Österreichs Olympia-Medaillenflut: "Schön zu sehen, wie es flutscht"
Von Christoph Geiler
Die größte Sorge von Anton Giger bei diesen Olympischen Winterspielen sind die Schulterklopfer. Die vielen Gratulationen, die der ÖSV-Sportdirektor dieser Tage in China erhält, sind nicht gerade förderlich für die Heilung seines Schultergelenks, das er sich im November bei einem Sturz zertrümmert hatte. "Ich bin richtig stolz auf unser Team", sagt der Salzburger.
Anton Giger zieht vor Beginn der zweiten Wettkampfwoche Zwischenbilanz und spricht über ...
- ... den österreichischen Medaillenregen
"Der Einstieg ist sensationell, vieles ist aufgegangen. Das ist eine erste Woche, wie wir sie kaum je gesehen haben. Aber mich überraschen diese Erfolge nicht."
- ... die Gründe für die Erfolge in nahezu allen Sparten
"Die Verhältnisse hier sind sehr speziell, um nicht zu sagen: exotisch. Da herüben ist es so, dass wir die Optimierungsabläufe, für die man normalerweise zwei, drei Jahre Zeit hat, im Zeitraffer durchführen müssen. Deshalb ist es auch so wichtig, dass es Synergien zwischen den einzelnen Sparten gibt."
- ... die Zusammenarbeit der verschiedenen Teams
"Wenn es um das Materialtesten geht, dann sind bei uns die Boardercrosser mit den Alpinen und den Nordischen eng verknüpft. Alle Erkenntnisse fließen in eine gemeinsame Datenbank. Da haben wir einen hohen Standard erreicht. Schön zu sehen, wie es bei uns flutscht. Das multipliziert auch die Stimmung im Team, wenn alle Sparten ihren Anteil an den Medaillen haben. Das ist mitverantwortlich für den positiven Drive, den wir haben."
- ... die Stimmung im Team
"Wir haben unsere Teams im Vorfeld der Spiele darauf eingeschworen, dass es schwierig werden wird. Aber zugleich haben wir auch klar gesagt: Wir sehen das Positive, zum Beispiel, dass die Sportstätten perfekt bis genial sind. Eines ist klar: Wenn du anfängst, das Glas halbleer zu sehen, dann hast du schon verloren. In diese Falle wollten wir auf keinen Fall hineintappen. Wir werden diese Spiele nicht krankjammern. Da hilft uns natürlich auch die tolle Zusammenarbeit mit dem ÖOC. Ich habe festgestellt, dass das bei anderen Nationen nicht so gut klappt."
- ... die größte Überraschung
"Die Medaille von Johannes Strolz konnte man nicht erwarten. Das ist eine Mischung aus Überraschung, dass ihm der Knopf so gut aufgeht, und eine gewaltige Freude. Der war bei uns nicht einmal mehr im Kader. Aber er hat seine Chancen gekriegt, das spricht dann wieder auch für unser System, dass einer, der nicht im Kader ist, bei guten Leistungen sofort wieder dabei ist."
- ... die frühen Startnummern von Mirjam Puchner und ihren Kolleginnen im Super-G
"Wir versuchen jeden Tag, Beziehungen herzustellen zwischen der Großwetterlage und der regionalen Wetterlage. Man kann es nicht hundertprozentig voraussagen, aber bisher ist es gut aufgegangen Wir haben die Spekulation gehabt, dass die vorderen Nummern besser sein werden, daher wurden sie gewählt. Und bisher ist das gut aufgegangen."
- ... die Aussichten auf die zweite Wettkampfwoche
"Wir sind sensationell unterwegs und werden uns jetzt nicht mit einem verkrampften Blick auf den Medaillenspiegel unter Druck setzen. Ich gehe davon aus, dass es weiter gut läuft. Was soll schon sein? Wir freuen uns auf die nächsten Wettkämpfe."