Olfaktorisch affin
Woher sein Faible für Gerüche stammt? Dazu fällt Nemeth eine Kindheitsanekdote ein: „Olfaktorisch war ich immer schon sehr affin. In der Volksschule habe ich mich oft so stark mit dem Joop-Parfum meiner Mutter eingesprüht, dass die anderen Kinder kaum Luft bekommen haben“, erzählt er und lacht.
In der Zeit der Corona-Lockdowns flammt die alte Faszination für edle Düfte von Neuem auf: „Ich habe mich gefragt: Was braucht man, um ein eigenes Parfum zu machen? Dann habe ich einen Kurs im Internet gefunden“. Eine formale Ausbildung für Parfümeure gibt es in Österreich nicht – Nemeth bringt sich das Handwerk mittels Anleitungen aus dem Internet selbst bei. Nur einmal legt er eine Zwangspause ein: „Als ich Corona hatte, habe ich die stärksten Duftstoffe nicht gerochen. Das war ganz schlimm für mich. Ich brauche die Gerüche, das ist wie eine Sucht für mich“. Doch der Geruchssinn sollte zurückkehren. Heute mixt Nemeth Düfte auf professionellem Niveau.
Komponieren auf der Duftorgel
Im Duftatelier ist es dunkel. Schwarze Wände, schwarze Fliesen – nichts soll vom Geruchserlebnis ablenken. Gut 1.000 Fläschchen mit wertvollen Essenzen stehen bereit, um eine Note zur nächsten Komposition beizutragen. „Patchouli finde ich einfach geil. Das muss in jedes meiner Parfums“, sagt Nemeth und reicht dem Redakteur eine Probe. Ein seltsam vertrauter und sehr intensiver, erdig-holziger Geruch. Hat man das Patchouli-Aroma erst einmal in der Nase, erkennt man die subtile Note in den „Celesteau“ Düften wieder – als kleinen Teil des großen Ganzen.
Flüssiges Gold
Einige der Öle und Essenzen, die hier im Keller auf ihren Einsatz warten, sind unwahrscheinlich teuer. Zum Beispiel Oud, das unter Parfümeuren als „flüssiges Gold“ gehandelt wird: Ein Liter davon kostet 60.000 Euro. Nemeth besitzt ein paar Milliliter.
Hinter einer weiteren Kellertür befindet sich das Labor, ganz in klinischem Weiß gehalten. Hier mischt der 30-Jährige nach oft monatelanger Tüftelei die neue Komposition zum fertigen Produkt. Das Labor, sein Duft-Arsenal und das dazugehörige Marketing kann sich Nemeth nur dank eines stillen Investors leisten, der 2023 in seine Firma eingestiegen ist. „Ohne Investor wäre das auch gar nicht möglich. Ich habe schon viel, viel Geld da reingesteckt“, gesteht der Jung-Parfümeur.
Noch hat Alexander Nemeths kleines Duftimperium ein großes Manko: Ohne eigenes Geschäft gibt es für die meisten Kunden keine Gelegenheit zum Probeschnuppern. Doch das soll sich bald ändern: Anfang 2025 wird sich „Celesteau“ aus dem Keller wagen und in ein kleines Lokal im Ortszentrum einziehen. Im Frühjahr soll es dann die wohl bestriechendste Eröffnungsparty geben, die Weiden am See je gesehen – pardon: gerochen – hat.
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