Bauern fürchten um Pachtgründe der Pfarren

Bisher wurden Flächen im Besitz der Pfarre an lokale Landwirte vergeben
Diözese zieht Verwaltung der Pfarrpfründe an sich und hat bisherigen Pächtern gekündigt. Die fürchten, dass Ackerflächen an ortsfremde Großbauern gehen könnten

Das "Dekret über die Verwaltung von Pfründenvermögen in der Diözese Eisenstadt" wurde von Diözesanbischof Ägidius Zsifkovics schon am 29. Juni 2023 erlassen. Für Aufregung in den Pfarrgemeinden sorgt der bischöfliche Erlass aber erst seit dem Wochenende.

Am Samstag wurde unter dem hippen Titel "Pacht 2.0" Details zur "innovativen Lösung" auf der diözesanen Homepage veröffentlicht. 

In einem Satz zusammengefasst: Die Verpachtung von Pfründen (Äcker, Wiesen, Wälder und dergleichen) obliegt künftig nicht mehr den einzelnen Pfarren, sondern der Diözese. Sie wird also zentralisiert. Man orientiere sich dabei an anderen Diözesen und an Vorgaben des 2. Vatikanischen Konzils, heißt es in Eisenstadt.

Was passiert mit den Einnahmen, die auch bisher schon stets an die Diözese abgeliefert werden mussten? Sie fließen in einen Fonds zur sozialen Absicherung der Priester, betont eine Sprecherin der Diözese.

Von den Pfründen zu unterscheiden sind die Grundstücke der Pfarren. Deren Erlöse bleiben auf Ortsebene und fließen in die Erhaltung von Kirchen und Pfarrhöfen.

Ursprünglich waren Erträge aus Pfründenvermögen (u. a. Äcker, Wiesen und Wälder) für "den Unterhalt des Ortsgeistlichen und für die Substanzerhaltung des Pfründenvermögens zu verwenden". Mittlerweile bekommen auch Priester längst ein Gehalt 

Heute fließen die Erträge aus den Pfründen in einen Fonds zur sozialen Absicherung der Priester

Wie hoch die jährlichen Einnahmen aus Pfründen bisher waren, kann die Diözese auf KURIER-Anfrage nicht beantworten

Während die Diözese von mehr Effizienz und Transparenz in der Pfründenverwaltung spricht, fürchten viele Bauern als bisherige Pächter der landwirtschaftlichen Flächen den Verlust des Bodens, wie auch der ORF Burgenland berichtet hat. 

Denn die bisherigen Pächter wurden "fristgerecht gekündigt", wie die Diözese betont, um allen Interessenten die gleiche "faire und ehrliche" Chance zu geben, sich für die neu ausgeschriebenen Grundstücke auf der Online-Plattform "verpachtung.martinus.at" zu bewerben.

Für Pfründe in 105 Ortschaften des Landes läuft die Ausschreibung noch bis 5. Mai, die Vergabe soll noch vor dem Sommer erfolgen. Sie ist unbefristet, aber von beiden Seiten jedes Jahr kündbar. Für 46 Ortschaften startet der Vergabeprozess erst 2025.

Jeder Interessent trägt auf der Plattform ein, was er zu zahlen bereit ist. Das höchste Anbot allein, entscheide nicht, wird von Seiten der Diözese versichert. Denn die Vergabe orientiere sich an "wirtschaftlichen, ökologischen und pastoralen Kriterien".

In Summe geht es landesweit um rund 1.200 landwirtschaftliche Grundstücke unterschiedlicher Größe und Qualität.

Die Landwirtschaftskammer zeigt sich besorgt, will aber kein Öl ins Feuer gießen: "Wir sind natürlich sehr daran interessiert, dass es bei der Neuvergabe der Pfarrpfründe zu Lösungen kommt, die für die Bauern vor Ort und die bisherigen Pächter die Chance und wirtschaftliche Möglichkeit offenhält, diese Flächen weiter zu bewirtschaften", sagt Kammerdirektor Martin Burjan.

Eine Pfarrgemeinderätin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, hält die Zentralisierung durch die Diözese für den falschen Weg. Man habe Sorge, dass "Pächter von irgendwo" zum Zug kommen, die mit der jeweiligen (Pfarr)-Gemeinde überhaupt nichts zu tun haben. In ihrer Gemeinde habe man schon immer zu marktüblichen Preisen verpachtet. Die Diözese hätte jene Pfarren, die bisher zu billig verpachtet haben, zu mehr Wirtschaftlichkeit auffordern sollen. 

Dann, so die resolute Pfarrgemeinderätin, hätte man das Ziel höherer Einnahmen aus den Pfründen genauso erreichen können, ohne dass Eisenstadt über alles bestimmen müsse. 

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