Burgenlands älteste Buchhandlung wurde von Kette übernommen

Im klein strukturierten Burgenland wiegt es besonders schwer, wenn Nahversorger des täglichen Bedarfs zusperren. Das gilt für den Greißler in der kleinen Ortschaft ebenso wie für die Buchhandlung in der Landeshauptstadt.
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In dieser Woche wurde der „Nentwich“, die älteste Buchhandlung des Burgenlandes in der Eisenstädter Fußgängerzone, endgültig von der Kette Thalia übernommen. Nach 157 Jahren ist Schluss als eigentümer-geführtes Unternehmen, auch wenn der Name „Nentwich“ weiterbestehen wird. „Die Firmengeschichte wird fortgeschrieben“, sagt der bisherige Inhaber Norbert Lattner, der die Buchhandlung in fünfter Generation geführt hat.
Ausschlaggebende Argumente für den Verkauf waren einerseits die düsteren Zukunftsaussichten der Branche – und seine Kinder. „Ich habe immer gesagt, nach mir ist Schluss. Das halse ich meinen Kindern nicht auf“, sagt Lattner, Vater zweier Söhne, einen Tag nach dem endgültigen Abschluss des Verkaufs an Thalia.
Für Einzelkämpfer, wie er einer war, werde die Branche zusehends schwieriger, Nischen seien immer schwieriger zu finden. Und: „Ich werde auch älter und habe nicht mehr den Drive wie noch vor einigen Jahren.“ Besonders kräfteraubend sei die Corona-Pandemie gewesen, sowohl körperlich als auch geistig. „Da bin ich sieben Tage die Woche von sieben bis 23 Uhr im Geschäft gestanden, wir haben gearbeitet wie die Tiere“, sagt Lattner.
Keine Tränen
Bereuen wird er seine Entscheidung vermutlich nicht, sagt er zum KURIER. „Thalia wäre so oder so gekommen. Und mit dieser Konkurrenz ums Eck’ wäre alles noch aussichtsloser gewesen. Wir mussten ja nicht verkaufen, aber wir wollten“, sagt Lattner, der froh ist, dass alle seine Mitarbeiter übernommen wurden. Er will sich nun gemeinsam mit seiner Frau voll auf das bisher zweite Standbein Event-Merchandising konzentrieren.
„Ich glaube, unser Abschied als Buchhändler ist für das Umfeld trauriger, als für uns selbst. Schließlich sind wir es, die gekämpft haben oder kämpfen mussten.“ Schwerer würde der Abschied hingegen seinem jüngeren Sohn (12) fallen: „Er ist nach der Schule immer ins Geschäft gekommen, das wird ihm sehr fehlen.“
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