Retter müssen ins kalte Wasser springen

Retter müssen ins kalte Wasser springen
Früher Saisonstart und hohe Risikobereitschaft ruft die Wasserrettung öfter auf den Plan

Alarm am Neusiedler See: Ein Surfer ist in dem eisig kalten Wasser verunglückt. Weil sich eine dünne Eisschicht am See befindet, hat die Wasserrettung mit ihrem 27 Jahre alten Boot keine Chance dem Mann zu Hilfe zu eilen. Der Sportler kann schließlich nahezu unverletzt von der Feuerwehr geborgen werden. Doch nicht immer gehen die Unfälle am Wasser so glimpflich aus.

6900 Österreicher haben sich 2017 beim Schwimmen oder der Ausübung einer anderen Wassersportart so schwer verletzt, dass sie im Krankenhaus behandelt werden mussten. 33 Menschen kamen laut Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KfV) in österreichischen Gewässern ums Leben. Alle Hände voll zu tun hat auch die Österreichische Wasserrettung im Burgenland (ÖWR). Die Aufgaben der Organisation, bei der sich ausschließlich Ehrenamtliche engagieren, werden umfangreicher, sagt ÖWR-Präsident Stefan Ferschich zum KURIER.

Diese Entwicklung belege auch die aktuelle Bilanz. Knapp 4500 Einsatzstunden wurden im Vorjahr geleistet, drei Personen konnten nur mehr tot aus dem Wasser geborgen werden. „Einsätze gibt es aber nicht mehr nur in der klassischen Sommersaison, sondern auch außerhalb der warmen Jahreszeit“, sagt Ferschich.

Retter müssen ins kalte Wasser springen

Übung auf dem Eis

Im Februar im Wasser

Die ersten Alarmierungen kämen neuerdings schon Anfang des Jahres. „Früher ging es im Mai los, jetzt schon im Februar“, sagt Ferschich. Dass immer früher im Jahr Wassersport betrieben wird, habe mit der verbesserten Technik und Ausrüstung zu tun. Innenboot-Motoren und Neopren-Anzüge ließen Wassersportler auch vor eisigen Temperaturen nicht zurückschrecken. Auch aufgrund dieser Entwicklung und auch weil es immer mehr Wassersportler gibt, würden die Rettungseinsätze steigen. Während vor 20 Jahren vornehmlich dem Segelsport gefrönt wurde, reiche die Angebotspalette heute vom Wakeboarden, über Stand-Up Paddeling bis zum Kitesurfen.

Selbstüberschätzung und mangelnde Kenntnisse würde immer wieder zu einer verzerrten Risikowahrnehmung führen, sind sich Experten einig. ÖWR-Präsident Ferschich nennt ein Beispiel: Für einen jungen Mann, dessen Boot im Sommer im Schlamm des Neusiedler Sees stecken geblieben war, endete der Ausflug fatal. Weil er das Boot wegschieben wollte, köpfelte er in den See. Der war an dieser Stelle nur 60 Zentimeter seicht, der Bootsfahrer verletzte sich die Halswirbel. Er ist seither querschnittsgelähmt.

„Man sollte sich nicht nur über örtliche Gegebenheiten, sondern auch über das Wetter informieren“, sagt Ferschich. Wichtig sei zudem auch, die Wassersportart, die man betreibe, zu beherrschen. „Was wir auch bemerken ist, dass es mit den Schwimmkenntnissen der Leute bergab geht.“

Zugenommen haben die Rettungseinsätze, aber auch andere Leistungen der Wasserrettung werden stärker nachgefragt. „Wir haben jedes Jahr mehr Sport-Events, bei denen wir vor Ort sind.“ Demnächst bekommt die ÖWR jedenfalls Verstärkung – mit 300 PS: Am Neusiedler See kommt ab dem Frühjahr ein neues Boot zum Einsatz – am 6. April ist Bootstaufe.

Retter aus Malibu

„Das neue Boot ist so konstruiert, dass wir auch bei Eis im Einsatz sein können.“ Den Löwenanteil der Kosten von 240.000 Euro trägt das Land, einen Teil hat die ÖWR selbst aufgebracht: Durch die Versteigerung einer von Baywatch-Star David Hasselhoff signierten Boje wurden 1600 Euro in die Bootskassa gespült. Ferschich hofft, dass sich der „Kollege aus Malibu“ künftig wieder für die pannonischen Wasserretter einsetzen wird.

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