Doskozil: "Ich habe keinen Krebs"

Doskozil (rechts) mit seinem blauen Koalitionspartner Tschürtz.
Burgenlands Landeshauptmann braucht eine dritte OP. Er sagt, er wolle "kein scheinheiliges Mitleid".

Es sagt viel über den gegenwärtigen Zustand der Sozialdemokratie aus, dass Hans Peter Doskozil der mit Abstand größte Hoffnungsträger seiner Partei ist – obwohl er nach einer Stimmband-Operation Anfang Oktober noch gesundheitlich angeschlagen ist. Ihm wird (siehe Grafik) am ehesten die Erneuerung der – nicht erst seit dem Nationalratswahl-Debakel – siechenden Bundes-SPÖ zugetraut.

Die Umfrage zeigt, dass SPÖ-Wähler und Gesamtbevölkerung offenbar nicht daran zweifeln, dass der 49-jährige Burgenländer auch in Zukunft ein politisches Schwergewicht bleibt.

Wo auch immer.

Wer auch immer die rote Kernschmelze in der Löwelstraße stoppen soll – zunächst muss der burgenländische Landeshauptmann Doskozil, der das Amt erst Ende Februar von Hans Niessl übernommen hat, jedenfalls seine Hausaufgaben im Eisenstädter Landhaus erledigen.

Am 26. Jänner 2020 stehen die im heurigen Mai auf Doskozils Betreiben um vier Monate vorverlegten Landtagswahlen an. Die SPÖ möchte nach den enttäuschenden 41,9 Prozent von 2015 zulegen. Diese rote Hoffnung auf ein Plus steht und fällt aber mit dem Spitzenkandidaten, der sich am Donnerstag nach fast sechswöchiger Abwesenheit mit seiner Budgetrede im Landtag wieder offiziell auf der politischen Bühne zurückgemeldet hat.

Der frühere Verteidigungsminister, der gegenüber der Bundespartei einen noch weit eigenständigeren Kurs fährt als sein Mentor Niessl, tat dies mit einer bemerkenswerten Offensive in eigener Sache.

Hans Peter Doskozil über seinen Gesundheitszustand

Gläserner Patient

„Wie Sie hören“, sagte er gleich zu Beginn der Sitzung am Vormittag, „ist meine Stimme noch mehr oder weniger angeschlagen“ – tatsächlich klang sie sehr heiser, man konnte als Zuhörer Doskozils Mühe beim Sprechen fast selbst spüren. Dabei sei das schon ein wesentlicher Fortschritt, denn in den ersten 14 Tagen nach seiner Operation an Kehlkopf und Stimmbändern am 8. Oktober am Wiener AKH habe er überhaupt „keine Stimme gehabt“. Es war dies bereits seine zweite Operation innerhalb von 15 Monaten.

Er wolle, um „allen Gerüchten vorzubeugen“, vor der Budgetrede seine „gesundheitliche Situation offenlegen“, so Doskozil. Der Landeshauptmann setzte sich mit seinem Vorstoß auch über ängstliche Stimmen aus der eigenen Partei hinweg, die seinen Gesundheitszustand als Privatsache unter Verschluss halten wollten.

„Für Transparenz“

Doskozil hielt das für falsch, nicht zuletzt, weil sich – teils von der Opposition gestreute – Gerüchte über eine Krebserkrankung zu verselbstständigen drohten. Ihm sei „Transparenz“ wichtig, erklärte er: Er habe „keinen Krebs und es handelt sich auch nicht um eine lebensbedrohliche Erkrankung“, stellte Doskozil zu Beginn seiner Budgetrede klar.

Er sei im hinteren Kehlkopfbereich operiert worden, weil sich dort „eine Beeinträchtigung abgezeichnet hat“. Der Landeshauptmann wollte auch nicht verheimlichen, dass er sich im ersten Halbjahr 2020 noch einmal einem Eingriff unterziehen müsse und dann hoffe, „mittelfristig das Problem in den Griff zu bekommen“. Dass er nach der Wahl zurücktrete, sei Unsinn.

Doskozil verwehrte sich gegen „scheinheiliges Mitleid“ und wünschte sich einen „objektiven und fairen Umgang“. Er mache mit seiner Erkrankung keine Politik, erwarte das aber auch von anderen. Die Probleme mit seiner Stimme würden ihn im Übrigen „nicht beeinträchtigen, die richtigen Entscheidungen zu treffen“.

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