Drogendealer von "Kunden" ausgeraubt: Prozess wurde vertagt

Verhandelt wird am Landesgericht Graz
Vier Angeklagte sollen bei Überfall 1.000 Euro, zwei Handys, Kokain und Cannabiskraut gestohlen haben, sie bekannten sich nicht schuldig. Prozess auf unbestimmte Zeit vertagt.

Der Prozess gegen vier „Kunden“ eines Wiener Drogendealers ist am Dienstag am Landesgericht Eisenstadt vertagt worden. Die Angeklagten sollen den Mann in dessen Wohnung ausgeraubt und 1.000 Euro, zwei Handys, fünf Gramm Kokain sowie 40 Gramm Cannabiskraut gestohlen haben.

Die drei Männer, 27, 38 und 25 Jahre alt, und eine 25-jährige Frau bekannten sich nicht schuldig. Letztere wies beim Prozess ihre eigenen geständigen Angaben vor der Polizei zurück.

Das Verfahren wurde auf unbestimmte Zeit vertagt, um auch das Opfer zu einer Befragung vor Gericht zu laden. Der Algerier wurde nämlich bereits in sein Heimatland abgeschoben. Sein Aufenthaltsort soll nun ermittelt werden, hielt Richterin Karin Lückl fest.

Waffenbesitz und Schlepperei

Die Staatsanwaltschaft Eisenstadt wirft allen vier Angeklagten das Verbrechen des schweren Raubes vor. Die 25-Jährige soll laut Anklage zuerst alleine in die Wohnung des Dealers gegangen sein, um diesen positiv zu stimmen und mit ihm Alkohol zu trinken.

Danach sollen die drei anderen in Begleitung eines weiteren, mittlerweile verstorbenen Bekannten dazugekommen sein und den Dealer mit Pfefferspray und Messer bedroht haben. Sie sollen Geld und Suchtgift gefordert haben.

Dem 27-jährigen Erstangeklagten legt die Staatsanwaltschaft außerdem Waffenbesitz zur Last, dem 38-jährigen Zweitangeklagten Schlepperei. Er soll Schleppungen teilweise selbst durchgeführt, aber auch organisiert haben. Unter anderem soll er Flüchtlingen eine Wohnung zur Verfügung gestellt haben.

Drittangeklagte widerrief ihr Geständnis

Der Zweitangeklagte war es auch, der die Ermittlungen überhaupt erst ins Rollen brachte. Er war als Verbindungsmann der Polizei tätig und erzählte dem für ihn zuständigen Beamten von dem Vorfall - allerdings erst vier Monate danach. „Haben Sie vergessen, dass es einen Raub gegeben hat?“, hinterfragte Lückl. Er habe damals regelmäßig Drogen konsumiert, antwortete der 38-Jährige.

Die vier Beschuldigten erzählten vor Gericht aber ohnedies eine andere Geschichte. Die 25-Jährige gab an, sie sei alleine in die Wohnung gegangen, um fünf Gramm Kokain „auf Kommission“ zu kaufen, sie also erst später zu bezahlen.

Der Dealer und ein zweiter in der Wohnung anwesender Mann hätten sie dazu aufgefordert, ihr Handy abzudrehen. Die im Auto wartenden Männer hätten sich deshalb Sorgen gemacht und seien nachschauen gekommen.

Hitzige Diskussion

Daraufhin sei eine hitzige Diskussion ausgebrochen, angeblich habe der Dealer eine Waffe gehabt, sagte die 25-Jährige: „Es war aber nicht geplant, denen irgendwas anzutun.“ Sie habe das bereits vorbereitete Kokain genommen und sei gegangen.

Die Drittangeklagte widerrief damit das Geständnis, das sie im Zuge der Ermittlungen gegenüber der Polizei abgegeben hatte - damals mit „detailliertesten Angaben zum schweren Raub“, merkte die Staatsanwältin an.

Fortsetzung frühestens im Juni

Auch Richterin Lückl hinterfragte die Erzählungen der 25-Jährigen, die angab, als Erste aus der Wohnung gegangen zu sein, aber auch von einem Kommando zum Rückzug sprach: „Dann müssen Sie mit den anderen gegangen sein, sonst hätten Sie ja das Kommando nicht mehr gehört.“

Weitere Ermittlungsschritte werden angeordnet. Der Prozess soll frühestens im Juni fortgesetzt werden.

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