Wie Jugendliche unter der Pandemie leiden

Wie Jugendliche unter der Pandemie leiden
Die Kapazitäten für Minderjährige sind oft erschöpft, Anfragen beim Psychosozialen Dienst nehmen zu.

Eine Jugendliche muss wegen akuter psychischer Probleme ins Krankenhaus. „Das Spital schickte sie weiter in die Landesnervenklinik Sigmund Freud in Graz, obwohl schon klar war, dass dort kein freier Platz ist“, schildert Marek Zeliska, Leiter des SOS Kinderdorf Burgenland.

Die Landesnervenklinik meldete sich beim Kinderdorf, dass die Jugendliche abgeholt werden müsse. „Solche Krisen passieren meist am Abend oder am Wochenende“, sagt Zelsika. Es sei nur eines von vielen Beispielen, bei denen es an der nötigen Betreuung fehlte.

Deutliche Symptome

„Viele an sich psychisch gesunde Minderjährige zeigen deutliche Symptome von psychischer Belastung wie Lustlosigkeit, Abgeschlagenheit, Traurigkeit, Sorge oder Ängstlichkeit, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen und andere psychosomatische Beschwerden“, erklärt Roland Grassl vom Psychosozialen Dienst (PSD) Burgenland.

Die Kinderabteilung des Krankenhauses in Eisenstadt sei derzeit zu einem guten Teil mit psychosomatisch kranken Kindern beschäftigt, „was vor Corona ganz anders war“, weiß Grassl.

Die Ambulatorien des PSD in Oberwart und Eisenstadt haben deutlich mehr Erstanmeldungen. So wurden in der Ambulanz und Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie-Nord im ersten Quartal 2020 111 neue Patienten vorstellig, im Vergleichszeitraum dieses Jahres waren es mehr als 150 Erstanmeldungen.

„Die Krankheitsbilder sind Depressionen, Angststörungen, Zwangserkrankungen, Essstörungen sowie unspezifische Anpassungsstörungen, die häufiger geworden sind. „Bei den Essstörungen mussten wir sogar eine Verdoppelung feststellen“, berichtet Grassl.

"Kassenfinanzierte Therapieplätze fehlen"

Bereits vor der Corona-Krise fehlte es in Österreich an rund 70.000 kassenfinanzierten Therapieplätzen für Kinder und Jugendliche, heißt es vom SOS Kinderdorf. Der Kinder und Jugendhilfe Burgenland stehen nur die nicht psychiatrischen stationären Krisenplätze im SOS-Kinderdorf Pinkafeld zur Verfügung.

„Die Plätze sind oft belegt“, sagt Zeliska, der trotzdem bei Krisen immer um Lösungen bemüht ist.

NEOS-Landesgeschäftsführerin Simone Pibernik sieht die Lage kritisch. Sie fordert stationäre Einrichtungen im Burgenland für Kinder und Jugendliche. „Kooperationspartner in Niederösterreich und der Steiermark sind zu wenig“, meint Pibernik. Auch an Kassenärzten fehle es, „dazu gibt es nur einen einzigen im Burgenland“.

„Die Unterversorgung ist uns schon länger bekannt, durch Covid spitzt sich die Lage jetzt zu“, erklärt Marek Zeliska.

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