Tourismus: Der Kampf ums Vertrauen
Von Christian Böhmer
Rudolf Anschober hatte am Sonntag wieder ein paar Zahlen parat, die man als Gesundheitsminister in der Corona-Krise mit Handkuss verkündet: Im Vergleich zur Vorwoche ist die Anzahl der Infektionen um 24 Prozent gesunken; und mittlerweile gibt es schon in fünf Bundesländern keinen einzigen Covid-19-Patienten in einer Intensivstation.
Fünf von neun? Das klingt fast so, als habe man die Epidemie endgültig im Griff. Und es passt zu den anstehenden Erleichterungen: Am Freitag öffnen die Hotels. Und ab Freitag, so vermeldete Kroatiens Tourismusminister Gari Cappelli am Wochenende im KURIER, können österreichische Urlaubsgäste wieder „ohne Einschränkungen“ nach Kroatien einreisen.
Tatsächlich ist die Lage aber nicht so entspannt, wie es scheint. Ministerin Elisabeth Köstinger will mit ihrem kroatischen Amtskollegen zwar demnächst darüber verhandeln, ob und unter welchen Voraussetzungen die Länder gegenseitig ihre Grenzen öffnen.
Doch gerade was den Tourismus angeht, haben die Abmachungen zwischen einzelnen Staaten eine „Schwachstelle“: „Wir haben keinen Einfluss darauf, mit welchen Drittstaaten Urlaubsländer wie Kroatien Abkommen schließen“, sagt ein hochrangiger Beamter im Tourismusressort. Wenn beispielsweise österreichische und deutsche Touristen in Kroatien wieder Kontakt zu britischen Gästen hätten, könne das erhebliche Konsequenzen für die Entwicklung der Pandemie in Österreich haben.
Flächendeckende Tests
Generell liegt der Fokus im Tourismus derzeit darauf, das Vertrauen der Gäste wieder herzustellen.
Eines der Kern-Projekte ist dabei die flächendeckende Testung. Wie berichtet, sollen ab Juli bis zu 65.000 Mitarbeiter der Gastronomie- und Tourismusbranche einmal pro Woche getestet werden.
Der wirtschaftliche Druck ist jedenfalls beträchtlich: Selbst wenn die Österreicher in überwältigender Zahl dazu motiviert werden könnten, im Inland einen Urlaub zu buchen, werden sie die Urlaubsausgaben der ausländischen Gäste nie ganz kompensieren. 70 Prozent der Gästenächtigungen in Österreich stammen von ausländischen Gästen – insbesondere im Städtetourismus sind internationale Besucher ein erheblicher Faktor. Im Vorjahr haben ausländische Gäste 20,5 Milliarden Euro in Österreich ausgegeben; 9, 2 Milliarden kamen dabei von deutschen Gästen.