Burgenland: Landestochter kauft von Architekten Leistungen bis 60 Mio. Euro zu
Das Land will besser und billiger bauen. Für die Erfüllung dieses selbst erhobenen Anspruchs wurden in den vergangenen Jahren mehrere Gesellschaften gegründet: 2019 wurde die Beteiligungs- und Liegenschafts GmbH (BELIG) in die Landesimmobilien Burgenland (LIB) umgewandelt, 2020 und 2022 kamen die LIB-Töchter Projektentwicklung Burgenland (PEB) und So Wohnt Burgenland (SOWO) hinzu. Allein heuer soll die LIB-Gruppe fast 100 Millionen Euro verbauen.
In den kommenden Jahren dürfte es in dieser Tonart weitergehen. Die noch in den Startlöchern stehende SOWO soll 71 Pflegestützpunkte quer durchs Land sowie Wohnungen und Reihenhäuser errichten – die ersten in Pinkafeld und Stuben im Bezirk Oberwart.
➤Lesen Sie mehr: Warum das Land Burgenland in den Wohnbau einsteigt
Obwohl LIB und PEB gemeinsam über mehr als 70 Mitarbeiter verfügen, müssen Dienstleistungen von außen zugekauft werden. Und nicht zu knapp. Von der Planeinreichung bis zur Bauaufsicht reicht der Bogen.
Dazu hat die LIB auf dem Vergabeportal ANKÖ (Auftragnehmerkataster Österreich) ein Vergabeverfahren für „Dienstleistungen aus dem Bereich der Planungs- und sonstigen Konsulentenleistungen“ gestartet. Geschätzter Auftragswert für vier Jahre (Ende 2023 bis 2027): „50 Millionen Euro“. Und: „Das maximale Abrufvolumen beträgt 60 Millionen Euro, zuzüglich Umsatzsteuer“.
Laut Experten ist das Auftragsvolumen für burgenländische Verhältnisse sehr hoch – selbst für vier Jahre.
Das EU-weite Verfahren ist zweistufig. In der ersten Stufe konnten Interessenten ihre Teilnahmeanträge abgeben, dann wird ausgesiebt. Erst in der zweiten Stufe ermittelt die LIB „die technisch und wirtschaftlich günstigsten Angebote“ jener Bieter, die die Vorauswahl überstanden haben. In Summe sollen in zwei Kategorien (Planung/Ausführung) „mit bis zu 25 Partnern Rahmenvereinbarungen mit einer Laufzeit von vier Jahren“ abgeschlossen werden, heißt es auf Seite 6 des 27-seitigen Vergabedokuments. Auch Bietergemeinschaften sind zugelassen.
Wer zum Zug kommt, wird über ein Punktesystem ermittelt. Beurteilt werden auch bereits umgesetzte Referenzprojekte, wobei solche bevorzugt werden, die dem burgenländischen Baugesetz unterlagen, soll wohl heißen: Wer schon im Burgenland öffentliche Gebäude errichtet hat, bekommt mehr Punkte.
Der KURIER hat burgenländische Architekten nach ihrer Meinung gefragt, namentlich genannt werden wollten sie nicht. Am Vergabeverfahren stoßen sie sich nicht wirklich. Das sei „nicht ungewöhnlich“ und ermögliche auch heimischen Büros die Teilnahme.
Die Befürchtung ist eine andere: „Es wird nur die Dienstleistung abgerufen, nicht die Kreativität“, bringt ein Architekt die Bedenken auf den Punkt. Und das Land könnte sich für künftige Projekte aus diesem Pool bedienen und auf Ausschreibungen für einzelne Bauprojekte verzichten. Das wäre fatal für die Baukultur im Land.
Kommentare