Die Wirtschaft wird weiblicher

Die Wirtschaft wird weiblicher
Burgenland ist österreichweit Spitzenreiter bei Firmenchefinnen und Neugründungen

„Die typische Unternehmerin ist gut ausgebildet und im Schnitt 35 Jahre alt“, sagt Melanie Eckhardt, Vorsitzende von Frau in der Wirtschaft Burgenland, der Frauen-Interessensvertretung der Wirtschaftskammer (WKO). Sie selbst leitet ein Bürstenerzeugungsunternehmen und weiß: Den meisten Frauen geht es bei der Firmengründung vor allem um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie um bessere Verdienstmöglichkeiten. Und im Burgenland ist die Aktivität besonders hoch: „Obwohl der Frauenanteil der burgenländischen Bevölkerung seit Jahren abnimmt, liegen wir prozentuell beim Frauenanteil der Unternehmer an der Spitze“, freut sich Eckhardt.

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Kinderbetreuung

Mehr als 39 Prozent der Unternehmen im Land stehen unter weiblicher Führung; in keinem anderen Bundesland ist dieser Wert höher. Im Vorjahr haben 379 Frauen einen Betrieb gegründet, insgesamt gibt es 4.463 Unternehmerinnen im Burgenland. „Meist sind es Ein-Personen-Unternehmen in der Dienstleistungsbranche, die von Frauen gegründet werden“, erklärt Eckhardt.

Bei der Kinderbetreuung sieht die Vorsitzende noch Handlungsbedarf: „Um die Erwerbstätigkeit von Frauen und Männern gleichermaßen zu ermöglichen, ist es notwendig, die Öffnungszeiten von Kindergärten und -krippen auszubauen. Denn die Hauptzuständigkeit für Haushalt, Kinderbetreuung und Pflege von Familienangehörigen schwächt die Position von Frauen am Arbeitsmarkt.“

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Rollenbilder

„Das Aufbrechen veralteter Rollenbilder halte ich für sehr wichtig. Fördermaßnahmen, um Mädchen für technische Berufe zu interessieren, müssen möglichst früh, also bereits im Kindergarten ansetzen“, betont auch Martha Schultz, Vizepräsidentin der WKO und Bundesvorsitzende von Frau in der Wirtschaft, bei ihrem Burgenland-Besuch. Das Bildungsthema sei wichtig, dafür gehen die Unternehmerinnen auch in Schulen und halten Vorträge.

Insgesamt werden im Burgenland jedes Jahr durchschnittlich 1.700 Unternehmen gegründet. Auch mit diesem Wert liegt man österreichweit im Spitzenfeld. Dafür wagen die Burgenländer erst spät den Schritt in die Selbstständigkeit. Neun Prozent der burgenländischen Betriebe im Vorjahr waren Neugründungen. Im Landesvergleich eindeutig an der Spitze liegt der Bezirk Güssing mit 11,8 Prozent Gründer-Anteil vor Oberpullendorf (9,8 Prozent). Am Ende des Rankings: der Bezirk Jennersdorf mit 7,3 Prozent. Das Durchschnittsalter liegt österreichweit bei rund 40 Jahren, im Burgenland bei fast 44 Jahren.

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WKO-Vizepräsidentin Martha Schultz

Zwischen 30 und 40

Die meisten Gründer sind allerdings zwischen 30 und 40 Jahre alt. Rund ein Viertel (exakt 27 Prozent)macht sich in diesem Alter selbstständig. Danach folgt die Gruppe der 40- bis 50-Jährigen mit 23,5 Prozent und jene der 20- bis 30-Jährigen mit 23,3 Prozent. Natascha Kummer von der Wirtschaftskammer Burgenland hat beobachtet: „Die Gründer stürzen sich nicht unvorbereitet in die Selbstständigkeit, sie sammeln zuerst Berufserfahrung und wägen ganz genau ab, ob sie sie den Schritt wagen sollen.“

 

Branchen

Bevorzugte Branchen sind Personenbetreuer, Unternehmensberater, Buchhalter, EDV-Dienstleister und der Direktvertrieb. „Das sind die Branchen, in denen es die meisten Ein-Personen-Unternehmen gibt, weshalb die meisten Neugründer auch sogenannte EPU sind“, weiß Kummer.

Hauptmotiv für den Schritt in die Selbstständigkeit ist bei Frauen und Männern ganz klar der Wunsch, „sein eigener Chef zu sein“. 70 Prozent aller Gründer geben dies als Triebfeder an. Kummer kennt Zitate wie: „Ich will in meiner Zeit- und Lebensgestaltung flexibler sein“, oder „Ich wollte das Ausmaß an Verantwortung, das ich als Angestellter zu tragen hatte, ins eigene Unternehmen einbringen“.

Zahlen & Fakten

1.685 Unternehmen wurden im Jahr 2018 im Burgenland neu gegründet. Das sind 9 Prozent aller Betriebe im Land.  Im Landesvergleich liegt der Bezirk Güssing mit 11,8 Prozent Gründer-Anteil an der Spitze, am Ende der Bezirk Jennersdorf mit 7,3 Prozent. Das Durchschnittsalter der Gründer  liegt im Burgenland bei fast 44 Jahren. 379 Frauen haben im Vorjahr einen neuen Betrieb  gegründet. Insgesamt gibt es 4.463 Unternehmerinnen im Burgenland

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