The Strokes: 10 Jahre Wiedergeburt der Rock-Musik

The Strokes: 10 Jahre Wiedergeburt der Rock-Musik
"Is This It", das bahnbrechende Debütalbum der Strokes, wurde vor zehn Jahren veröffentlicht. Eine Liebeserklärung.

Wie bitte, zehn Jahre ist das schon wieder her?! Tatsächlich, trotzdem kommt es einem so vor, als wäre es gestern gewesen, als man das Strokes-Debüt "Is This It" in den CD-Player schob und sich das Leben danach ein bisschen anders anfühlte, fast so, als wäre man gerade frisch verliebt - seufz! Diese knapp eine halbe Stunde dauernde Platte sollte dann nichts weniger als die Welt verändern - musikalisch wie modisch. Denn "Is This It" war Frontalangriff auf den Langweiler-Rock, der zu damaligen Zeit allerorts geboten wurde und das wohl eindrucksvollste Rock-Album seit vielen Jahren. Die fünf damals noch blutjungen Musiker (kein Bandmitglied war über 23 Jahre alt) strahlten eine lässige, gesund überhebliche Wahrhaftigkeit aus, die man einfach lieben musste. Aber es waren vor allem die Songs, die einem ins Ohr gingen. "Last Night", "Hard To Explain" oder "Take It Or Leave It" sind allesamt kompromisslos-melodische Dreiminüter, mit denen Julian Casablancas, Nikolai Fraiture, Fab Moretti, Nick Valensi und Albert Hammond Jr. den verstaubten Rock'n'Roll vergangener Tage wachküssten. Medien fragten sich gar: "Ist das die Rettung der Rock-Musik?". Ja, war es.

2001

The Strokes: 10 Jahre Wiedergeburt der Rock-Musik

Auch in Sachen Mode tat sich nach der Veröffentlichung von "This Is It" einiges: Die Indie-Kids liefen plötzlich in zu knappen Jeans herum, trugen karierte Flanell-Hemden zur Schau, für die man Jahre zuvor noch ausgelacht wurde, feierten die "Chucks" ein bis heute anhaltendes Comeback und waren fettige Haare im Wuschellook kein Irrtum mehr. Der Heroin-Chic wurde in und von der Modewelt tausendfach kopiert. Auch die Labels und Bands sprangen auf den Zug auf: Zahlreiche Bands, die im Fahrwasser der Strokes auf dem persönlichen Wahrnehmungs-Radar auftauchten, wären ohne "Is This It" nicht denkbar.

9/11

The Strokes: 10 Jahre Wiedergeburt der Rock-Musik

Schon nach der der Veröffentlichung ihrer "Modern Age"-EP im Frühjahr 2001 wurde um die Band ein gewisser medialer Hype generiert. "Is This It" erschien dann zuerst in Australien und kam am 27. August 2001 in Österreich auf dem Markt. In ihrer Heimat, den USA, verzögerte sich der Release wegen den Anschlägen vom 11. September auf Oktober. Für die amerikanische Album-Version musste die Band auch noch mal ins Studio, da der Song "New York City Cops" nach den Terroranschlägen gestrichen werden musste - ersetzt wurde er durch "When It Started". Und auch das Original-Cover von Colin Lane wurde durch ein Bild einer Partikel-Kollision ersetzt.

Hört man "Is This It" zehn Jahre nach der Veröffentlichung, klingen die Songs noch immer ziemlich erfrischend. Man schwelgt in Erinnerungen, singt Zeilen wie "Leave me alone
I'm in control / I'm in control / And girls lie too much / And boys act too tough/ Enough is enough" inbrünstig mit Casablancas und verliert sich in der Melodieführung der Gitarren oder im furztrockenen Schlagzeug-Sound. Apropos Casblancas. Seine Stimme drückt den Songs der Strokes einen ganz besonderen, unverkennbaren Stempel auf. Sie klingt nämlich immer schön übersteuert, herrlich "laid back", irgendwie so, also wäre ihm das alles total scheißegal. Das klingt dann nach dem jungen Lou Reed und somit auch nach Velvet Underground.

2011

Zehn Jahre danach haben sie damit noch immer Erfolg: Ihre letzte und aktuelle Platte "Angles" veröffentlichte die Band im Frühjahr 2011 - nach einer fünfjährigen Auszeit und etlichen Solo-Projekten der Bandmitglieder. Dieses Fremdgehen hat sich für die Band ausgezahlt, denn die zehn, erstmals in Gruppenarbeit geschriebenen Songs, waren wieder der geradlinige Rock'n'Roll, für den man die Band einfach nur abbusserln möchte.

Tipp

Das US-Musikblog Stereogum hat zum 10-jährigen Jubiläum ein Tribut-Album zu "Is This It" veröffentlicht. Auf der mit "Stroked" betitelten Huldigung widmen sich Peter, Bjorn and John "Is This It" mit verhallten Stimmen und Gitarren oder überzeugt Owen Pallet mit einer Streicher-Version von "Hard To Explain". Das Album gibt es kostenlos zum Download - siehe Link unten.

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