Doskozil auf Tuchfühlung mit Sympathisanten und Skeptikern

Doskozil auf Tuchfühlung mit Sympathisanten und Skeptikern
„Doskozil fragt nach“. In der früheren roten Hochburg Hornstein stellte sich der Landeshauptmann den Fragen von Bürgern.

Jürgen Klein hat im sommerlich aufgeheizten Hornsteiner Forsthaus mit seinem Anliegen bis zum Schluss gewartet. Als die Moderatorin Dienstagabend nach 20 Uhr bei der „Doskozil fragt nach“-Tour um den letzten Publikumsbeitrag bittet, meldet sich der Wimpassinger Familienvater mit einem scheinbar kleinen Problem zu Wort.

Wenn seine Kinder ab Herbst in die Mittelschule in Neufeld wechseln, entspräche die Busfahrt dem Tragen der Kirche ums Kreuz. Weil es zwischen den durch die A3 getrennten Leitha-Gemeinden keine direkte Busverbindung gibt, müssten Schüler erst nach Eisenstadt und von dort nach Neufeld fahren. „Das dauert 80 Minuten, wenn ich sie mit dem Pkw bringe, sind’s 12 Minuten“, vermisst Klein ein leistungsfähiges öffentliches Verkehrsnetz für die Region.

Seit 1. Juli sucht der neue Landeschef den Dialog mit seinen Landsleuten. Noch bis 11. Oktober fragt Doskozil, der im Jänner 2020 erstmals als SPÖ-Spitzenkandidat bei einer Landtagswahl antritt, in elf Gemeinden nach „Wünschen, Problemen und Anliegen“ der Burgenländer.

Vierter Halt war in Hornstein. In der Heimatgemeinde von Karl Stix, 2003 verstorbener Vorvorgänger Doskozils, regiert seit der Kommunalwahl 2017 nicht mehr wie gewohnt ein Roter, sondern der besonders angriffige türkise ÖVP-Landesgeschäftsführer Christoph Wolf. Wolf blieb dem Forsthaus an diesem Abend naturgemäß fern, andere aktive und frühere ÖVP-Mandatare waren aber zugegen.

Sie trugen dazu bei, dass die Schar der rund 150 Gäste bunt gemischt war. Neben vielen der SPÖ Nahestehenden waren politisch Interessierte, aber parteipolitisch Ungebundene dabei – wie Jürgen Klein.

Doskozil auf Tuchfühlung mit Sympathisanten und Skeptikern

Jürgen Klein mit Ehefrau Eveline und Kindern Anita und Stefan wünscht sich besseren öffentlichen Nahverkehr

Roter Faden abgespult

Dass es trotz dieses heterogenen Publikums und der Bitte Doskozils nach „kritischen Fragen“ zu keiner kontroversiellen Debatte kam, lag nur zum kleineren Teil an der Harmoniebedürftigkeit des gemeinen Burgenländers. Schwerer wog, dass dem Abspulen des „roten Fadens“ das größte Augenmerk geschenkt wurde. In erster Linie diente auch der Abend in Hornstein dazu, die Agenda Doskozils – Gratiskindergarten, freiwilliger Englischunterricht an Volksschulen, Biowende, Mindestlohn und Pflegeplan – unters Volk zu bringen. Mancher Gast fand das durchaus „genial“.

Die meisten Fragen gab es zur Pflege. So erfuhr man, dass eine Pensionistin, die ihren pflegebedürftigen Mann im Ruhestand betreut, mit der Aufstockung ihrer Mindestpension bis auf den Mindestlohn von 1.700 Euro (bei 40-Stunden-Betreuung) rechnen darf. „Die, die unseren Dreck wegräumen, haben 1.700 Euro netto Mindestlohn verdient“, brachte Doskozil den ersten Applaus, aber auch die besorgte Frage ein, ob sich das ein „kleiner Tischler mit zwei Angestellten leisten kann“. Nach längerem Hin und Her meinte der Landeshauptmann, „dass wir bei diesem Thema wahrscheinlich auf keinen grünen Zweig kommen“.

Auch Jürgen Klein konnte Doskozil mit seiner Antwort am Ende nicht zufriedenstellen. Die große Verkehrslösung Richtung Wien, von der Doskozil sprach, passte nicht ganz zu den „Sorgen eines kleinen Bürgers“. Klein nahm’s dennoch gelassen.

Aber Doskozil hatte ohnedies schon eingangs prophetisch gemeint: „Ich weiß nicht, ob meine Antworten immer zur Zufriedenheit des Fragestellers ausfallen“.

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