Betagte Mutter des Esterhazy-Chefs soll entführt worden sein
Großalarm für die Polizei in Eisenstadt am Dienstagnachmittag: Die betagte Mutter von Esterhazy-General Stefan Ottrubay soll entführt worden sein, wurde dem KURIER am frühen Abend aus Polizeikreisen berichtet. Eine offizielle Bestätigung durch die Landespolizeidirektion blieb zunächst „aus kriminaltaktischen und Opferschutz-Gründen“ aus.
Demnach sei die 88-jährige Dame gegen 15.30 Uhr mit ihrer Pflegerin in Eisenstadt in der Esterhazystraße in Richtung Bergkirche unterwegs gewesen. Auf Höhe der Esterhazystraße 29 – gegenüber der Rettungszufahrt zum Krankenhaus – hielten plötzlich zwei schwarze Limousinen „mit vermutlich ausländischen Kennzeichen“, wie Polizei-Pressechef Helmut Marban mitteilte. Aus einem Auto sollen ein Mann und eine Frau, aus dem zweiten Auto eine Frau ausgestiegen sein. Die rund 1,80 Meter große, blonde Frau ging auf die Pflegerin zu und stieß sie zur Seite. Die Pflegerin wurde dabei nicht verletzt. Anschließend sollen die drei mutmaßlichen Täter die 88-Jährige in eines der Autos gezerrt und Richtung Kleinhöflein davongebraust sein.
Alarmfahndung
Das Entführungsopfer war zum Tatzeitpunkt mit einem dunklen roten Mantel, schwarzer Mütze, schwarzen Schuhen und braunen Handschuhen bekleidet, gab die Polizei am Abend bekannt. In der Landeshauptstadt wurden alle Ausfallstraßen von der Polizei kontrolliert. Autofahrer berichteten dem KURIER, Polizisten hätten etwa beim Kreisverkehr zwischen Großhöflein und Müllendorf Richtung Südostautobahn und Ungarn in „jedes aus Eisenstadt kommende Fahrzeug hineingeleuchtet“. Die Alarmfahndung wurde neben dem Bezirk Eisenstadt-Umgebung auch auf den Bezirk Neusiedl am See ausgedehnt, aber gegen 18 Uhr erfolglos beendet. Die Polizei bittet um sachdienliche Hinweise (auch vertraulich) an das Landeskriminalamt unter 059/ 133 10 3333 oder an jede Polizeidienststelle.
Die Hintergründe der Tat waren zunächst völlig unklar, aus Ermittlerkreisen war aber zu hören, dass es nicht um Lösegeld gehen soll.
Großfahndung nach Entführung in Eisenstadt
Minister Kickl: Nähere Details morgen
Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) hat am Dienstagabend zum möglichen Entführungsfall in Eisenstadt erklärt, dass die Fahndung laufe. Es sei derzeit aber nicht sicher, "ob es sich um eine Entführung im klassischen Sinn handelt", meinte Kickl im ORF-"Report". Am morgigen Mittwoch sollen nähere Details bekanntgegeben werden. Es wurde auch eine Fehde innerhalb der Familie nicht ausgeschlossen.
Vermögen
Der gebürtige Schweizer Stefan Ottrubay (65), der von seiner Tante Melinda Esterhazy im Jahr 2000 mit der Leitung der Stiftungen und Betriebe (Gesamtumsatz 2017: 53 Millionen Euro) betraut wurde, ist Herr über das wohl bekannteste und eines der potentesten Unternehmen des Landes. Allein von 2002 bis 2012 ist das Vermögen der drei Esterházy-Stiftungen um mehr als 150 Millionen auf 810 Millionen Euro angewachsen.
Zum Vergleich: Das Land Burgenland hat ein Budget von 1,1 Milliarden Euro. Zudem ist Esterhazy der größte private Grundbesitzer des Landes.
Laut Polizeisprecher Helmut Marban ist in einer der beiden schwarzen Limousinen, die in der Esterhazy Straße gehalten haben, eine große, schlanke, blonde Frau gesessen, die eine Haube getragen haben soll. Details zum Kennzeichen waren zunächst nicht bekannt. Am späten Nachmittag wurden in Eisenstadt zahlreiche schwer bewaffnete Polizisten gesichtet. Ein Augenzeuge schilderte der APA, dass nur ungarische Fahrzeuge angehalten wurden und die Beamten die Fahrzeuglenker aussteigen ließen.
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