"Das Ragweed ruiniert die Bauern, nicht das Gesetz"

Ex-Umweltanwalt Hermann Frühstück verteidigt das neue Ragweed Gesetz, er ist beim Land als Experte für das Unkraut zuständig

Das Burgenland plant ein Ragweed Gesetz, um der invasiven Pflanze Herr zu werden. Ragweed wächst fast überall und löst starke Allergien aus. Im Gesetzesentwurf sind Strafen für uneinsichtige Grundbesitzer ebenso vorgesehen wie die Rodung von Flächen durch gewerbliche Anbieter. Bauern sehen große Probleme auf sich zukommen, weil es keine Entschädigungen gibt. Denn ist ein Acker betroffen und muss gerodet werden, fehlt das Einkommen, weil sowohl Ernte als auch Förderungen ausfallen, weil es eine Ernteverpflichtung gibt.

„Die Bauern werden nicht durch das Gesetz ruiniert, sondern durch das Ragweed“, widerspricht Hermann Frühstück, ehemaliger Umweltanwalt und derzeit vom Land Burgenland engagierter Ragweed-Experte. Denn wenn es Ragweed-Vorkommen in Soja-, Kürbis- oder Maiskulturen gebe, hätten die Bauern sowieso einen Ernteausfall. „Wird es nicht vernichtet, breitet es sich noch weiter aus“, sagt Frühstück im KURIER-Gespräch.

Meldestelle eingerichtet

"Das Ragweed ruiniert die Bauern, nicht das Gesetz"

Frühstück ist in der Ragweed-Koordinierungs- und Meldestelle tätig. Derzeit würden Meldungen über den Ragweed-Finder der Medizinischen Universität Wien eingehen und dann von seiner Stelle weiter bearbeitet. „Wir informieren die Grundbesitzer und fordern sie auf, das Ragweed zu entfernen“, sagt Frühstück. Täglich würden zahlreiche Meldungen eintreffen. „In den vergangenen zwei Jahren hat sich die Pflanze massiv ausgebreitet“, weiß Frühstück, der sich schon seit 2004 mit der invasiven Art beschäftigt.

Im neuen Gesetz ist auch ein Ragweed-Experte für jede Gemeinde vorgesehen. „Das können ausgebildete Naturschutzorgane sein. Derzeit gibt es davon rund 200 und es gibt jetzt einen neuen Kurs“, sagt Frühstück.

"Das Ragweed ruiniert die Bauern, nicht das Gesetz"

Bekämpfung jetzt

Der beste Zeitpunkt, die Pflanze zu bekämpfen, sei jetzt im August, nämlich bevor sich Samen bilden. „Am besten reißt man das Ragweed schon aus, bevor es in die Blüte geht, damit sich die Pollen, die Allergien auslösen, nicht verbreiten können“, sagt Frühstück. Dann sei auch die Entsorgung kein Problem. Jetzt, gegen Ende August, würden die meisten Ragweed-Pflanzen zu blühen beginnen.

"Das Ragweed ruiniert die Bauern, nicht das Gesetz"

Bei Ackerkulturen oder größeren Vorkommen müssen die Flächen gar gehäckselt werden. „Wichtig ist, auch ein zweites Mal über die Fläche zu arbeiten, da sich von den Wurzeln schnell Seitentriebe bilden“, weiß Frühstück. Pflanzenschutzmittel wirken bei dieser invasiven Art nicht. „Glyphosat würde helfen, ist aber verboten. Außerdem hat man in den USA innerhalb von vier Jahren Resistenzen bei Ragweed gegen das Mittel bemerkt“, sagt Frühstück.

Ausnahmen seien im neuen Gesetz nicht vorgesehen – weder für Gemeindennoch für die Straßenverwalttung. „Alle Grundbesitzer müssen zusammenarbeiten, um das Problem in den Griff zu bekommen“, sagt Frühstück. Denn der Samen verbreite sich schnell. „Es gab einen Versuch, wo in einem mittelmäßig kontaminierten Acker die Erde der Reifenprofile eines Traktors nach der Überfahrt untersucht wurde – darin fanden sich 8.000 Samen in einem Reifen“, mahnt Frühstück.

Kommentare