Ihren Beruf muss Melli Zampanella den meisten Menschen erst einmal erklären: Was genau macht eine Duftstylistin?
Die Deutsche berät Menschen dabei, das perfekte Parfum für sich zu finden: „Es geht hierbei über den Wunsch, gut zu riechen, hinaus“, erklärt die charismatische Brünette. „Ich helfe bei der Suche nach jenem Duft, der den Charakter unterstreicht. Oder der jemanden so auf andere wirken lässt, wie sie oder er es möchte“.
Bei der Kölnerin melden sich nicht nur jene, die mit der großen Produktauswahl in Parfümerien überfordert sind, sondern auch solche, die einen neuen Lebensabschnitt beginnen: „Zum Beispiel Frauen, die in Führungspositionen kommen und deshalb auf der Suche nach einem Parfum sind, das ihnen Ecken und Kanten verleiht.“
Die Macht des Parfums werde nach wie vor stark unterschätzt. „Man kann sich, wenn man das möchte, mit einem Duft Eigenschaften aufsprühen, die man nicht hat. Wer eigentlich schüchtern ist, kann mit dem richtigen Parfum sofort selbstbewusster wirken. Zu einer Gehaltsverhandlung mit dem Chef würde ich deshalb zu nichts Lieblichem raten.“ Umgekehrt gebe es Umgebungen, in der kein lauter Duft gefragt sei. Beispielsweise in der Medizin: „Das Parfum muss gleichzeitig Vertrauen erwecken und seriös wirken.“
Eigentlich hatte sich Zampanella nach ihrem Studium der Kulturwissenschaften für den Beruf der Modestylistin entschieden. Die Welt der Düfte – schon seit Kindesbeinen an eine private Leidenschaft. Als sich die Möglichkeit zu einer Ausbildung zur Parfümeurin auftat, lehnte die Kölnerin ab: „Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, im Kittel den ganzen Tag einsam im Labor zu stehen. Ich wollte mit Menschen zusammenarbeiten.“
Mit Kontrasten spielen
Weil sie immer öfter feststellte, dass viele Personen in ihrem Umkreis Düfte trugen, die nicht zu ihnen passten, kreierte sie letztlich ihren neuen Beruf: Aus der Mode- wurde die Duftstylistin. Heute berät Zampanella in ihrem Kölner Atelier oder online.
Dass sie olfaktorische Beratungen über einen Bildschirm durchführt, steht für sie nicht im Widerspruch: „Essenziell ist, dass ich die Person sehe – wie sie spricht, wie sie sich gibt. Das funktioniert digital ebenso wie im echten Leben.“
Nach rund eineinhalb Stunden Gespräch schickt sie ihrer Kundschaft drei Parfumproben, die sie aus ihrer riesigen Flakonsammlung abfüllt, per Post zu – jeweils mit persönlichen Notizen versehen, warum sie genau diese Kreationen als passend empfindet.
Auch nach dem perfekten Parfum für das erste Date wird die Expertin regelmäßig gefragt. „Hier kann ich mit der richtigen Auswahl bei meinem Gegenüber viel auslösen. Für das Kennenlernen empfehle ich Frauen gerne Düfte mit maskulinen Noten.“ Ein Favorit sei „Genetic Bliss“ des Nischenlabels 2787. „Es handelt sich um einen Molekülduft, der sich mit dem eigenen Körpergeruch individuell entfaltet. Er ist sexy, mystisch und dennoch unaufgeregt.“
Das Spiel mit Kontrasten funktioniere auch am Mann: „Sehr maskuline Typen, die einen leicht pudrigen Duft tragen – das kann wahnsinnig spannend wirken.“ Die Unterteilung in Frauen- und Männerkreationen sieht Zampanella als überholt an. Jeder solle tragen, was gefällt: „Ein Duft ist wie Kunst. Und in der Kunst ist alles erlaubt.“
Wahrnehmung: Düfte wirken im Gehirn sofort im limbischen System, das als Zentrum für Emotionen und Erinnerungen fungiert. Evolutionsgeschichtlich ist diese direkte Verbindung sehr wichtig: Verdorbenes Essen wird z.B. so schnell erkannt.
Schlecht messbar: Da nicht bekannt ist, wie viele Geruchsmoleküle es insgesamt gibt, weiß man auch nicht, wie viele die menschliche Nase erkennen kann.
Falsche Technik: Es zerstört die Duftmoleküle, wenn man das Parfum am Handgelenk nach dem Auftragen verreibt.
Kommentare