Viele wie Bernd Strobl gibt es nicht mehr. Der 49-jährige Ollersdorfer ist einer der wenigen Bürgermeister und Amtsleiter in Personalunion und gleichzeitig ein leidenschaftlicher Kämpfer für die Volkspartei. "Sein" Ollersdorf wirkt manchmal wie das berühmte kleine gallische Dorf, das gegen die übermächtigen (roten) Römer aus Eisenstadt kämpft.
"Ich kämpfe nicht gegen übermächtige Römer, sondern für Vernunft und Normalität", sagt dazu Strobl. Beides vermisse er im Land.
Für den Burgenländischen Fußballverband (BFV) ist Strobl als Schiedsrichterbeobachter aktiv und schaut den Unparteiischen auf die Beine. Auf dem politischen Fußballplatz sieht er sich nicht als knallharter Innenverteidiger oder eiskalter Stürmer, sondern auch in der Rolle des Unparteiischen. "Ich sorge für Gerechtigkeit. Es gibt Regeln und die müssen eingehalten werden", ist Strobl überzeugt.
Dass er mit seinen Ansichten mitunter viel Staub aufwirbelt, nimmt er in Kauf.
"Wir sind hier in ein System gepresst, in dem ich das Gefühl habe, dass Leute, die so funktionieren, wie man sich das im Land vorstellt, gut behandelt werden und alle anderen wie Aussätzige", sagt Strobl, der leidenschaftliche Kämpfer für die Volkspartei.
Dass die SPÖ die Gemeinde Ollersdorfer gerne "erobern" würde, ist ihm durchaus bewusst. "Das ist logisch, aber die ÖVP hat hier jahrelang gute Arbeit geleistet", ist sich der Ortschef sicher.
Strobl eckt gern an
Doch in seiner Gemeinde regt sich immer wieder Kritik. Gegen das Anrufsammeltaxi des Landes wehrt sich Strobl mit Händen und Füßen. Das ehemals rote Gemeindeamt hat er 2021 türkis gestrichen. Ein Maler habe ihm diese Farbe empfohlen, weil sie in der Sonne nicht so schnell ausbleicht, so seine Begründung.
Die geplante Renovierung des Kirchturms wurde kurzerhand abgesagt, weil ihm ein Mitglied des Pfarrgemeinderats politische Inszenierung auf dem Rücken der Kirche vorwarf. "Es hieß, meinetwegen würden Leute austreten. Das war aber nachweislich nicht der Fall, weil es in dieser Zeit keine Austritte gab", sagt Strobl. Für den Ankauf einer Orgel habe er sogar einmal privat eine Bürgschaft unterschrieben.
Eine fällige Beförderung als Amtsleiter aufgrund seiner Dienstjahre wollte ihm die Opposition verwehren. "Interessant, dass die SPÖ so aufgetreten ist, sonst setzt sie sich immer für die Arbeitnehmer ein", lacht Strobl. Der Protest im Gemeinderat half nichts, der Amtsleiter bekam sieben Monate später die ihm zustehende Gehaltserhöhung.
„24 Stunden zu kurz“
Bei der jüngsten Gemeinderatswahl musste der 49-Jährige allerdings eine kleine Schlappe einstecken, dank seiner SPÖ-Kontrahentin Tanja Illedits, Gattin von Ex-Landesrat Christian Illedits. Fast wäre Strobl als Bürgermeister abgewählt worden, hätte aber gleichzeitig als Amtsleiter weiter die "Aufsicht" über Illedits als Bürgermeisterin gehabt.
"Darüber habe ich noch nie nachgedacht, aber ich glaube, ich würde dann eher zurücktreten. Ich könnte mir nicht vorstellen, hier als Stellvertreter zu agieren. Dafür wären die 24 Stunden, die ein Tag hat, zu kurz", sagt Strobl.
Aber er kann auch anders. Denn beim Stegersbacher Solarprojekt "Solar One" arbeitet der Ollersdorfer Seite an Seite mit der SPÖ-Fraktion zusammen. Auf Gemeindeebene funktioniere die Zusammenarbeit "tadellos", erklärt Strobl.
"Ich habe sehr viele gute Freunde mit Handschlagqualität in der SPÖ", sagt Strobl, legt aber gleich einen Spruch nach: "Aber wenn ich mir das im Land anschaue, dann ist das dort keine Partei, sondern eine Partie."
Morddrohungen gegen Bürgermeister
Doch so gerne Strobl auch über Politik spricht und Auseinandersetzungen selten aus dem Weg geht, die Arbeit auf kommunaler Ebene hat auch ihre Schattenseiten. Als "amtsmüde“"würde er sich zwar nicht bezeichnen, aber die Arbeit habe sich in den vergangenen Jahren zum Teil drastisch verändert. "Man merkt, wie sich die Gesellschaft verändert. Als ich angefangen habe, war die Bevölkerung für vieles offen. Man hat das Gespräch gesucht und Lösungen gefunden. Heute gibt es eher die Mentalität ,ich will, ich habe Anspruch, du musst das umsetzen‘. Es gibt immer weniger Eigenverantwortung", erklärt der Ortschef. Das gebe ihm zu denken.
Zudem sei die Hemmschwelle gegenüber Gemeindevertretern gesunken – vor allem in den sozialen Medien. "Das hat dazu geführt, dass ich 2021 Morddrohungen bekommen habe. Vor der 700-Jahr-Feier von Ollersdorf gab es ein Gespräch mit dem Verfassungsschutz", so Strobl. Es ging um anonyme Briefe an den Bürgermeister, erwischt wurde bis heute niemand. "Lebensqualität sieht anders aus", fügt Strobl hinzu. Dass nicht immer allen alles passt, sei logisch, aber "was wir hier umsetzen, machen wir für die Bürgerinnen und Bürger, nicht für uns selbst".
Berufswunsch: Koch oder Schauspieler
Was wäre aus Bernd Strobl geworden, wenn es ihn nicht in die Politik verschlagen hätte? "Eigentlich wollte ich Koch werden, aber das habe ich dann verworfen", erzählt der 49-Jährige. Auch das Max-Reinhardt-Seminar für Schauspiel hätte ihn gereizt. Schließlich war Strobl jahrelang auch als Laienschauspieler aktiv.
Unzufrieden ist er mit seinem selbst gewählten Weg als wohl ewiger Konkurrent und als Stachel im Fleisch der SPÖ aber nicht: "Es treibt mich an, dass Ollersdorf auch international immer wieder Beachtung findet. Der Prophet im eigenen Land zählt immer sehr wenig. Dann muss man eben damit leben, wenn man im eigenen Land nicht erwünscht ist."
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