2012 zog es ihn erstmals nach Brüssel. Bis 2017 war er Vize-Chef der Österreichischen Militärvertretung bei der Europäischen Union und der NATO – als Nachfolger des nunmehrigen burgenländischen Militärkommandanten Gernot Gasser. „Eine sehr interessante Zeit, in der ich viele Kontakte knüpfen konnte“, erzählt er.
Bei seiner Rückkehr ins Verteidigungsministerium in Wien war dort Hans Peter Doskozil als Minister tätig. Als nun 2020 ein Leiter für das burgenländische Verbindungsbüro in Brüssel gesucht wurde, erinnerte sich der mittlerweile zum Landeshauptmann gewordene Doskozil an den Spitzenbeamten. An der fachlichen Qualifikation Winters besteht kein Zweifel. „Auch als Leiter der Generalstabsabteilung war meine Aufgabe die Wahrnehmung unterschiedlichster Themenfelder der Sicherheitspolitik. Ich bin also sehr breit informiert, das kommt mir jetzt zugute“, sagt er.
Seinen aktiven Dienst als Offizier hat Winter quittiert, sich auch kein Rückkehrrecht gesichert. In der neuen Funktion ist er Landesbediensteter. Als Brigadier der Miliz gehört er aber noch immer dem Beraterstab des Generalstabschefs an. „Ich lege auf Dienstgrade, Titel oder Orden keinen besonderen Wert“, stellt er klar.
Seine Tätigkeit in Brüssel bestehe darin, Möglichkeiten für das Burgenland zu erkennen, von Fördermaßnahmen der Europäischen Union zu profitieren. Und Werbung für das Land und seine Leistungen zu machen sowie Besuchergruppen aus dem Burgenland zu empfangen. Aktueller Schwerpunkt: ein mit 750 Milliarden Euro dotierter Corona-Wiederaufbaufonds, aus dem Österreich drei Milliarden erhalten soll. Seitens der EU sind damit vor allem Projekte zum Klimaschutz und zur Digitalisierung verknüpft. Beides Themenfelder, in denen das Burgenland schon seit geraumer Zeit besonders aktiv ist.
„Eine neue Schiene wäre die Nutzung von Wasserstoff. Zur Energiegewinnung, aber auch, um damit Energie aus Wind- und Sonnenkraft zu speichern“, betont Winter. Die Vernetzung mit den Verbindungsbüros anderer Bundesländer in Brüssel sei eine enge, berichtet er. „Wir sehen uns alle als österreichische Delegation.“ Im Burgenland hält er Kontakt zur Politik und Verwaltung, zur Wirtschaftsagentur, dem Regionalmanagement, der Fachhochschule sowie zu Tourismus, Wirtschaftskammer und Weinwirtschaft. Eine Woche pro Monat ist er dazu im Lande, hat dann auch Zeit für Familie und Freunde.
Pflegemodell als Vorbild
Vom anfänglichen „Ziel-1-Gebiet“ hat sich das Burgenland aus EU-Sicht mittlerweile zu einer sogenannten Übergangsregion weiterentwickelt, was noch bis 2027 gilt. Wie es danach weitergeht, ist noch offen. Europapolitik genieße in der Landesregierung jedenfalls einen hohen Stellenwert, hat Winter festgestellt. Aktuell ist Landesrat Heinrich Dorner dabei, im Ausschuss der Regionen das burgenländische Pflegemodell als Vorbild für ganz Europa vorzustellen. Eines hält Winter als gebürtiger Niederösterreicher jedenfalls mit einem Schmunzeln fest: „Ich fühle mich mittlerweile definitiv als Burgenländer. Ich bin, wenn man so will, absolut integrationswillig.“
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