Ragweed-Gesetz: "Finanzieller Ruin für Bauern"
Ragweed, Ambrosia oder Beifußblättriges Traubenkraut – die eingeschleppte Pflanze, hat einige Namen und sorgt für Schlagzeilen. Allergiker fürchten sie, weil sie Schnupfen, juckende Augen bis hin zu Asthma-Attacken auslösen kann. Aber auch Burgenlands Grundbesitzer, und vor allem die Bauern , bringt das Ragweed in Not. Besonders bedroht sehen sich Bio-Betriebe vom neuen Ragweed-Gesetz. Trotz der Bio-Wende.
Strafe als letztes Mittel
Wie berichtet, will das Land ein Gesetz verabschieden, um dem Unkraut beizukommen. Bis zu 3.000 Euro Strafe sind angedroht und die Behörde kann bei Uneinsichtigen sogar eine Firma beauftragen, die das Kraut entfernt. Die Kosten muss aber der Besitzer tragen. „Das Gesetz ist das Fundament im Kampf gegen Ragweed und schafft die rechtlichen Grundlagen. Strafen sind immer das letztmögliche Mittel“, sagt die SPÖ-Umwelt- und Agrarlandesrätin Astrid Eisenkopf.
Zukünftig soll es in dieser Thematik zu einer verstärkten Zusammenarbeit mit dem Verein der Burgenländischen Naturschutzorgane kommen, sagt Eisenkopf.
In erster Linie wolle das Land durch Information und Gesprächen mit Betroffenen zu einer „straffreien“ Lösung kommen. „Genau aus diesem Grund habe ich immer alle Stakeholder miteinbezogen. Neben Experten im Bereich Gesundheit, Straßenbau und Bauwesen ist auch die Landwirtschaftskammer (LK) in die Ragweed-Thematik involviert“, sagt Eisenkopf.
Keine Gespräche
Doch die Landwirtschaftskammer sei nie in Gespräche zu dem geplanten Gesetz eingebunden worden, sagt LK-Präsident Niki Berlakovich.
Er sieht ein großes Problem für alle Grundbesitzer, „dass hier ein Gesetz gemacht und über alle drübergefahren wird.“ Egal ob Garten-, Wald- oder Grundstücksbesitzer, jeder könne angezeigt werden. „Bei Bauern kommt dazu: Wenn die Ernte vernichtet werden muss, etwa in einem Sojafeld, wer zahlt ihnen dann den Schaden?“, fragt Berlakovich.
Kritik kommt auch von Franz Traudtner, Obmann von Bio Austria Burgenland: „Das Gesetz ist der finanzielle Ruin für die Bauern.“
Während sich konventionelle Betriebe noch mit Pflanzenschutzmitteln helfen können, geht die Entfernung des Unkrauts im Bio-Bereich nur in Handarbeit. Eine flächendeckende Entfernung ist kaum leistbar für die Landwirte.
Belastung
Ist die Belastung zu hoch, muss das Feld gehäckselt werden. „Dann gibt es keine Ernte und auch keine Förderung. Es gibt ja eine Ernteverpflichtung“, sagt Traudtner. Ohne Entschädigung für die Bauern wäre das eine Katastrophe.
„Es züchtet niemand absichtlich Ragweed auf den Feldern. Wenn ordentlich gearbeitet wird und trotzdem das Unkraut auftritt, dürfen die Bauern nicht noch bestraft werden“, sagt der Bio-Obmann. Denn die Landwirte seien machtlos, auch wenn Fruchtfolgen mit unterdrückenden Pflanzen angebaut werden.
Die Strafen seien auch für private Grundbesitzer vorgesehen, die sich nicht um das Ragweed kümmern, heißt es von Landesrätin Eisenkopf. Vermehrt hat sich die Pflanze nämlich auch im Bereich der Straßen. Ob die Straßenverwaltungen und Gemeinden ebenfalls zur Kasse gebeten werden, ist unklar.
Invasive Art
Das Ragweed hat seinen Ursprung in Nordamerika. Vor rund 150 Jahren wurde die Pflanze erstmals in Europa registriert. Das Unkraut ist bereits im ganzen Burgenland zu finden. Egal ob Felder, Wegränder oder Schotterstraßen, die anpassungsfähige Pflanze gedeiht bei genügend Licht und Wärme überall. In der Landwirtschaft sorgt die Ambrosia für Ertragseinbußen von rund 60 Prozent bei Mais, 70 Prozent bei Ölkürbis oder 30 Prozent bei Soja.
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