Eisenstadt: Das "Dorfgefühl" in der kleinsten Großstadt

Von Sophie Mantler und Michael Pekovics
Ein sonniger Tag in der Landeshauptstadt. In der Fußgängerzone öffnen die Ladenbesitzer gerade ihre Türen. In in der Frühlingssonne bummelnde Menschen bleiben vor den Schaufenstern stehen, wechseln einige Worte mit den Geschäftsinhabern und spazieren weiter durch die engen Gassen, vorbei an Sehenswürdigkeiten wie der mittelalterlichen Dombastei.
In der Eisenstädter Innenstadt spürt man sowohl die Geschichte, als auch den noch immer vorhandenen dörflichen Charakter in der selbst ernannten „kleinsten Großstadt der Welt“.
Seit 1925 ist Eisenstadt offiziell Landeshauptstadt – die kleinste Österreichs, aber stetig wachsend. Von 2004 bis 2024 ist die Einwohnerzahl um 36 Prozent gestiegen – von knapp 11.800 auf etwas über 16.000 Einwohnerinnen und Einwohner.

Eisenstadts Bürgermeister Thomas Steiner (ÖVP).
Stadtchef Thomas Steiner (ÖVP) berichtet im Gespräch mit dem KURIER von einem durchschnittlichen Wachstum von etwa 1,6 Prozent pro Jahr. Der Stadtentwicklungsplan unterstützt diese Entwicklung, allerdings mit Maß und Ziel. „Die Stadt soll so wachsen, dass es für die Bevölkerung verträglich bleibt“, betont Steiner. Als Reaktion auf das vor allem in den vergangenen 20 Jahren stetig steigende Bevölkerungswachstum musste Eisenstadt auch in die Infrastruktur investieren.
Mit dem Bauprojekt Bildungscampus werden eine neue Volksschule sowie Kindergarten und -krippe errichtet – modular erweiterbar, sodass die vorhandenen Kapazitäten für die kommenden 15 Jahre ausreichen sollten. Bis dahin könnte die Landeshauptstadt bei einem Wachstum von 1,6 Prozent die Marke von 20.000 Einwohnern knacken.
Mobilität? Stadtbus!
Täglich pendeln etwa so viele Menschen nach Eisenstadt, wie die Landeshauptstadt mit ihren 20.000 Arbeitsplätzen Einwohner hat. Dazu kommen etwa 7.500 Schülerinnen und Schüler. Ein gut ausgebautes öffentliches Verkehrsnetz ist daher eine Notwendigkeit. Seit 2016 sorgt dafür der Stadtbus, das erste innerstädtische öffentliche Nahverkehrssystem im Burgenland mit täglich rund 1.700 Fahrgästen. Künftig könnten die derzeit 30-minütigen Intervalle auf 15 reduziert werden. Das hänge aber von den verfügbaren finanziellen Mitteln ab, wie Steiner betont. Die sind ja bekanntlich knapp, Ende März kommt das Thema bei einem „Gemeinde-Gipfel“ von Kommunen und Land aufs Tapet.
Um die zunehmenden Einwohnerzahlen regulieren zu können, setzt die Stadt auf einen Bauzonenplan mit Gebieten mit verdichteten Wohnhausanlagen sowie einer Begrenzung im Norden, die eine Verbauung zwischen Kleinhöflein und St. Georgen verhindert.
Eisenstadt verzeichnet jährlich ein Wachstum von rund 1,6 Prozent, das wären in 15 bis 16 Jahren rund 20.000 Menschen
Im Gebiet Kirchäcker Ost will die Stadt mit dem Projekt „ParkBLICK“ bis 2030 moderne Wohnhausanlagen mit zahlreichen Grünflächen bauen
Täglich pendeln mehr Menschen nach Eisenstadt als von der Landeshauptstadt nach Wien, Eisenstadt „verdoppelt“ sich an Werktagen. In der Stadt ist der Stadtbus auf den vier Linien Martin, Georg, Vitus und Fanny unterwegs.
Ein wichtiger Teil des Stadtentwicklungsplan ist außerdem das Gebiet Kirchäcker Ost. Das 9,5 Hektar große Areal soll so etwas wie ein „klimafitter fünfter Ortsteil“ werden. Bereits in der Planung wurde auf klimaschonende Verkehrsentwicklung, leistbares Wohnen sowie eine attraktive Freiraumgestaltung Bedacht genommen. „Wir wollen im Bereich Klimaschutz und Nachhaltigkeit stets besser werden“, betont Steiner. Die Stadt pflanzt daher zusätzlich 2.500 Bäume in der Stadt. Das hilft sowohl dem Klima als auch der Lebensqualität.
Denn die wird in Eisenstadt großgeschrieben. Zum Beispiel mit einer Sportinfrastruktur, die tatsächlich eher an Großstadt als an Dorf erinnert: Hallenbad, Eislaufplatz und Leichtathletikanlage fördern sowohl Spitzen- als auch Breitensport und tragen überdies zu mehr Lebensqualität der Bevölkerung bei. Aber auch wenn in Eisenstadt das urbane Lebensgefühl mit dem Wachstum immer greifbarer wird, „kennt jeder jeden, es gibt ein Dorfgefühl“, sagt Steiner, der Bürgermeister der kleinsten Großstadt der Welt.
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