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Mathe-Matura: Alte Aufgaben und was sich heuer ändern wird

Mathematik ist das Fach, vor dem Schüler wohl den größten Respekt haben. Und nicht nur sie, sondern auch viele Erwachsene  – oder hätten Sie, werte Leser, die Aufgaben aus früheren Prüfungen lösen können? Der KURIER hat ein Quiz für Sie zusammengestellt (weiter unten).

In den vergangenen Jahren sind  viele   gescheitert: Fast ein Viertel der Schüler  schafften die Mathe-Matura nicht auf Anhieb. Doch das müsste nicht sein, findet  Bildungsminister Heinz Faßmann. Ganz im Gegenteil: „Wir wollen, dass die Schüler nicht Angst, sondern Lust auf das Fach bekommen.“

Beginnen will er  bei den Aufgabenstellungen: „Die werden heuer kürzer und verständlicher – und somit auch fairer“, verspricht er.   Hintergrund: Schüler und Lehrer beklagten sich über die sehr langen Aufgaben. Durch die kürzeren Texte spart sich das Ministerium übrigens auch  viel Papier: Die Prüfungshefte, die an die Schulen geschickt werden, sind heuer eine Tonne leichter als im Vorjahr.

Mathematik-Matura: Testen Sie Ihr Wissen

(Der KURIER hat einen Mathematiker gefragt, wie er zu den Antworten auf Frage 2 kommt. Hier können Sie die Erklärung nachlesen).

Es war die Aufgabe von Kurt Scholz, ehemaliger Wiener Stadtschulratspräsident und Leiter des Forums Zentralmatura, die Prüfungsaufgaben zu überarbeiten. Und er beruhigt: „Wenn es sprachliche Fallen gegeben hat, werden sich diese heuer  nach menschlichem Ermessen nicht wiederholen.“   

Scholz warnt die Schüler allerdings davor, darauf zu spekulieren, dass die Matura heuer leichter wird – nach dem Motto: Im vergangenen Jahr  gab es viele Fünfer, deshalb muss es  heuer einfacher werden.  „Wer  hier Lotterie spielt, kann mit der Realität schnell in Konflikt geraten.“   Allerdings: Ein paar Erleichterungen wird es heuer doch geben: Die Zeiteinteilung wird gelockert. Früher musste man den ersten Teil nach zwei Stunden abgeben. Jetzt werden beide Teile gleichzeitig ausgeteilt – die Schüler haben  viereinhalb Stunden Zeit, sie zu lösen.

Null Punkte

Auch der Notenschlüssel und die Bewertung werden schülerfreundlicher: Bisher gab es z.B. gar keinen Punkt für eine Aufgabe, nur weil man etwa eine Maßeinheit vergessen hatte. Und auch atmosphärisch  soll sich die Matura ändern. War es bisher üblich, dass nur fachfremde Pädagogen Aufsicht haben,  sollen jetzt Klassen- oder Fachlehrer die Maturanten zumindest mental unterstützen.

Ob das alles dazu führt, dass die Schüler dem Fach zukünftig mit Lust begegnen, wie Faßmann es hofft? Wohl kaum: Es liegt auch daran, wie das Fach zukünftig unterrichtet wird. Und da sind die Pädagogen der Schlüssel, wie der Uni-Professor Michael Eichmair meint (Interview unten).

Stark ausgeprägt

Der Mathematiker, der schon an so renommierten Universitäten wie dem MIT und der ETH Zürich gearbeitet hat, hat nach seiner Heimkehr festgestellt, wie schlecht es um das Image des Fachs in Österreich bestellt ist. Das war der Grund, warum er die Initiative „Mathematik macht Freu(n)de“ ins Leben gerufen hat.

Das Konzept: Angehende Mathematiklehrer unterrichten Schüler in Kleingruppen – und holen sie dort  ab, wo sie die größten Schwierigkeiten haben. Dabei werden die Studenten von Coaches begleitet. Insgesamt 1500 Jugendliche  kamen 2018 in den Genuss dieser „Nachhilfe“ –  heuer wird das Projekt auf Graz ausgeweitet. Eichmaier ist optimistisch: „Mir ist bisher noch kein hoffnungsloser Fall untergekommen.“  

"Die Ausbildung der Lehrer ist der Schlüssel"

Mathematiker Michael Eichmair über das Imageproblem seines Fachs.

KURIER: Mathematik ist DAS Angstfach. Wie kann man das ändern? 

Michael Eichmair: Der Schlüssel, dem Fach nachhaltig die Angst zu nehmen, liegt bestimmt in der Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte. Dafür darf uns  nichts gut genug sein. Wir müssen  Pädagogen so stärken, dass sie gut unterrichten können. Es ist eine hohe Kunst zu erkennen, wie man den   Schülern gerecht wird. Schließlich gibt es nicht für jeden  den Weg, um ans Ziel so kommen. 

Sie helfen Studierenden dabei, sich optimal auf den Beruf vorzubereiten.

Ja, beim Projekt „Mathematik macht Freu(n)de“ bereiten wir  sie aufs Unterrichten vor. Für diese Studenten verbürge ich mich – die wollen gute Lehrer werden und arbeiten sehr hart an sich. Schlimm ist, wenn ihnen ausgerichtet wird, dass ihre Arbeit nicht wertgeschätzt wird. 

Wo sehen Sie die Herausforderungen für Lehrer im Schulalltag? 

Oft fangen die Probleme schon im Volksschulalter an. Wir haben z.B. alle früh gelernt, wie man mehrstellige Zahlen addiert oder multipliziert. Wer kann  seinem Kind erklären, warum der eingelernte Algorithmus funktioniert? Dieses Verständnis ist erreichbar, wichtig und befreiend. Eine besondere Herausforderung ist das unterschiedliche Niveau der Schüler –  besonders in Oberstufen-Schulen wie  der HAK.

Wozu braucht man Mathematik  ? 

Die Mathematik hat in den vergangenen Jahrzehnten viel geleistet: Google, Pixar, Online-Banking, MRT, Wetterbericht, JPEG, Wahlprognosen wären ohne diese Wissenschaft nicht möglich. Sie hat allerdings ein Image-Problem, das in Österreich besonders stark ausgeprägt ist. Mathematik ist die einzige exakte Wissenschaft im Matura-Kanon. Auch dadurch kommt ihr eine ganz besondere Bedeutung zu. Wissenschaft braucht breite Glaubwürdigkeit in einer stabilen Gesellschaft. Und die Mathematik lehrt uns das Denken. Heißt: Wir lernen argumentieren, Strukturen zu erkennen , Strategien zu entwickeln sowie Hypothesen zu bilden und zu  überprüfen.

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