Veronika Trägers Geschichte ist eng verwoben mit ihrer Familiengeschichte. Das allerdings sah die heute 44-Jährige nicht immer so.
Die Unternehmerin studierte Kunstgeschichte in Wien und im schottischen Edinburgh, absolvierte eine Bildhauer-Ausbildung an der Ortwein-Schule in Graz, einen Kommunikationslehrgang und arbeitet danach in einer renommierten Galerie in Wien und im MAK (Museum für angewandte Kunst) im Bereich Pressearbeit und PR.
"Mein Leben ohne Kunst, das wäre unvorstellbar", bringt Veronika Träger es auf den Punkt. Dass sie heute gemeinsam mit ihrer Schwägerin Sarah Träger das bekannte Café Träger in Pinkafeld leitet, ein Familienunternehmen in siebter Generation, stand für Veronika viele Jahre lang nicht zur Debatte.
"Unsere Eltern haben uns früh ermutigt eigene Wege zu gehen und Berufe zu erlernen. In der heimischen Backstube und im Café, da bin ich aufgewachsen, das war mein Kinderzimmer, aber beruflich habe ich mich dort nie gesehen."
Warum sie das Familienunternehmen vor vier Jahren dann doch übernommen hat?
"Weil ich während der Pandemie erkannt habe, dass sich Kunst, Konditorei und Café nicht ausschließen, im Gegenteil. Meine Ausbildung zur Bildhauerin, all das erlernte Wissen, damit arbeite ich jetzt, wenn ich beispielsweise eine Kardinalschnitte aufdressiere. Das Material ist dabei egal, mich bezaubert die Formgebung. Und Farbe bleibt Farbe, ob auf einer Skulptur aus Beton oder einer Torte. In meinem Tun bin ich an keinen Job gebunden, ich nehme aus meinen Studien und Ausbildungen das mit, was mir gefällt und wende es auf diese Weise an, wie ich möchte. Das beginnt in der Backstube und geht weiter bis ins Café."
Am Allerheiligentag des Jahres 1780 wurde das Café Träger in der Pinkafelder Bruckgasse eröffnet. 200 Jahre später, auf den Tag genau, erblickt Veronika Träger das Licht der Welt. "Im Zuge meiner Recherchen für ein Buch über die Geschichte unseres Hauses habe ich ein neues Dokument als Beweis für den gemeinsamen Geburtstag gefunden. Das war großartig", so die heutige Geschäftsführerin.
"Beim Buchprojekt kam die Kunsthistorikerin in mir aufs Parkett. Dasselbe ist auch im Café der Fall, denn schon das Gebäude ist geschichtsträchtig. Während Corona habe ich die Decke und die Sitzbänke zweier Räume mit Stoffen des Wiener Architekten und Designers Josef Frank neu beziehen lassen. Der visuelle Zugang kommt von der Kunstgeschichte, der Kommunikative vom zweiten Studium, denn natürlich gibt’s in einem Café immer genug Gesprächsstoff", lacht Veronika Träger.
Die schönste Bestätigung für die neue Generation im Familienunternehmen? "Dass alles Neue so positiv aufgenommen wurde. Schließlich ist unser Café auch für viele Stammkunden ihr zweites Wohnzimmer." Oder auch Terrasse. Deren Eröffnung wird übrigens beim "Beats & Sweets" am 23. Mai mit DJ und Cocktails gefeiert.
Torte in der Albertina
Über sich selbst, das Familienunternehmen und das Leben am Land, sagt die zweifache Mama: "Ich bin definitiv angekommen. Heute fühle ich mich so viel freier am Land als früher. Und dabei in die Familienkette eingebettet zu sein, ist nochmal etwas Besonderes. Ohne meine Schwägerin als Geschäftspartnerin und die Unterstützung meiner Eltern würde es nicht funktionieren."
Ihre regelmäßige Dosis Großstadt und Kultur holt sich die Kunsthistorikerin trotzdem nach wie vor. "Wenn ich heute ins Museum gehe, kann ich das ganz anders genießen. Und nie hätte ich früher gedacht, dass unsere Torten einmal in der Albertina (Anm.: zu sehen im Bild ganz oben) ganz groß für ein Fotoshooting in Szene gesetzt werden – ein absolutes Highlight in meinem Leben." Kunst trifft Werk – Veronika Träger ist dabei Name und Programm.
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