Politik/Ausland

Russische Streitkräfte: Vom „Hauptziel“ weit entfernt

52 militärische Einrichtungen der Ukraine, darunter zwei Tanklager und ein Artilleriewaffendepot, wollen die russischen Streitkräfte in der Nacht auf Donnerstag bombardiert haben – vor allem im Südosten des Landes.

Von Kiew war im Morgenbriefing des russischen Verteidigungsministeriums nichts zu lesen. Dort – so hieß es am Mittwoch – hätten die russischen Streitkräfte ihr Ziel erfüllt, die ukrainischen Truppen so besiegt, dass sie nicht in den Kampf um den Donbass eingreifen könnten. Tatsächlich sind durch die russische Präsenz viele ukrainische Truppen gebunden, doch es ist zu bezweifeln, dass der Kreml mit so vielen Verlusten im Kampf um die Stadt gerechnet hat.

Gegenstöße um Kiew

Vor allem führen diese angeblich geschwächten ukrainischen Einheiten derzeit Gegenstöße östlich und westlich der ukrainischen Hauptstadt durch, konnten seit Mittwoch etliche Dörfer unter ihre Kontrolle bringen.

Etwa ein Fünftel der russischen Soldaten im Raum Kiew soll bereits nach Weißrussland abgezogen sein, mit Artillerieangriffen auf Kiew ist allerdings nach wie vor zu rechnen. Währenddessen sollen sich die Truppen laut russischem Verteidigungsministerium regruppieren und das „Hauptziel“ erfüllen: den gesamten Donbass einzunehmen.

Dort stoßen sie allerdings nach wie vor auf erbitterten Widerstand: Am Donnerstag eroberten ukrainische Einheiten bei einem Angriff etwas westlich des Donbass einige Dörfer, zerstörten russische Panzerfahrzeuge und zogen sich dann wieder zurück.

Eine Aktion, die dem zu erwartenden Druck der russischen Streitkräfte etwas entgegensetzen soll. Hier dürfte nach Berichten der NATO wie auch den offiziellen Informationen des russischen Verteidigungsministeriums mit einer großen Offensive russischer Truppen zu rechnen sein.

Doch nach wie vor sind viele russische Soldaten bei der Belagerung der Stadt Mariupol eingesetzt. Es ist fraglich, ab wann sie nach dem erbitterten Widerstand bereit für eine weitere Offensive sind.

Kleine Geländegewinne

Auch im Norden der Donbass-Front halten die ukrainischen Streitkräfte noch immer die 100.000-Einwohner-Stadt Sjewjerodonezk. Versuche, den Ort einzukesseln, scheiterten bislang – grundsätzlich gelingen den russischen Truppen weiterhin nur kleine Geländegewinne.

Eine rasche Einkesselung der Front am Donbass ist derzeit nicht absehbar. Dennoch dürfte die russische Armee auf einen Abnützungskrieg – und dieser ist bereits da – besser vorbereitet sein. Aus heutiger Sicht ist ein Zusammenbruch der ukrainischen Front im Donbass nur eine Frage der Zeit.

Alle Inhalte anzeigen