SPÖ-Führungsdebatte: Rendi-Wagner fordert Doskozil zum Duell
Die SPÖ kommt nicht zur Ruhe - erst recht nicht nach der Niederlage bei der Kärntner Landtagswahl vom Sonntag. Parteichefin Pamela Rendi-Wagner, die am Wahlabend noch eher zurückhaltend meinte, die internen Debatten hätten "den politischen Mitbewerbern genutzt", holte tags darauf in der "ZiB2" den Bihänder gegen ihren burgenländischen Widersacher Hans Peter Doskozil hervor.
"ZiB2"-Anchorman Armin Wolf fragte mehrmals nach, wo Rendi-Wagner ihren eigenen Anteil an den miserablen Wahl- und Umfrageergebnissen der SPÖ sehe. Darauf wollte Rendi-Wagner aber nicht so recht eingehen. Es brauche "einen gemeinsamen Willen" und einen "Stopp der internen Debatten", denn "jede und jeder ist für den Erfolg der Partei verantwortlich".
Sie selbst habe die Partei 2018 in einer schwierigen Phase übernommen. Und zu dieser Verantwortung stehe sie. Bloß: "Eine Vorsitzende ist keine Diktatorin, sie kann niemandem ein Sprechverbot erteilen, und sie kann auch niemanden zur Mitarbeit zwingen." Womit wir schon bei Doskozil wären.
Störfeuer
Die Parteichefin erinnert an den Sommer: Die SPÖ war mit mehr als 30 Prozent auf einem Umfrage-Hoch, bei Neuwahlen hätte Rendi-Wagner Chancen gehabt, Kanzlerin zu werden. Damals sei die SPÖ mit ihren Themen durchgekommen und habe beweisen können, dass sie die richtigen Antworten habe.
Der Unterschied zu heute, wo die SPÖ auf Platz drei hinter der FPÖ und der krisengebeutelten ÖVP liegt, sei folgender: "Damals gab es keine internen Diskussionen von Seiten des Burgenlandes". Aufgrund wiederkehrender Störfeuer sei es nicht möglich, sich auf Themen zu konzentrieren.
Die SPÖ-Chefin nennt noch ein Beispiel: Im November hielt die SPÖ einen Themenrat zu Energie ab. "Eines der wichtigsten Themen, die uns derzeit beschäftigen und wo wir dringend Antworten brauchen", sagt Rendi-Wagner. Kurz darauf habe Doskozil eine Umfrage, die er selbst in Auftrag gegeben habe und die ihn selbst als den erfolgreicheren SPÖ-Spitzenkandidaten zeigte, veröffentlicht. "Ist das ein solidarisches 'an einem Strang ziehen'?", fragt Rendi-Wagner den ORF-Anchorman.
Kampfabstimmung
Der wechselt das Thema: Die Sozialistische Jugend (SJ) hat am Montag einen vorgezogenen Parteitag gefordert, um die Führungsfrage "jetzt" zu klären. Rendi-Wagner scheint dem zumindest nicht abgeneigt. Auf zwei Punkte komme es an: Erstens müsse das im Parteipräsidium entschieden werden. Sie sei dafür, ein solches Präsidium einzuberufen, "damit wir alle Themen, die intern bestehen, diskutieren". Zweitens sollten diejenigen, die meinten: "Ich kann es besser, ich bin cooler", sagen: "Ich will" oder "Ich will nicht", so Rendi-Wagner. Nachsatz: "Bis jetzt gibt es keine Kandidaten."
Wie sie selbst zu einem vorgezogenen Parteitag steht, verrät sie auf Nachfrage nicht. Dafür kommt es zu folgendem, durchaus spannendem Wortwechsel: "Würden Sie beim Parteitag antreten?" "Ich sehe nicht, warum ich das nicht tun sollte." "Gehen Sie auch in eine Kampfabstimmung?" "Warum nicht?"
Verantwortung
Auf die Frage, was sie besser könne als Doskozil, antwortet Rendi-Wagner: "Verantwortung tragen." Das habe der burgenländische Parteichef und Landeshauptmann im Jahr 2018, als die Partei nach dem Abgang von Christian Kern in Umfragen bei 16 Prozent stand, nicht getan. Und er habe sich auch 2021, als Rendi-Wagner als Parteichefin bestätigt wurde, nicht aus der Deckung gewagt.
Eine letzte Frage beantwortet die rote "Stehauf-Frau" dann auch noch recht klar. Ob sie schon einmal daran gedacht habe, hinzuwerfen? "Darüber denke ich keine Sekunde nach."