Berufskrankheiten vermeiden: „Viele machen das nicht so wie wir“

Schweißdrähte ohne Chrom und Nickel, ein moderner Dampf-Absaugturm und mehr – in Neuhaus achtet man auf die Gesundheit
„Wagner Shredder“ in Neuhaus am Klausenbach im Bezirk Jennersdorf wurde für besondere Maßnahmen zur Verhütung von Berufskrankheiten österreichweit ausgezeichnet

Es kracht, knallt und zischt, wenn in der Neuhauser Panomarastraße gearbeitet wird. Zehn Mitarbeiter fertigen hier unterschiedliche Zerkleinerungsmaschinen, und zwar fast in Eigenregie. Sechs verschiedene Typen von Einwellenshreddern sowie vier mit zwei Wellen entstehen im südlichsten Zipfel des Burgenlandes.

Begonnen hat alles mit der Anfrage eines Wiener Friedhofs nach Maschinen für die Kranzzerkleinerung. Mittlerweile werden 95 Prozent ins Ausland exportiert. Auch individuelle Produkte werden angefertigt. Die Zerkleinerungsmaschinen für Holz, Kunststoff, Papier und für praktisch alles, was irgendwie zerkleinert werden muss, werden auf rund 1.500 Quadratmetern im Neuhauser Hügelland produziert. Zusätzlich wurde ein externer Showroom für Kunden eingerichtet.

Sicherheit geht vor

Damit den Mitarbeitern bei der nicht immer ungefährlichen Arbeit nichts passiert, haben sich die Brüder Andreas (Geschäftsführer) und Alexander (Leiter Konstruktion und Produktion) Wagner für ihren Familienbetrieb einiges einfallen lassen. So wurde 2020 in der Schweißhalle ein Absaugturm installiert.

Berufskrankheiten vermeiden: „Viele machen das nicht so wie wir“

Auszeichnung erhalten

Sensoren messen die beim Schweißen entstehenden Dämpfe. Sobald ein Grenzwert überschritten wird, saugt der Turm die Luft in der Halle ab. Nach der Luftreinigung durch mehrere Filter bleiben Reste, die aussehen wie eine Mischung aus Sand, Schmutz und Rost. „Das wäre sonst eingeatmet worden“, erklärt Alexander Wagner die wichtige Funktionsweise des Turms.

Rund 30.000 Euro hat dieser gekostet, zusätzliches Geld bringt er dem Unternehmen nicht. Dafür bleiben die Mitarbeiter auf Dauer gesünder. Die Arbeit wird nicht beeinträchtigt. Freilich habe es billigere Lösungen gegeben – die seien aber auch weniger effizient. „Viele machen das nicht so wie wir“, ist sich Wagner sicher.

Österreichweit prämiert

Nebenan wird geschweißt. Der dazugehörige Draht ist von Nickel und Chrom befreit. Wegen der hohen Temperaturen kann das freigesetzte Nickeloxid krebserregend sein. Deshalb verzichtet das Unternehmen darauf.

Berufskrankheiten vermeiden: „Viele machen das nicht so wie wir“

Zusätzlich können die Mitarbeiter ihre „Persönliche Schutzausrüstung“ (PSA) über einen Zugangschip jederzeit an einem Automaten auf dem Firmengelände abholen. Die Geräte des Unternehmens wurden bereits mehrfach mit dem Innovationspreis des Landes Burgenland ausgezeichnet.

Auszeichnung

Im Dezember erhielt das Unternehmen zudem die „Goldene Securitas“ der Allgemeinen Unfallversicherungsanstalt (AUVA) und der WKÖ in der Kategorie „Sicher und gesund arbeiten“.

Rolf Gleißner, Leiter der Abteilung Sozial- und Gesundheitspolitik in der WKÖ: „Die Zahl der Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten ist seit Jahren rückläufig. Das ist nicht zuletzt den Anstrengungen vieler Unternehmen im Bereich Arbeitnehmerschutz, Sicherheit und Prävention zu verdanken“.

Infos zum Familienbetrieb
1977  gründete Gerhard Wagner den Maschinenbaubetrieb in Neuhaus am Klausenbach. Heute führen ihn 
die beiden Brüder Alexander und Andreas. 2019 erweiterte man das Betriebsgelände um 500 Quadratmeter. Aktuell werden Ein- und Zweiwellenshredder gefertigt. Ende des vergangenen Jahres kürten WKO und AUVA den südburgenländischen Betrieb zum österreichweiten Sieger in der Kategorie „Sicher und gesund arbeiten“ (siehe Bild)
 

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