Commerzialbank: Geschädigter will „Gerechtigkeit“

Commerzialbank Mattersburg, Filiale Hirm
Verurteilte Ex-Bankvorständin Klikovits sagte am Montag als Zeugin aus. Privatbeteiligter hadert mit der Arbeit der Bankprüfer, sein Unternehmen verlor 1,4 Millionen Euro.

Als Beschuldigte war Franziska Klikovits stets bemüht, ihr Gesicht zu verbergen – entweder durch eine schwarze Maske oder ihre langen Haare. 

Am Montag tritt die mittlerweile rechtskräftig zu sechs Jahren und vier Monaten Haft verurteilte Ex-Vorständin der Commerzialbank Mattersburg als Zeugin auf. Begleitet wird sie von einer Anwältin. Ohne Maskierung und mit deutlich kürzerem Haar wiederholt die 60-jährige Klikovits, was inzwischen schon zigfach abgehandelt wurde.

Denn am Montag wird im großen Saal des Landesgerichts Eisenstadt der im Juli wegen „Zeitablaufs“ neu aufgerollte Prozess gegen zwei Unternehmer (Spengler und Maler) aus dem Bezirk Mattersburg fortgesetzt. 

Dieser bisher umfangreichste Prozess rund um die Pleitebank hatte im Jänner mit fünf Angeklagten begonnen: Klikovits und ein Ex-Tischler wurden im Februar verurteilt, das Verfahren gegen den laut Gutachten nicht verhandlungsfähigen Bankgründer Marin Pucher wurde ausgeschieden.

Weil die Verhandlung gegen Spengler und Maler erst Mitte Juli fortgesetzt wurde, verlangten deren Anwälte Martin Fischer und Mirko Matkovits eine Neuauflage.

Die Spenglerei und der Malerbetrieb gehörten zu den größten Kreditnehmern der Commerzialbank. Obwohl zahlungsunfähig, wurden die Betriebe durch Kredite und Bargeldübergaben in der Höhe von fast 70 Millionen Euro über viele Jahre künstlich am Leben erhalten. Die Frage ist: Von wem ist die Initiative dafür ausgegangen und wem hat der pflichtwidrige Geldfluss mehr genützt?

Die Linie der Verteidigung: Weil die Bank laut Gutachten „spätestens 1999 zahlungsunfähig war“, habe Pucher alles darangesetzt, die Kredite nicht fällig zu stellen, weil sonst im gleichen Atemzug sein Kartenhaus in der Bank in sich zusammengestürzt wäre. 

Das wäre wohl das „Risiko“ gewesen, „dass die Malversationen der Bank ans Tageslicht kommen“, so Klikovits.

Warum das erst im Juli 2020 geschah, versteht Günter Weißnar bis heute nicht. Der 60-Jährige hat sich als Privatbeteiligter dem Verfahren angeschlossen und meldet sich im Gerichtssaal immer wieder emotional mit Fragen an Angeklagte und Zeugen zu Wort.

Weißnar ist Geschäftsführer des Versicherungs- und Finanzdienstleisters Protecta, der nach der Commerzialbank-Pleite auf 1,4 Millionen Euro sitzen blieb. Er habe die Bank von seinem Vorgänger „geerbt“, schildert Weißnar und sich nichts Schlechtes gedacht. 

Zumal er sich jedes Jahr die Bilanzen der Bank schicken ließ und ein Kreditschutzverband noch 2019 die Ausfallwahrscheinlichkeit mit 0,03 Prozent beziffert habe. Dass die Bankenaufsicht schon 2015 detaillierte Informationen eines Whistleblowers hatte und nichts finden konnte und er jetzt höre, dass die Bank schon 1999 pleite war, mache ihn fassungslos und erschüttere sein Vertrauen in die Behörden zutiefst. 

Der Verlust bei Protecta werde heuer wohl endgültig abgeschrieben, dennoch will Weißnar das Verfahren bis zum Ende verfolgen. Warum tut er sich das an, obwohl ihm die Causa nach eigenem Bekunden auch gesundheitlich ziemlich zugesetzt habe? „Ich will Gerechtigkeit“. 

Fortsetzung am Donnerstag.

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