Stöger und Austria: Handauflegen wird nicht reichen
Zunächst waren es lose Kontakte, dann vermehrt Gerüchte. Es folgten in den vergangenen Monaten intensivere Gespräche, aus den Gerüchten wurden Indizien. Ja, die Austria möchte Peter Stöger, den Meistermacher von 2013, wieder in die violette Familie aufnehmen. Und, ja, Stögers Liebe zur Austria ist ungebrochen, daher eine neue Aufgabe mit weitreichenden Kompetenzen und großer Verantwortung absolut reizvoll.
Ums Geld geht es bei den Verhandlungen nicht primär, denn dann hätte er schon längst in China, Saudi-Arabien oder in der englischen Championship unterzeichnen müssen. Stöger will gestalten, wie er schon im letzten Interview mit dem KURIER verraten hatte: „Wichtig ist mir, dass ich bei der nächsten Aufgabe wieder mit vielen Menschen arbeiten und gemeinsame Ziele verfolgen kann.“ Als Sportvorstand der AG sollte Stöger einige Freiheiten genießen, um diese Pläne umzusetzen.
Die Formsache
Am Montag traf sich AG-Vorstand Markus Kraetschmer mit Stöger, das Gespräch verlief vielversprechend. Am Mittwoch kam nun auch Präsident Frank Hensel aus dem Urlaub zurück und traf sich am Abend mit dem Wiener. Einige für Stöger wichtige strukturelle Dinge gab es zu klären, bei gutem Willen beider Seiten sollten sie zu einer Formsache verkommen. Wahrscheinlich scheint, dass die Wiener Austria Peter Stöger spätestens am Freitag offiziell als Sportvorstand präsentiert.
Wie soll die Tätigkeit des 53-Jährigen ab sofort aussehen, und was würde Peter Stöger in seiner neuen Rolle erwarten?
Das Gegengewicht
Strukturell soll er in der AG vor allem das sportliche Pendant zu Wirtschaftsvorstand Markus Kraetschmer sein. In diesem Bereich herrschte bei der Austria seit dem Abgang von Thomas Parits trotz eines Sportdirektors ein Vakuum, das größtenteils von Kraetschmer selbst gefüllt wurde. Stöger bräuchte volle Entscheidungsfreiheit in sportlichen Belangen.
Bezüglich einer Transfertätigkeit werden ihm jedoch (vorerst) die Hände gebunden sein: Die Austria kann aktuell nur ablösefreie Spieler verpflichten, da das Budget dafür überschaubar gering ist angesichts mancher Altlasten in Folge des Stadionbaus. Die Transferzeit endet zwar erst Anfang September, doch die Austria wird sich bestenfalls noch punktuell verstärken, wie derzeit aus dem Klub zu vernehmen ist.
Wer glaubt, dass die Installierung von Peter Stöger allein alle Probleme löst, der wird ziemlich schnell ziemlich enttäuscht sein. Mit Handauflegen allein wird es jedenfalls nicht funktionieren, wie Stöger selbst vor Wochen festgestellt hat. Markus Kraetschmer kann sich umgekehrt aus der Schusslinie nehmen, wurde er Ende der vergangenen Saison doch zum Sündenbock für viele Fans.
Peter Stöger in Bildern:
Der Repräsentant
Stögers primäre Aufgabe wäre es, mit seiner smarten Art das Image der Austria wieder aufzupolieren. Er würde viel auf Reisen gehen, im Inland wie im Ausland, um Kontakte zu knüpfen und um künftige Spieler und vor allem Sponsoren zu werben. Denn die Austria würde ein paar zusätzliche Einnahmen ganz gut vertragen.
Stöger würde somit einen fast fertigen Kader und ein neu installiertes Trainerteam rund um Coach Christian Ilzer vorfinden; eine Zusammenarbeit, die Früchte trägt, sollte möglich sein. Noch offen ist hingegen, welche Rolle in diesem Ensemble der bisherige Sportdirektor Ralf Muhr einnehmen wird und ob sich Stöger einen Vertrauensmann (aus seiner Zeit in Deutschland) mitnehmen darf. Das sind Fragen, die noch in dieser Woche beantwortet werden sollten.