Burgenlands Kaufkraft steigt - und verpufft in der Teuerung

Burgenlands Kaufkraft steigt - und verpufft in der Teuerung
Laut aktueller Studie haben sich Kaufkraft und Preise seit 2008 positiv entwickelt. Dennoch orten bei Online-Umfrage aktuell 92 Prozent Kaufkraftverlust.

Die Preissteigerungen der vergangenen Monate sind wohl an niemandem spurlos vorüber gegangen. Auch wenn die Inflation kurzfristig extrem stark zu spüren ist, so hat sich die Kaufkraft in den vergangenen 15 Jahren im Burgenland dennoch positiv entwickelt.

Das zeigt eine aktuelle Studie des  Markt- und Meinungsforschungsinstitutes OGM im Auftrag der Wirtschaftsagentur Burgenland.  Insgesamt ist die reale Kaufkraft im Burgenland in den vergangenen 15 Jahren stärker gestiegen als in den anderen Bundesländern. Und das traditionelle Nord-Süd-Gefälle flacht sich immer mehr ab.

    Zunächst eine Begriffsdefinition: Die reale Kaufkraft sagt aus, wie viel man sich vom Einkommen kaufen kann. Maßgeblich sind mehrere Faktoren:

    • die Einkommenshöhe,
    • das Preisniveau,
    • die Lebenserhaltungskosten und
    • regionale Konsumgewohnheiten.

    Unlängst hat die Wirtschaftskammer Burgenland eine ähnliche Studie zum Thema Kaufkraft im Burgenland publiziert. 

    Mehr dazu hier: Ungarn und Slowaken retten die Kaufkraftbilanz des Burgenlandes

    "Dieses großartige Studienergebnis freut uns besonders – ist es doch eine Bestätigung unseres wirtschaftspolitischen Weges", sagt dazu Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Er führt das Ergebnis unter anderem auf die Lohnpolitik und diverse Unterstützungsmaßnahmen der Landesregierung zurück, wie etwa Wärmepreis- oder Wohnkostendeckel.

    "Uns sind Maßnahmen wichtig, die sich auf die realen Lebensbedingungen im Burgenland stützen und dadurch umso besser greifen können. Daher ist auch die weitere Ausrollung des burgenländischen Mindestlohnmodells so essentiell."

    Im Bundesländervergleich verzeichnet das Burgenland jedenfalls Top-Werte bei Wirtschaftskraft und Beschäftigung:

    • Die Arbeitslosenquote hat mit 6,3 Prozent den niedrigsten Wert seit 1981 erreicht.
    • Das Wirtschaftswachstum stieg auf 4,1 Prozent.
    • Die Zahl der Beschäftigten wuchs um 2, 9 Prozent auf den Rekordwert von durchschnittlich 111.800 Personen.

    Der aktuelle OGM-Bericht soll der Landesregierung als Grundlage für künftige strategische Investitionen im Land dienen, um diesen Trend halten beziehungsweise ausbauen zu können. "Der Vergleich zum österreichischen Durchschnitt zeigt, dass wir den erfolgreichen Weg weiter gehen und weiterhin Maßnahmen ergreifen werden, um das Einkommensniveau zu steigern und die Lebenserhaltungskosten niedrig zu halten", bekräftigt auch Wirtschaftslandesrat Leonhard Schneemann.

    Die Kernaussagen der Studie

    • Im Burgenland sind die Einkommen um 1,9 Prozent höher sind als im Österreich-Schnitt. 
    • Gleichzeitig sind die Preise um 3 Prozent niedriger, das ergibt eine reale Kaufkraft von 105 Prozent.
    • Die Pro-Kopf-Einkommen sind im nördlichen Burgenland höher als in ganz Österreich, im Südburgenland sind sie zwar nach wie vor niedriger, aber der Landessüden holt kräftig auf.
    • Konkret verdienten unselbstständig Erwerbstätige im Burgenland 2021 durchschnittlich um 2.100 Euro brutto mehr im Jahr, das sind durchschnittlich 150 Euro mehr im Monat als bundesweit.
    • Die Lebenserhaltungskosten sind in den vergangenen 15 Jahren nicht mehr gestiegen als österreichweit und sind in allen Bezirken deutlich niedriger als im Österreichschnitt.

    Doskozil und Schneemann führen die gute Entwicklung auf mehrere Faktoren zurück. Dazu zählen der Mindestlohn von 2.000 Euro netto, Maßnahmen wie das Bonus-Ticket für den Tourismus während der Corona-Zeit und der Handwerkerbonus.

    Aber was sagt die Studie nun im Detail aus. Und wie haben sich die einzelnen Bereiche im Burgenland entwickelt.

    Reale Kaufkraft

    Im Burgenland sind die Einkommen höher als im Österreich-Schnitt. Auf der anderen Seite sind im Burgenland die Preise niedriger. Konkret ist das burgenländische Pro-Kopf-Einkommen um 1,9 Prozent höher als im österreichischen Durchschnitt, während die Preise im Burgenland um 3 Prozent unter dem bundesweiten Durchschnitt liegen. 

    Burgenlands Kaufkraft steigt - und verpufft in der Teuerung

    Reale Kaufkraft im Bundesland-Vergleich.

    Daraus ergibt sich für das Burgenland eine reale Kaufkraft von 105 Prozent. Im Durchschnitt kann sich die burgenländische Bevölkerung also um 5 Prozent mehr leisten als die durchschnittlichen Österreicher. Damit liegt das Burgenland im Bundesländervergleich hinter Niederösterreich auf Platz 2. Generell hat sich die reale Kaufkraft im Burgenland in den vergangenen 15 Jahren deutlich besser entwickelt als in den anderen Bundesländern.

    Das Nord-Süd-Gefälle

    So gut wie in jeder Statistik über das Burgenland zeigt sich ein eklatantes Nord-Süd-Gefälle. Das besteht zwar auch weiterhin im Bereich der Kaufkraft, allerdings hat der Süden stark aufgeholt. So können sich die Nordburgenländer zwar mehr leisten als der Österreich-Schnitt, die Südburgenländer liegen nun aber zumindest relativ genau auf diesem Niveau

    Die Pro-Kopf-Einkommen sind im nördlichen Burgenland höher als in ganz Österreich. Im Südburgenland sind sie zwar nach wie vor niedriger, aber der Süden holt kräftig auf. Im Vergleich zum Einkommensindex 2008 konnte das Nordburgenland das hohe Einkaufsniveau halten, im Süden konnte der Rückstand gegenüber dem Norden aber deutlich abgebaut werden.

    Burgenlands Kaufkraft steigt - und verpufft in der Teuerung

    Einkommensniveau im Bundesland-Vergleich.

    Konkret verdienten unselbständig Erwerbstätige im Burgenland 2021 durchschnittlich um 2.100 Euro brutto mehr im Jahr, das sind durchschnittlich 150 Euro mehr im Monat, als bundesweit. Ein immer größerer Teil der unselbständig Erwerbstätigen im Burgenland ist ganzjährig beschäftigt, die früher sehr hohe Saisonarbeitslosigkeit ist deutlich zurückgegangen.

    Niedrigere Wohnkosten

    Die Lebenserhaltungskosten sind im Burgenland in den vergangenen 15 Jahren nicht mehr gestiegen als österreichweit und sind in allen burgenländischen Bezirken auch deutlich niedriger als im Österreichschnitt.

    Burgenlands Kaufkraft steigt - und verpufft in der Teuerung

    Preisniveau im Bundesland-Vergleich.

    Das Burgenland hat die österreichweit geringsten Preise fürs Wohnen. Gemessen an den österreichweiten Durchschnittspreisen sind die Wohnkosten im Burgenland um 26 Prozent niedriger. Auch in der Gastronomie sind die Preise im Burgenland um 9 Prozent billiger als die österreichweiten Durchschnittspreise – bedingt durch das Ost-West-Gefälle und die hohen Preise in den Tourismusregionen Westösterreichs.

    Zahlen lügen nicht - oder?

    Eine Momentaufnahme - und damit natürlich auch ganz andere Ergebnisse liefert hingegen eine aktuelle Umfrage unter 1.200 Haushalten durch das Tarifvergleichportals durchblicker.at im Mai und Juni. Drei Viertel der Haushalte geben an, dass ihr Haushaltseinkommen gesunken ist oder die Einkommenserhöhung ihre inflationsbedingten Mehrausgaben im ersten Halbjahr nicht ausgeglichen hat. 

    Knapp sechs von zehn Haushalte empfinden die Mehrbelastung als massiv

    • 58 Prozent sagen laut Umfrage, dass sich ihre Fixkosten seit Jahresbeginn stark bis sehr stark erhöht hätten.
    • 34 Prozent müssen zur Deckung ihrer Lebenserhaltungskosten auf einen Notgroschen zurückgreifen.
    • 17 Prozent überziehen ihr Konto oder überbrücken die Mehrkosten durch Kredite.

    Im Bundesländervergleich traf der Kaufkraftverlust die Burgenländer am breitesten

    • Mehr als 92 Prozent geben im Burgenland an, dass sich ihr Haushaltseinkommen reduziert oder die Erhöhung des Haushaltseinkommens die inflationsbedingten Mehrausgaben nicht ausgeglichen hat. In Salzburg trifft das auf 80 Prozent der Haushalte zu, in Oberösterreich auf 78 Prozent.
    • Am besten schneiden Vorarlberg und Kärnten ab: Selbst dort geben aber zwei Drittel der Haushalte an, dass ihre Einkommensentwicklung nicht mit der Inflation mithalten konnte.

    Österreichweit vor allem Menschen in Karenz, Arbeitslose und Alleinerziehende besonders betroffen

    • Einen Rückgang des Realeinkommens haben vor allem Personen in Elternkarenz (94 Prozent) verzeichnet.
    • Außerdem zählen dazu Arbeitssuchende (92 Prozent), Alleinstehende mit Kind (82 Prozent) und im Vergleich der Altersgruppen die 50- bis 59-Jährigen (77 Prozent), die im ersten Halbjahr einen Rückgang ihres Realeinkommens verzeichnet haben.
    • In Relation etwas besser geht es Vertragsbediensteten und Angestellten, Zwei-Personen-Haushalten ohne Kinder und generell den 30- bis 39-Jährigen.

    Wo wurde die Teuerung besonders gespürt

    • Nahrungsmittel (72 Prozent)
    • Restaurants und Bars (58 Prozent)
    • Reisen (45 Prozent)
    • Heizkosten (46%)
    • Strom (45%) abgelöst

    Wo wird jetzt gespart

    • Gastronomie (74 Prozent)
    • Bekleidung (69 Prozent)
    • Reisen (57 Prozent)

    Obwohl drei Viertel mit einem weiteren Anstieg ihrer Fixkosten in den kommenden Monaten rechnen, verbreitet sich bei etwas mehr Haushalten Zuversicht hinsichtlich ihrer finanziellen Situation. Blickten vor neun Monaten nur 34 Prozent der Haushalte positiv in die Zukunft, sind es jetzt wieder 40 Prozent. Sechs von zehn Haushalte sind dagegen nach wie vor sorgenvoll. Für knapp zwei Drittel bietet die Fixkostenoptimierung noch viel Luft nach oben.

    Die Empfehlung von durchblicker.at: Die Fixkosten besonders genau unter die Lupe zu nehmen - vor allem Versicherungen, Finanzen, Strom/Gas und Internet/Handy. In der Umfrage geben 62 Prozent der Befragten an, noch nie ihre Fixkosten optimiert zu haben. Nur jeder achte Haushalt überprüft das Optimierungspotenzial regelmäßig.

    Optimiert werden laut Umfrage am häufigsten Versicherungen und Finanzprodukte. 4 von 10 Haushalten haben ihre Versicherungen gekündigt bzw. gewechselt. Jeder Fünfte überprüfte seine aktuellen Sparzinsen am Konto sowie Gebühren für Girokonto oder Kreditkarte. Wer seine Haushaltsverträge noch nie unter die Lupe genommen hat, kann laut Spona durch Vergleiche und Anbieterwechsel erheblich Kosten sparen - in Summe aktuell bis zu 3.300 Euro.

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