Sport/Fußball

Englisches Drama im finalen Elferkrimi: Italien ist Europameister

Das Londoner Wembleystadion hätte an diesem Sonntag gar nicht groß genug sein können. Über 2000 Pfund kostete ein Ticket für das EM-Finale gegen Italien, aber wahrscheinlich hätten die meisten Engländer alles bezahlt und unternommen, um diesem Abend beiwohnen zu können. Immerhin ging es für das Mutterland des Fußballs um den ersten Titel seit 1966, und dann noch dazu im Wohnzimmer namens Wembleystadion.

ITALIEN – ENGLAND 1:1 (1:1, 0:1) n.V., 3:2 i.E.
Tore: 0:1 (2.) Shaw, 1:1 (67.) Bonucci.
Elfmeterschießen: 1:0 - Berardi trifft; 1:1 - Kane trifft; 1:1 - Belotti scheitert an Pickford; 1:2 - Maguire trifft; 2:2 - Bonucci trifft; 2:2 - Rashford schießt an die Stange; 3:2 - Bernardeschi trifft; 3:2 - Sancho scheitert an Donnarumma; 3:2 - Jorginho scheitert an Pickford und der Stange; 3:2 - Saka scheitert an Donnarumma.

Gelbe Karten: Barella, Bonucci, Insigne, Chiellini, Jorginho bzw. Maguire.
Italien: Donnarumma - Di Lorenzo, Bonucci, Chiellini, Emerson (118. Florenzi) – Barella (54. Cristante), Jorginho, Verratti (96. Locatelli) – Chiesa (86. Bernardeschi), Immobile (55. Berardi), Insigne.
England: Pickford – Walker (120. Sancho), Stones, Maguire – Trippier (71. Saka), Philipps, Rice (74. Henderson, 120. Rashford), Shaw – Mount (99. Grealish), Sterling – Kane.

Am Ende sollte ein Elfmeterschießen entscheiden. Seit jeher die erklärte Angstdisziplin der Engländer. Und wieder einmal scheiterten die Engländer vom Elfmeterpunkt. Italiens Torhüter Donnarumma hielt den Elfmeter von Saka und sicherte Italien den zweiten EM-Titel nach 1968.

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Blitzstart

Die englische Hymne, ein Hörspiel in epischer Lautstärke, war kaum verstummt, da ging ein Urschrei aus Zehntausenden Kehlen durch das Wembleystadion. Das rasche 1:0 durch Shaw nach 117 Sekunden versetzte die englischen Fans in Rage. Der linke Außenbahnspieler hatte den Ball nach einer Maßflanke des rechten Außenbahnspielers Trippier aus kurzer Entfernung im kurzen Eck versenkt. Der Mittelfeldmann von ManUnited, der an diesem Montag seinen 26. Geburtstag feiert, hätte sich keinen besseren Ort und Zeitpunkt für sein erstes Länderspieltor aussuchen können.

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Die Italiener, allen voran Di Lorenzo, hatten es Shaw und den Engländern mit ihrer Passivität aber auch sehr leicht gemacht. In der alten Catenaccio-Ära hätte ein italienischer Teamchef solchen Stümpereien wohl einen Riegel vorgeschoben und die Squadra Azzurra so einen billigen Gegentreffer vermutlich nie und nimmer erhalten.

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Little Italy

Das früheste Tor in einem EM-Endspiel war ein echter Wirkungstreffer, der den Italienern einige Zeit richtig zusetzte. In so einer misslichen Situation hatte sich das Team von Mancini schon seit Ewigkeiten nicht mehr wiedergefunden, in den 19 Partien vor dem Finale war Italien stets in Führung gegangen.

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In den ersten 45 Minuten war die hochgelobte italienische Offensive nur ein Schatten ihrer selbst. Es gab kaum einmal ein Durchkommen, Italien wirkte ideenlos, teilweise regelrecht hilflos. Erstaunlich, dass England diese ernste allgemeine italienische Verunsicherung nicht ausnützte und nicht auf das 2:0 drängte. Zumal Italien gegen die stabile englische Defensive, die auf dem Weg ins Endspiel nur einen Gegentreffer kassiert hatte, mit ihrem Fußballerlatein am Ende schien.

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Grande Italia

Doch das sollte sich nach der Pause ändern, als Teamchef Roberto Mancini frische Kräfte brachte und sich die Engländer zusehends zurückzogen und den Anschein erweckten, sich auf ihre bisher so bewährten Abwehrkräfte verlassen zu wollen.

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Diese Passivität sollte dann auch bestraft werden. Die beiden Warnschüsse von Insigne (57.) und Chiesa (62.) hatte der englische Goalie Pickford noch pariert, nach einem Eckball-Getümmel konnte dann aber auch er nichts mehr ausrichten. Bonucci stocherte den Ball über die Linie und brachte Italien zurück ins Spiel – 1:1 (67.) – der Innenverteidiger (34) ist damit der älteste Torschütze in einem EM-Endspiel.

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Das war’s dann aber auch mit den Torszenen. Das Spiel ging in die Verlängerung, und dann ins Elfmeterschießen – ein anderes, ein würdigeres Finale hätte diese EM aber auch nicht verdient gehabt.

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