Die Natur ist einen Monat zu früh dran

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Wie sich Betriebe auf den Klimawandel einstellen, warum bald Roboter die Früchte ernten und ein Appell für den Kauf von saisonalem Obst.

Johann Plemenschits macht im Obstbau keiner so schnell etwas vor. Vor 118 Jahren hat sein Urgroßvater den Hof im mittelburgenländischen Klostermarienberg gekauft. Gemeinsam mit seinen beiden Söhnen bewirtschaftet der 60-Jährige den Obstbaubetrieb heute in fünfter Generation.

Das Geschäft rund um die süßen Früchte ist für die 259 Obstbauern des Landes in Zeiten des Klimawandels und der Teuerungen kein leichtes, besonderes Know-how ist gefragt. Dieses wird Plemenschits auch künftig weitergeben: Vor Kurzem wurde der Ingenieur zum Obmann des Burgenländischen Obstbauverbandes wiedergewählt.

Herausforderungen gebe es derzeit etliche zu bewältigen, sagt der „oberste Obstbauer“. Es seien mehrere Faktoren, die ihm die Sorgen bereiten. „Vor einigen Tagen hatte es 20 Grad Celsius, am vergangenen Wochenende waren es nur zwei Grad. Die Vegetation war Ende Februar so weit wie sonst Ende März. Da stellt sich schon die Frage: Wie geht es weiter?“

Dazu komme die Sorge vor einem möglichen späten Frost. Darüber hinaus kämpfen die Landwirte in der dritten Saison in Folge mit Wintertrockenheit. „Dass die Grundwasserreserven immer weniger werden, macht es nicht einfacher.“ Das werde vor allem im Sommer, ein Problem. Neben diesen Problemen gebe es aber auch noch „andere Baustellen“: Dazu zähle der Mangel an Arbeitskräften oder die gestiegenen Lohnkosten.

Vor 40 Jahren hat Johann Plemenschits erstmals mit der Bewässerung auf seine Obstbauflächen begonnen, seit 30 Jahren schützt er seine Bäume mit einem Hagelnetz. „Um auch in Zukunft als Obstbaubetrieb (über)leben zu können und die Produktionssicherheit zu gewährleisten, ist es erforderlich seinen Betrieb zu modernisieren und zu mechanisieren“, sagt Plemenschits. Was er sich darunter vorstellt?

Wenn Roboter ernten

Um nicht auf schwer zu findenden Arbeitskräfte angewiesen zu sein, müsse wohl künftig auf Ernte-Roboter zurückgegriffen werden. Damit Arbeitsschritte möglichst stark mechanisiert werden können, sind „neue Erziehungsformen“ der Kulturen notwendig. Statt großer dreidimensionaler Bäume setzt er künftig auf kleinere „in 2D“.

„Damit meine ich eine Erziehung, die am Ende so aussieht wie in einem Weingarten“, erläutert der Experte. Er zeigt Bilder aus Ferrara in Italien, wo die Obstbäume bereits so kultiviert werden.

Früchte in geringerer Dimension können dann vom Roboter von den Ästen gepflückt werden. Die Technisierung mache die Obstproduktion zwar nicht billiger, aber kalkulierbarer.

Die Natur ist einen Monat zu früh dran

Auch Obstkulturen im geschützten Anbau seien eine Alternative, um die Früchte vor Hitze, Hagel oder Kälte zu bewahren. Derzeit gibt es in Wiesen einige Landwirte, die ihre Erdbeeren oder Himbeeren im Folientunnel ziehen.

Doch das sei sehr teuer und würde sich vor allem nur im höherpreisigen Obstbausegment auszahlen. Bei einem Kilo Erdbeeren etwa, das deutlich über zehn Euro kostet, würde sich das rechnen. „Bei Äpfel, für die ich 20 Cent pro Kilo bekommen, aber nicht.“

Plemenschits richtet auch einen Appell an die Konsumenten: „Kaufen wir regional und saisonal. Es muss keine Erdbeere im Februar und keine Heidelbeere zu Weihnachten sein. Wir haben ausreichend Winterobst.“

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