Thiem setzt seinen Siegeszug auch bei den French Open fort
Es bleibt auch nach dem Erstauftritt in Paris so: Dominic Thiem hat heuer erst ein Match bei Grand-Slam-Turnieren verloren. Der unaufgeregte 6:4-6:3-6:3-Sieg über den Kroaten Marin Cilic war der 14. Sieg auf höchster Ebene. Verloren ging 2020 nur das Endspiel bei den Australian Open gegen Novak Djokovic.
Dabei waren die Bedingungen für die Protagonisten ungewohnt, die French Open präsentierten sich ganz anders: Das neue Dach über den Centrecourt Philippe Chatrier verlieh einen gewissen Hallentennis-Charakter. Nur, dass die Sandplätze bei kaltem Wetter (14 Grad) langsamer sind als die herkömmlichen Hallenböden. Nur ganz wenige Leute saßen im Publikum und die, die da waren, verhielten sich wie bei einem Geigenkonzert in d-moll.
Zum Sportlichen: Das Match gegen Cilic, der am Spieltag seinen 32. Geburtstag feierte, begann gleich mit Break und Re-Break. Nicht überraschend, da bei diesen Bedingungen der Aufschlag kein so großer Vorteil wie auf anderen Belägen ist. Beide versuchten ewige Grundlinien-Rallyes zu vermeiden, streuten immer wieder Stopp-Bälle ein.
Danach präsentierten sich beide sehr konzentriert, erst bei 4:4 leistete sich der Kroate eine Schwächephase und Thiem gelang das vorentscheidende Break. Österreichs Topmann wehrte daraufhin einen Breakball ab und servierte zum 6:4-Satzgewinn aus.
Konzentriert
Der Weltranglisten-Dritte konservierte seine Form und nahm dem Kroaten im zweiten Satz gleich den Aufschlag aus. Österreichs Ass schritt weiterhin äußerst konzentriert an sein Erstrundenwerk. Zwei Breaks und dazu souveräne Aufschlagspiele – Cilic war chancenlos.
In Teil drei folgte eine etwas unerwartete Schwächephase von Thiem, er kassierte sein zweites Break. Der 27-Jährige zeigte aber bald wieder, dass er der komplettere, bessere Tennisspieler ist. Mit einem teilweise hochklassigem Spiel, vor allem die Longline-Bälle waren von Weltformat, gewann Thiem auch den dritten Satz.
Man sah auch, dass Cilic bei den drei anderen Grand-Slams schon im Finale stand, auf Pariser Sand aber nie über das Viertelfinale hinauskam. Der 32-Jährige hat es gern ein bisserl zügiger. Wie auch der nächste Gegner von Thiem. Der 28-jährige Jack Sock setzte sich im US-Duell gegen den Tennis-Riesen Reilly Opelka (2,11 m) in drei Sätzen durch. Thiem hat gegen Sock in vier Spielen dreimal gewonnen. Auf Sand begegnen sich die Beiden zum ersten Mal. Sock hat zumindest 2015 in Houston ein Sandplatz-Turnier gewonnen.
Thiem schraubte damit seine Paris-Bilanz auf 25 Siegen bei sechs Niederlagen. Und: Noch nie scheiterte der Lichtenwörther in Roland Garros in Runde eins. Nur 2014 und 2015 kam er nicht zumindest ins Semifinale, damals war jeweils in Runde zwei Schluss. In den vergangenen drei Jahren verlor er nur gegen Rafael Nadal.
Barbara Haas ist ausgeschieden
Auch im zweiten Major-Hauptbewerb in Folge ist es für Barbara Haas nichts geworden mit dem ersten Sieg auf Grand-Slam-Level. Die 24-jährige Oberösterreicherin unterlag am Montag in der ersten French-Open-Runde der Taiwanesin Hsieh Su-wei nach 1:34 Stunden mit 3:6,6:7(1). Fast hätte die Qualifikantin das Match noch gedreht, aber es sollte nicht sein.
„Ich bin natürlich sehr enttäuscht, dass es heute nicht geklappt hat. Meine Gegnerin hat ein sehr unangenehmes Spiel gehabt und die Bedingungen sind definitiv ihr viel mehr entgegengekommen als mir“, erklärte Haas in ihrer Pressekonferenz. Erst im Finish des zweiten Satzes hätte sie die richtige Taktik gefunden. „Ich habe in den wichtigen Momenten einfach ein bisserl zu viel gemacht bzw. auch leichte Fehler, das hat mir leider das Spiel gekostet.“
Eine hartnäckige Handgelenksverletzung während des Lockdowns hatte sie eigentlich schon an ein vorzeitiges Saison-Ende denken lassen. „Da hatte ich den Hut schon weggeschmissen. Dann habe ich das Glück gehabt, dass ich in New York reingerutscht bin.“ Nach Paris war sie mit wenigen Hoffnungen zur Qualifikation angereist. „Ich habe geglaubt, dass ich nicht die erste Runde gewinne, deswegen muss ich happy sein, dass ich mich qualifiziert habe.“
Aber 61.000 US-Dollar (rund 52.500 Euro) und nun 60.000 Euro für das jeweilige Erstrunden-Aus bei den US und den French Open haben sie zumindest finanziell in einer durch die Coronavirus-Pandemie stark verkürzten Saison abgesichert. „Während dem Lockdown war ich schon sehr verzweifelt und habe mir schon ernsthafte Gedanken gemacht wie es jetzt weitergeht. Ich werde das natürlich alles in meine Karriere investieren, ich brauche eh jeden Cent.“
Der Saisonrest wird für sie maximal noch ein Antreten in Linz bringen, auch mangels guter Alternativen im Turnierplan. Davor will sie noch ein MRI zum Abchecken ihres Handgelenks machen und danach möchte sich Haas so gut wie möglich auf 2021 vorbereiten. „Meine Priorität ist, dass ich zu 100 Prozent in die nächste Saison gehen kann, mit einem topfitten Handgelenk.“