12 aus 171: Die Zahl der Bürgermeisterinnen soll steigen

12 aus 171: Die Zahl der Bürgermeisterinnen soll steigen
Mit sieben Prozent Frauenanteil ist das Burgenland Schlusslicht

Als Friederike Reismüller im Oktober 1997 erstmals zur Forchtensteiner Bürgermeisterin gewählt wurde, war noch ihr SPÖ-Parteikollege Karl Stix Landeshauptmann. Heuer, nach 25 Jahren, verabschiedet sich die längstdienende Bürgermeisterin des Burgenlandes aus der Kommunalpolitik – der rote Spitzenkandidat für die Bürgermeisterwahl im Herbst ist ein Mann. Eine ins Auge gefasste Kandidatin sagte aus familiären Gründen ab.

Ein Schritt vor, ein Schritt zurück.

Im Vorfeld der Kommunalwahlen am 2. Oktober 2022 sind sich alle Parteien wieder einmal einig, dass die Zahl der Bürgermeisterinnen steigen solle. Laut Österreichs Gemeindebund ist das Burgenland beim Frauenanteil an der Gemeindespitze bundesweit nämlich Schlusslicht (Wien ausgenommen).

Die 12 derzeit amtierenden Ortschefinnen (8 SPÖ, vier ÖVP) entsprechen sieben Prozent aller Gemeindechefs im Burgenland, österreichweit liegt der Frauenanteil bei 9,7 Prozent; das relativ meiste Gewicht auf der kommunalpolitischen Waage haben die Frauen in NÖ mit 13,1 Prozent – dort regiert auch die einzige Landeshauptfrau, Johanna Mikl-Leitner (ÖVP).

Mit acht Bürgermeisterinnen ist die SPÖ im Burgenland zwar auch auf diesem Terrain klare Nummer eins, aber SPÖ-Landesfrauenvorsitzende und LH-Stellvertreterin Astrid Eisenkopf muss eine gewisse Stagnation einräumen. Zum Vergleich: Schon 2002 konnte die SPÖ fünf Bürgermeisterinnen für sich reklamieren, aber in diesem Tempo ging es nicht weiter.

ÖVP-Frauen noch rarer

Bei der ÖVP schien viele Jahre überhaupt nichts weiterzugehen, noch 2016 waren die damals 78 schwarzen Bürgermeister unter sich – zuvor regierte Andrea Fraunschiel von 2007 bis 2011 in der Landeshauptstadt und davor Anneliese Schmucker in Oberpullendorf. „Es ist ein leidiges Thema“, weiß die neue Landesleiterin der ÖVP-Frauen, Julia Wagentristl. Sie rede sich den Mund fusselig, aber Beruf, Familie und dann noch Sitzungen am Abend seien vielen Frauen einfach zu viel.

Gegenwärtig stellt die türkise Volkspartei vier weibliche Ortschefs, die Osliperin Margit Wennesz-Ehrlich ist erst seit vergangenem Oktober im Amt. „Ich habe gewusst, worauf ich mich einlasse“, sagt Wennesz-Ehrlich, räumt aber auch ein, dass es „eine große Herausforderung ist“.

Kann Reismüller, die fast bis zuletzt neben dem Politiker-Job halbtags auch ihrem erlernten Beruf in einer Apotheke nachgegangen ist, anderen Frauen einen Rat geben, wenn sie eine Kandidatur fürs Bürgermeisteramt überlegen? „Sie brauchen vor nichts Angst zu haben“, sagt die Langzeit-Bürgermeisterin aus Forchtenstein. „Und man muss es wollen, für andere Menschen da zu sein“.

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