Bankskandal: Gemeinden fürchten um Millionen Euro

Bankskandal: Gemeinden fürchten um Millionen Euro
Für so manche Kommune wird die Trennung von der Hausbank teuer. Loipersbach hatte Rücklagen von knapp einer Million Euro.

Inge Posch ist nicht auf den Mund gefallen. Aber die Schließung der Commerzialbank hat die Hirmer Bürgermeisterin und Ex-SPÖ-Bundesratspräsidentin „sehr nachdenklich“ gemacht.

Nicht nur, weil Bank-Gründer und Vorstand Martin Pucher seit vielen Jahren in ihrer Gemeinde lebt – der gebürtige Mattersburger hat nach Hirm geheiratet –, sondern vor allem, weil die 1.000-Einwohner-Kommune wirtschaftlich eng mit der einzigen Bank im Ort verflochten war.

"Fassungslos"

Die Gemeinde hatte das Girokonto bei der Commerzialbank, es gab eine gemeinsame Bau- und Errichtungsgesellschaft zur Aufschließung von Bauplätzen: All das muss neu geordnet werden.

Eine neue Bank müssen sich auch rund zwei Drittel der Hirmer Bürger suchen. Sie sei „fassungslos“ angesichts der Pucher angelasteten Bilanzfälschungen, aber weigere sich „nur hinzuhauen“.

Der gefallene Banker habe auch viel Gutes getan, ein Park auf Bank-Grund stehe der Öffentlichkeit offen und werde von vielen Brautpaaren fürs Foto-Shooting genutzt.

Honeymoon war einmal.

Sparbücher für Gemeinde nicht verfügbar

19 Gemeinden gibt es im Bezirk Mattersburg. In neun – neben Hirm in Mattersburg, Loipersbach, Krensdorf, Draßburg, Zemendorf, Baumgarten, Schattendorf und Forchtenstein – war die Commerzialbank vertreten. All diese Kommunen pflegten Geschäftsbeziehungen mit der Regionalbank. Nun verschafft sich die Gemeindeaufsicht des Landes einen Überblick, um zu helfen.

Dann weiß man vielleicht auch in Schattendorf, wann die Sanierung des Freibads möglich ist. Die Sparbücher bei der Commerzialbank sind derzeit nicht verfügbar.

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Das Geld für die Sanierung des Schattendorfer Freibades liegt in der Commerzialbank

Warten vor der Bank

Donnerstagfrüh stehen die Kunden vor den Geldinstituten in Mattersburg Schlange, um ein neues Konto zu eröffnen. „Es gibt kein Geld mehr“, sagt ein Mann zu einer vor der Commerzialbank wartenden Frau.

„Ich arbeite seit 30 Jahren, mein ganzes Geld liegt auf der Bank. Nächste Woche wollte ich auf Urlaub fahren, jetzt kann ich nicht einmal einen Cent abheben.“

Per Aushang auf der Scheibe wird den Kunden mitgeteilt, dass der Zugang zu den Schließfächern nur mehr gegen Voranmeldung möglich ist. Diese Gelegenheit wird eifrig genutzt.

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In der Gemeinde Loipersbach bangt man um Rücklagen von knapp einer Million Euro

"Es ist ein Wahnsinn"

Auch in Loipersbach hat die örtliche Commerzialbank geschlossen. „Es ist ein Fiasko“, sagt Bürgermeister Erhard Aminger (SPÖ). Dabei habe man erst vor Kurzem vom guten Abschneiden der Gemeinde beim Bonitätsranking erfahren: Die Gemeinde belegt burgenlandweit von 171 Kommunen Platz zehn. Doch diese Platzierung könnte die Ortschaft nun verlieren.

„Die Gemeinde hat einen knapp siebenstelligen Betrag auf dem Konto der Commerzialbank“, sagt Aminger. Trete das Worst-Case-Szenario ein, verlöre Loipersbach knapp eine Million Euro. „Es ist ein Wahnsinn. Jetzt ist fraglich, ob wir die geplanten Projekte der nächsten Jahre umsetzen können“.

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