Warum Kapitän Ljubicic Rapid zum Nulltarif verlassen kann
Von Alexander Huber
Am Sonntag wird Dejan Ljubicic Rapid gegen die Austria als Kapitän aufs Feld führen. Erstmals, denn beim 1:1 im Derby Ende November war er verletzt.
Falls der Plan des Mittelfeld-Motors – drei Punkte – aufgeht, könnte es der letzte Klassiker mit der Kapitänsschleife sein. Denn der Austria droht die Qualifikationsgruppe (ohne Spiele gegen Rapid) und den Hütteldorfern ein Abgang des Schlüsselspielers nach Saisonende.
Um Ljubicic halten zu können, wurde ein für Corona-Verhältnisse sehr gutes Angebot vorgelegt. Manager Max Hagmayr ist aber mit mehreren Vereinen aus dem Ausland im Gespräch.
Finanzielle Grenzen
„Klar ist, dass viele Klubs einen wesentlich höheren Verdienst anbieten können. Außerdem wissen wir nicht einmal, ob wir ab Sommer mit Zuschauern planen können. Das trifft Vereine, für die Fans einen wichtigen Anteil am Budget haben, besonders“, sagt Zoran Barisic.
Der Rapid-Sportchef bemüht sich seit Monaten um eine Verlängerung, stellte aber auch unverhandelbare Grenzen klar. Besonders bitter für Rapid: Obwohl Ljubicic seit 15 Jahren beim Verein ist, droht ein Abgang zum Nulltarif.
Denn die Ausbildungsentschädigung (für einen Auslandswechsel rund 500.000 Euro) wäre nicht mehr fällig. Barisic bestätigt: „Da Dejan im Oktober 23 Jahre alt wurde, würden wir nichts mehr bekommen.“
Vor 13 Monaten hatte Barisic den aktuellen Kapitän eigentlich bereits lukrativ verkauft. Rund drei Millionen Euro hätte Chicago gezahlt. Doch die MLS-Ärzte diagnostizierten eine Kreuzbandverletztung, die es nicht gab. Der Transfer scheiterte in letzter Minute.
Sollte Ljubicic im Sommer gehen, gibt es nur noch einen Weg, Geld für seinen Stammverein zu lukrieren: Für jeden weiteren Transfer ist ein Teil der Ablöse an den ausbildenden Verein zu zahlen. Diese Solidaritätszahlung würde stets zu 100 Prozent nach Hütteldorf gehen.
Stürmer aus dem Eigenbau
Besser sieht es im Vertragspoker beim Kapitän von Rapid II aus. Mittelstürmer Oliver Strunz zeigt nach drei Jahren mit vielen Verletzungen seine Klasse: vier Tore in sechs Spielen in der 2. Liga. Der körperlich starke Wiener kann viele Bälle halten, die im Herbst gegen erfahrenere Zweitligisten noch verloren gegangen waren.
"Wir wussten schon vor vier Jahren, dass Oliver ein richtig guter Stürmer werden kann. Aber leider kamen dann immer wieder Verletzungsprobleme dazwischen", sagt Barisic.
Aktuell wird Strunz einmal pro Woche aus dem Training genommen, um mit speziell abgestimmten Übungen noch fitter zu werden.
Mit dem 20-Jährigen gibt es positive Gespräche zu einer Verlängerung des auslaufenden Vertrags. "Junge Österreicher, die treffen, sind begehrt. Aber wir wissen, dass Rapid auf Oliver baut und ein bekanntes Umfeld nach den vielen Verletzungen hilfreich ist", sagt Berater Lino Heiduck.