Brigitte R. Winkler: "Es hat mich gefreut, eine Emanze zu sein"
Seit mehr als 38 Jahren fliegt Brigitte R. Winkler mehrmals pro Jahr in die Modehauptstädte dieser Welt, um die Kollektionen der Designer zu begutachten. Im Interview spricht die Journalistin, der vergangenes Jahr für ihr unermüdliches Engagement in Sachen Mode der Berufstitel Professorin verliehen wurde, darüber, warum die schillernde Branche mehr zu bieten hat als Glanz und Glamour.
KURIER: In einer Ihrer ersten Geschichten für die KURIER-Frauenseite 1977 ging es um die erste Straßenbahnlenkerin Wiens. Keine Selbstverständlichkeit damals ...
Brigitte R. Winkler: Mich hat es immer gefreut, wenn ich für Frauen etwas tun konnte. Aus Kärnten kommend, habe ich nicht gewusst, dass es Feminismus gibt, aber ich bin drauf gekommen, dass mein Engagement genau das ist und ich eine Emanze bin – und das hat mich gefreut.
Großartig fand ich, dass der lila Overall die Uniform der Emanzen war. Da Lila meine Lieblingsfarbe ist, hatte ich das sowieso im Kasten.
Später hat es Sie in die Mode verschlagen. Wie das?
Aus Zufall. Die Kollegin, die vor mir dafür zuständig war, ist nach Deutschland gegangen. Gertraud Franke, die damalige Chefin der Frauenseite, von der Mode ein Teil war, hat mich gefragt, ob ich das nicht auch machen könnte.
Von feministischen Kolleginnen habe ich dafür ganz böse Reaktionen bekommen. Ihr Tenor lautete, man dürfe sich nicht mit Mode beschäftigen, weil das nichts mit Emanzipation zu tun hat. Ich wollte ihnen klarmachen, dass Mode ein Kulturgut ist und ein Ausdruck unserer Zeit.
Wie haben Ihre ersten Schritte in dieser Welt ausgesehen?
Ich wollte herausfinden, woher die Mode kommt. Ich bin zu meinem damaligen Chefredakteur gegangen und habe gesagt, dass ich nach Paris zu den Modeschauen fahren will. Er meinte zunächst, dass er auch nach Paris fahren und sich schöne Mädchen anschauen möchte. Ich habe ihm vorgeschlagen, einen Dienstreiseantrag auszufüllen, weil ich sicher bin, dass der Chefredakteur das unterschreiben wird. Daraufhin hat er gelächelt, meinen unterzeichnet und einen Fotografen durfte ich auch mitnehmen.
"Der Minirock war ein modisches Symbol für die Selbstbestimmung."
War Ihr Zugang ungewöhnlich?
Ja, und es hat mich gefreut, dass ich positive Reaktionen von Leserinnen und Lesern bekommen habe. Ich hatte das Glück, ernstgenommen zu werden. Trotzdem habe ich vierzig Jahre für die Mode gekämpft. Als Saint Laurent gestorben ist, wurde im ORF darüber nicht berichtet. Im KURIER ist es mir gelungen, die Wertigkeit von Mode zu erhöhen.
Warum ist dieser Kampf lohnend?
Weil ich immer mehr bestärkt darin wurde, dass es nicht nur um Glamour geht und darum, schön angezogen zu sein.
Die Mode ist oft Vorkämpfer für gesellschaftspolitische Bewegungen, wie etwa die Gleichberechtigung. Ein Symbol dafür war ja der Minirock mit der Botschaft: „Ich darf meine Beine herzeigen, trotzdem darfst du mich nicht vergewaltigen.“
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