Commerzialbank: Ahnungslose Prokuristin, Masseverwalter und "Riesenskandal"

Commerzialbank: Ahnungslose Prokuristin, Masseverwalter und "Riesenskandal"
Verfahrensrichter Walter Pilgermair und Ausschuss-Vorsitzende Verena Dunst in der letzten Sitzung des U-Ausschusses vor Weihnachten, in der zwei hochrangige Bank-Mitarbeiterinnen, LH Doskozil und FMA-Chef Ettl befragt werden

Die letzte Sitzung des Untersuchungsausschusses zur Commerzialbank vor Weihnachten begann mit zwei großen Überraschungen: Die langjährige Mitarbeiterin der Bank, Sonja L., brachte Masseverwalter Gerwald Holper als Vertrauensperson in den Sitzungssaal. L. gehört einem Team aus ehemaligen Bank-Mitarbeitern an, das dem Masseverwalter bei der Aufarbeitung des Skandals behilflich ist.

FPÖ-Mandatar Alexander Petschnig thematisierte diese "schiefe Optik" und auch Verfahrensanwalt Walter Pilgermair ließ seinen Unmut deutlich erkennen: „Sie haben die volle Aufmerksamkeit des Ausschusses“, meinte er gar nicht freundlich in Richtung Holper.

Ungewohnt scharf hat Pilgermair auch Sonja L. gemaßregelt, weil diese ihre 1996 begonnene Karriere bei der Commerzialbank als statisch bezeichnete, sie habe keine Entwicklung durchlaufen, sondern sei immer für Buchungen und den Zahlungsverkehr zuständig gewesen. Allerdings war L., Tochter von Aufsichtsrat Wilhelm Grafl, in den letzten zwei Jahren auch Prokuristin der Bank. "Das ist enttäuschend", meinte Pilgermair zu L.

Übrigens: Bei anderen, "höhergestellten" Zeugen, etwa Politikern, war Pilgermair bisher stets ausgesucht höflich. Verlässlich wie immer im Zweifelsfall auf Seiten ihrer SPÖ blieb hingegen Ausschuss-Vorsitzende Verena Dunst.

Die Bank hatte rund 65 Mitarbeiter und acht Prokuristen, so L., die für die Prokuristentätigkeit monatlich eine Zulage von 2.000 Euro brutto erhalten hat. Von einer Schieflage der Bank habe sie nie etwas mitbekommen, als sie am 15. Juli von der Schließung der Bank erfuhr, „wäre ich umgefallen, wenn ich mich nicht angehalten hätte". Auch in den Tagen vor dem Aus der Bank habe es keine auffälligen Überweisungen gegeben.

Die schon mehrfach angesprochene Liste mit Namen von Personen, die von der Bank Geburtstags- oder Weihnachtsgeschenke (Silberbarren bis zu einem Kilo, Goldplättchen bis 100 Gramm, Champagner, Blumen) erhalten haben, kennt L., Namen wollte sie aber keine nennen, weil vermutlich "90 Prozent auch Kunden der Bank waren". Es waren auch Bürgermeister und Vizebürgermeister des Bezirks Mattersburg darunter, so L., Details kenne aber die frühere Leiterin des Bank-Sekretariats. L. selbst sah einmal den zurückgetretenen SPÖ-Landesrat Christian Illedits in der Bank, als er einen Termin bei Bankchef Martin Pucher hatte.

"Riesenskandal"

Zu einem heftigen Schlagabtausch zwischen SPÖ und ÖVP kam es, als der rote Mandatar Kilian Brandstätter eine Unterlage vorlegte, die "von der Landespolizeidirektion Burgenland" zugespielt worden sei. ÖVP-Fraktionschef Patrik Fazekas ortete einen "Riesenskandal", wenn die LPD der SPÖ Unterlagen zuspiele, die ÖVP werde das rechtlich prüfen lassen. Daraufhin sprang der rote Landesgeschäftsführer Roland Fürst seinem Kollegen zur Seite, die Unterlage stamme zwar von der Polizei, sei der SPÖ aber von "engagierten Bürgern" anonym zugespielt worden. Verfahrensrichter Pilgermair hatte "keine Bedenken gegen die Verwendung der Unterlage".

Kommentare