eine Geschichte erzählen“, sagen die Macher.
Na dann: Schauen und hören Sie sich das an!
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