Im vorigen Herbst hat sich eine „Initiative gegen Start- und Landeübungen des Sportfliegerclubs Pinkafeld über dicht besiedeltes Wohngebiet“ gebildet. Von 2016 bis 2019, so die Anrainer-Sprecher Christoph Seper und Peter Geiger in einem Brief an die BH Oberwart und den Pinkafelder SPÖ-Bürgermeister Kurt Maczek, sei die Zahl der Flugbewegungen von 2.910 auf 5.019 gestiegen, verursacht auch durch eine „Kommerzialisierung des Sportfliegerclubs“. An Spitzentagen gebe es „bis zu 40 Start- und Landeanflüge“, gestartet würde „fast ausschließlich von Nord nach Süd“ – also zur Stadt hin.
Die nach eigenen Angaben rund 100-köpfige Anrainerinitiative fürchtet um ihre Familien und ihr Hab und Gut und fordert „ein absolutes Verbot von Start- und Landeübungen an Sonn- und Feiertagen“ und eine „Zeit- und Flugbetriebsbeschränkung“.
Michael Karner, seit kurzem Obmann des Sportfliegerclubs und Betriebsleiter des Flugplatzes, will sich nicht äußern. Es solle ein Gespräch mit der Gemeinde geben (ob auch mit Anrainern, ist unklar), dann werde er sehen, „was die Anliegen sind“. Die Anrainer versichern, sie hätten ihre Beschwerden schon beim Club deponiert, aber nichts erreicht.
Der Flugplatz für Segel- und Motorflieger sowie Hubschrauber verfügt über eine Start- und Landepiste aus Gras und besteht seit 1960. Der größte Teil des Flugplatzes liegt auf Gemeindegrund und ist langfristig gepachtet.
Damals lag der Flugplatz weit außerhalb der Gemeinde, seither ist Pinkafeld stark gewachsen. Auf das Zusammenwachsen von Siedlungsgebiet und Flugplatz verweist Edi Posch, einziger Neos-Gemeinderat in Pinkafeld. Er hat schon vor Jahren eine Volksbefragung gefordert und will das Thema nun erneut in den Gemeinderat bringen. Auf diese Sitzung am 14. September blickt auch Anrainer-Sprecher Seper „mit Interesse“, aktuell will er nichts sagen.
Bürgermeister Maczek hat „kein Problem“ mit der Debatte, hält aber fest, er habe mehrere „intensive Gespräche“ mit den Streitparteien geführt, an deren Ende eine tragfähige Einigung gestanden sei. Jetzt würde die Causa „politisch gespielt“, bedauert Maczek, am 2. Oktober stehen Kommunalwahlen an. Bezirkshauptmann Peter Bubik erklärt, seine Behörde habe zwar die Aufsicht über den von der Austro Control (AC) genehmigten Flugbetrieb in Pinkafeld, aber ihm seien „keine Verstöße“ bekannt. Heißt: Der Sportfliegerclub bewege sich innerhalb des von der AC vorgegebenen Rahmens – dass die Anrainer nicht begeistert seien, stehe auf einem anderen Blatt.
Schiffbruch mit Flugplatz im südlichen Burgenland
Das Südburgenland hätte zumindest einmal fast schon einen „richtigen“ Flugplatz bekommen: 1998 herrschte im Landessüden Aufbruchsstimmung. Die eben angelaufenen Ziel-1-Förderungen aus Brüssel würden die Region wirtschaftlich auf die Überholspur bringen, so die Erwartung. Zur Weiterentwicklung von Tourismus und Industrie brauche es einen regionalen Flugplatz lautete die Devise.
Eine wirtschaftliche und technische Vorstudie wurde erstellt. Zwei Kilometer südwestlich von Großpetersdorf sollte ein Flugplatz für kleine Passagiermaschinen (Dash, Fokker) mit einer 1.500 Meter langen Landebahn entstehen. Rund 30 Millionen Euro (damals 400 Millionen Schilling) sollten investiert werden. Jährlich wurde mit 70.000 Passagieren gerechnet, bis zu 500 Arbeitsplätze sollten entstehen. Der damalige Landeshauptmann Karl Stix (SPÖ) forcierte das Vorhaben. Am 11. April 1999 fand in Großpetersdorf eine Volksabstimmung statt, mit einem Überhang von zwei Stimmen entschied sich die Bevölkerung für einen Flugplatz – gebaut wurde er nie.
20 Jahre später flackerte das Projekt noch einmal kurz auf, damals angestoßen von einem regionalen Spediteur, auch Vertreter des Sportfliegerclubs Pinkafeld sollen bei diesem „losen Gespräch“ anwesend gewesen sein, schrieb der KURIER 2018.
Es blieb beim losen Gespräch.
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