Oberwart Gunners: "Sind in der Lage, alle zu fordern – bis zum letzten Tag"
Zweifacher Meister, sechsfacher Vizemeister, fünffacher Cupsieger. Wenn es einen Sportverein im Burgenland gibt, der das Prädikat "erstklassig" verdient hat, dann sind es die Oberwart Gunners, die seit mittlerweile fast 30 Jahren um den Meistertitel in der österreichischen Basketballliga kämpfen.
Zum Hauptsponsor Unger Steel hat sich zuletzt auch der Burgenland Tourismus gesellt. Und mit zwei waschechten Südburgenländern als Trainer-Duo – Horst und Kurt Leitner – und acht österreichischen Spielern, die meisten davon ebenfalls "Einheimische", sind die Blau-Weißen eine fixe Größe im Burgenland und darüber hinaus.
Zu wichtigen Spielen, wie etwa dem fünften Finalspiel gegen Wien im Jahr 2013, machten sich Dutzende Reisebusse – gefüllt mit Fans aus dem ganzen Südburgenland – auf, um ihr Team zu unterstützen. Nicht umsonst wird dem Fanclub "Blue White Gunfire" nachgesagt, der beste Support in der Liga zu sein.
Zuletzt durften sich die Verantwortlichen sogar über einen Weltmeister freuen, der das Päppeln in Oberwart gelernt hat: David Krämer, ehemaliger Gunner mit deutschem Pass, holte sich mit dem früheren Gunners-Headcoach Gordie Herbert den Titel. Derartige Erfolge und Karrieren von früheren Nachwuchsspielern kommen nicht von ungefähr und sind Resultat jahrzehntelanger Arbeit mit jungen Basketballtalenten.
Infiziert mit Blau
Eines davon war auch der heutige Headcoach Horst Leitner (42), der erste "hiesige" Trainer auf der blau-weißen Kommandobrücke am Spielfeldrand. In dieser Saison erstmals mit seinem Bruder Kurt als Assistantcoach. Mit dem "Basketball-Virus" infiziert wurde er, so wie viele andere auch, im Jahr 1995: Damals holten sich die Gunners als B-Liga Verein den ersten großen Titel – den Cupsieg vor eigenem Publikum.
Aber nicht nur deshalb bezeichnet Geschäftsführer Thomas Linzer die "Leitner-Brüder" als "Vollblut-Gunners". Zuerst spielten die beiden im Nachwuchs, schafften es in den Kader der Bundesliga und übten dann verschiedene Rollen im Verein aus.
"Seit 2010 war ich hauptberuflich als Teammanager, Nachwuchstrainer und -leiter tätig", sagt der heutige Headcoach, der ebenso wie seine Mannschaft in den vergangenen fünf Jahren eine Entwicklung durchgemacht hat.
Dass er nach wie vor polarisiert und immer wieder auch harte Kritik von Fans einstecken muss, ist für ihn "zweitrangig": "Ich habe eine gleichwertige Verantwortung gegenüber dem Verein und den Spielern. Wenn du mit deiner Arbeit in der Öffentlichkeit stehst, musst du differenzieren: Geht es um dich als Person oder um die Rolle? Nimmt man alles persönlich, ist man verloren", sagt Leitner. Umgekehrt dürfe man bei Lob aber auch nicht "abheben".
Entwicklung mit Ziel
Warum er sich der Herausforderung als Headcoach gestellt hat? "Weil immer gesagt wurde, mit österreichischen Spielern kannst du nicht gewinnen."
Tatsächlich war in den vergangenen Spielsaisonen gegen den mit viel Sponsorengeld ausgestatteten Serienmeister BC Vienna für kein Team der Liga etwas zu holen, mit Ausnahme von Gmunden. Aber der Kader dieser beiden Teams ist in der laufenden Saison weniger gut, die Liga ausgeglichener. Für Leitner und die Gunners könnte also heuer vielleicht das Jahr gekommen sein, wo sie die Früchte ihrer – mittlerweile jahrzehntelangen Arbeit für den Basketball – ernten könnten.
„Als ich als Headcoach angefangen habe, waren die Österreicher zwischen 17 und 21 Jahre alt. Da lag der Fokus auf der Entwicklung der Spieler, jetzt können wir angreifen. Derzeit ist der jüngste im Kader 20, der älteste Kapitän Sebastian Käferle mit 27. Seine Rolle hat sich, so wie meine, verändert: Er ist zum Anführer geworden, das ist seine Mannschaft, nicht meine“, sagt Leitner.
Das hatte in der Vorbereitung auf die Saison Auswirkungen auf die Zusammenstellung des Kaders. Denn die Legionäre wurden nicht als Unterstützung für die Entwicklung der eigenen Spieler ausgewählt, sondern nach Talent. Leitner: „Das Potenzial ist besser als die Jahre zuvor. Wenn alles ineinandergreift, sind wird in der Lage, alle Teams der Liga zu fordern – bis zum letzten Tag.“
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