IHS erwartet Aufholeffekte und solides Wachstum bis 2025
Von Martin Meyrath
Die Wirtsschaft erholt sich weltweit von der Corona-Krise. Für Österreich erwartet das Institut für Höhere Studien (IHS) heuer ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 3,4 Prozent. Das ist etwas pessimistischer als die Prognose der Industriellenvereinigung, die von 3,5 bis 4 Prozent ausgeht. Nächstes Jahr soll das BIP laut IHS noch stärker, nämlich um 4,5 Prozent, ansteigen.
Dieser relativ starke „Rebound-Effekt“ erklärt sich aus zwei Aspekten, erklärt IHS-Ökonom Helmut Hofer. Die Hilfsprogramme hätten die Haushaltseinkommen während der Corona-Krise relativ gut stabilisiert, die Konsumenten waren aber vorsichtiger und haben mehr Geld gespart. In den kommenden Monaten sei deswegen mit Nachholeffekten beim privaten Konsum zu rechnen. Zweitens rechnet das IHS damit, dass die Wirtschaftsförderungen zu Vorzieh-Effekten bei den Investitionen von Unternehmen führen.
Im gesamten Prognosezeitraum bis 2025 erwartet das Institut eine Zunahme des realen Bruttoinlandsprodukts von durchschnittlich 2,5 Prozent pro Jahr. Zum Vergleich: Inklusive dem Einbruch um 6,3 Prozent im vergangenen Jahr betrug das jährliche Durchschnittswachstum in den letzten fünf Jahren lediglich 0,4 Prozent.
Österreich liegt damit in etwa im Durchschnitt des gesamten Euroraums. Schneller soll die Wirtschaft laut dem IHS in den USA wachsen. Bis 2025 wird mit durchschnittlich 3,25 Prozent gerechnet, weltweit mit 3,75 Prozent. Das bedeutet, dass auch für die wichtigsten österreichischen Exportmärkte ein solides Wachstum erwartet wird. Da voraussichtlich aber auch die Importe anziehen werden, werde sich der Außenhandel laut dem IHS insgesamt neutral auswirken. Getrieben werde das Wirtschaftswachstum von der Dynamik im Inland.
Mit der wirtschaftlichen Entwicklung soll auch die Inflation auf knapp über 2 Prozent anziehen. Die aktuell stärkere Teuerungsrate von etwa 2,8 Prozent dürfte nur ein temporäres Phänomen sein. „Im Großen und Ganzen gehen wir von einer verhaltenen Preisentwicklung aus“, so Hofer.
Beschäftigung
Auch am Arbeitsmarkt zeichnet sich nach dem steilen Anstieg im vergangenen Jahr eine Entspannung ab, die Erholung ist hier aber langsamer. Das Vorkrisenniveau von 7,5 Prozent wird laut dem IHS auch mit den erhöhten Mitteln für eine aktive Arbeitsmarktpolitik erst 2025 wieder erreicht. Es bestehe zudem die Gefahr einer erhöhten „Mismatch-Arbeitslosigkeit“, die Arbeitsuchenden also andere Qualifikationen haben, also die Arbeitgeber verlangen.
Da die Pandemie bei vielen Jungen zu Problemen beim Berufseinstieg geführt habe, gelte es dringend, „potenziellen Humankapitalverlusten“ entgegenzuwirken. Ansonsten würden sich die negativen Effekte der Jugendarbeitslosigkeit fortsetzen. Auch wären verstärkte Maßnahmen notwendig, um den in Österreich vergleichsweise starken Vererbungseffekten bei Bildung entgegenzuwirken.
Staatshaushalt
Für heuer rechnet das IHS noch mit einem „recht hohen Defizit“ von etwa 7,4 Prozent des BIP. Dieses sollte mit der zunehmenden wirtschaftlichen Dynamik aber zurückgehen und 2025 nur noch 1,2 Prozent betragen. Um wieder auf einen nachhaltigen Budgetpfad zurückzukommen brauche es also „kein großes Konsolidierungsprogramm“, so Hofer.
Es werde allerdings Änderungen in der Budgetstruktur brauchen. Öffentliche Gelder sollten also vermehrt so ausgegeben werden, dass sie zukünftiges Wachstum ermöglichen. Wichtig wären laut Hofer deswegen Investitionen in Ausbildung, Digitalisierung sowie Forschung und Entwicklung. Sparpotenziale sieht er hingegen im Föderalismus und dem Pensionsbereich.
EU-Aufbauplan
Dazu sollten auch die Mittel aus dem EU-Aufbauplan beitragen. Werde das von Österreich geplante Programm im vollen Umfang von 4,5 Milliarden umgesetzt – wovon 3,5 Milliarden aus dem EU-Topf kämen – ließen sich dadurch hohe Wachstumseffekte erzielen.
Im Jahr 2025 könnte sich das bereits mit einem Plus von 0,9 Prozentpunkten auf das BIP auswirken. Das erkläre sich daraus, dass das Programm auch starke Investitionsanreize für private Investitionen beinhaltet. Da die Maßnahmen stark zukunftsorientiert sind, würde sich ein guter Teil des Effekts aber erst in späteren Jahren zeigen.