Politik/Ausland

Israel kündigt Gegenschlag an

Nach der befürchteten Entführung eines israelischen Soldaten durch militante Palästinenser hat Ministerpräsident Benjamin Netanyahu Gegenmaßnahmen angekündigt. Die radikalislamische Hamas und andere Gruppierungen müssten die Folgen ihrer Taten tragen, sagte der Regierungschef nach Angaben seines Büros am Freitag im Gespräch mit US-Außenminister John Kerry.

Beidem mutmaßlich Verschleppten handelt es sich um einen 23-jährigen Leutnant. " Israel wird alles Notwendige gegen jene unternehmen, die zu seiner Zerstörung aufrufen und die Terrorakte gegen seine Bürger verüben", sagte Netanyahu. Er warf Hamas vor, trotz ausdrücklicher Garantien an UN und USA die humanitäre Waffenruhe gebrochen zu haben. Bei dem Vorfall seien auch zwei Soldaten getötet worden.

Ein ranghohes Hamas-Mitglied sagte hingegen der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi, der Soldat sei vor Inkrafttreten der Waffenruhe um 07.00 Uhr (MESZ) gefangen genommen worden. Daher habe Israel nicht das Recht, die Waffenruhe zu brechen, so Mussa Abu Marsuk weiter. Israel bestreitet das. Nach Angaben des Militärs ist Goldin erst um 08.30 Uhr (MESZ) verschleppt worden.

Waffenruhe gebrochen

Die in der Nacht von Israel und den Palästinensern vereinbarte Waffenruhe war am Freitag schon nach wenigen Stunden gescheitert. Sie hätte eigentlich drei Tage dauern sollen. Beide Seiten warfen sich gegenseitig vor, das Abkommen nicht eingehalten zu haben.

Trotz der gescheiterten Feuerpause kündigte Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas an, eine Delegation mit Vertretern der Hamas und dem Islamischen Jihad wolle zu den geplanten Verhandlungen über einen dauerhaften Waffenstillstand nach Kairo reisen. Wie das Büro von Abbas mitteilte, wird die zwölfköpfige Delegation am Samstag in der ägyptischen Hauptstadt eintreffen - "unter welchen Umständen auch immer".

USA: Barbarische Verletzung der Waffenruhe

Die USA haben ihren Schuldigen für das Scheitern der Waffenruhe gefunden: die Hamas. Militante Palästinenser hätten die Feuerpause offenbar für die Entführung eines israelischen Soldaten genutzt, sagte der Sprecher von US-Präsident Barack Obama, Josh Earnest, dem Nachrichtensender CNN. Das wäre eine "barbarische Verletzung" der Waffenruhe.

Obamas stellvertretender Nationaler Sicherheitsberater Tony Blinken ergänzte auf dem Sender MSNBC: "Das ist eine empörende Aktion, und wir schauen auf den Rest der Welt, sie mit uns zu verurteilen." Kerry sprach ebenfalls von einer "empörenden Verletzung" der ausgehandelten Waffenruhe.

Wenige Stunden später hat Obama selbst die sofortige Freilassung des verschleppten israelischen Soldaten gefordert. "Wenn es ihnen ernst damit ist, die Situation zu lösen, dann muss dieser Soldat ohne Bedingungen so rasch wie möglich freigelassen werden", sagte der US-Präsident am Freitag vor Journalisten. Zugleich kündigte er weitere Bemühungen für eine Waffenruhe im Gazastreifen an.

Vorwürfe der Hamas

Die radikale Palästinenserbewegung machte ihrerseits Israel verantwortlich, nachdem in Rafah durch israelischen Artilleriebeschuss Dutzende Menschen getötet worden waren. Die 72-stündige humanitäre Kampfpause hätte die Bergung der Toten, die Behandlung der Verletzten und die Reparatur der beschädigten Wasser-und Stromversorgung ermöglichen sollen.

Und das wäre auch nötig: Hilfsorganisationen warnen vor einer humanitären Katastrophe. "Die Krise in Gaza gerät schnell außer Kontrolle, da die Wasserversorgung besorgniserregend schlecht ist und eine öffentliche Gesundheitskrise bevorsteht", erklärte die Organisation Oxfam am Freitag. Sollten Ingenieure nicht bald imstande sein, die beschädigten Wassersysteme zu reparieren, würden die Menschen an Durst oder an Krankheiten in den Schutzräumen der Vertriebenen sterben, sagte Andrew Gardiner von Internationalem Komitee vom Roten Kreuz (IKRK).

Am Donnerstag berichteten Mitarbeiter verschiedenster UN-Hilfsorganisationen über die dramatische Lage im Gazastreifen. Der langjährige Sprecher des UN-Palästinenserhilfswerks (UNWRA), Chris Gunness, brach angesichts der schlimmen Zustände bei einem Live-Interview mit dem arabischen Nachrichtensender Al-Jazeera sogar in Tränen aus.

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Seit Beginn der israelischen Offensive am 8. Juli wurden laut palästinensischen Rettungskräften fast 1.440 Palästinenser getötet und 8.220 verletzt, auf israelischer Seite starben 56 Soldaten und drei Zivilisten.

Einen Tag-für-Tag Überblick finden Sie hier.

Waffenruhe

Israelis und Palästinenser hatten sich in der Nacht auf Freitag auf eine längere Waffenruhe und sofortige Verhandlungen geeinigt. Die im Gazastreifen herrschende Hamas teilte kurz nach Verkünden der Einigung mit, die Waffenruhe einhalten zu wollen, "wenn die andere Seite die Waffenruhe ebenfalls einhält", sagte ein Hamas-Sprecher. In Kairo sollten nun "sofort" erste Gespräche über eine dauerhafte Waffenruhe stattfinden (Statement der UN). Noch in der Nacht auf Freitag, vor Beginn der Feuerpause, wurden bei neuen Angriffen 14 Palästinenser und fünf israelische Soldaten getötet.

Israelis und Palästinenser hätten dem UN-Sondervermittler Robert Serry zugesichert, sich an die "bedingungslose humanitäre Waffenruhe" halten zu wollen, wie ein Sprecher der Vereinten Nationen in der Nacht auf Freitag mitteilte. Der Zeitraum von drei Tagen könnte verlängert werden. "Während dieser Zeit werden die Truppen in ihren Stellungen bleiben", hieß es in der in New York verlesenen Erklärung.

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UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon und US-Außenminister John Kerry erklärten, mit der Waffenruhe solle unschuldigen Zivilisten eine Atempause verschafft werden. Zudem forderten sie die beiden Seiten auf, sich schon bis zum Beginn der Feuerpause zurückzuhalten. "Wir fordern alle Seiten auf, bis zum Beginn der humanitären Waffenruhe mit äußerster Zurückhaltung zu agieren und danach ihre Verpflichtungen vollständig einzuhalten", hieß es in der gemeinsamen Erklärung. "Wir rechnen mit weiterer Hilfe bei den internationalen Bemühungen, um so schnell wie möglich eine dauerhafte Waffenruhe zu erreichen."

Erdogan: "Hitler-artiger Faschismus"

Unterdessen hat der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan erneut zu einer verbalen Attacke gegen Israel ausgeholt. Er wirft dem jüdischen Staat einen "Hitler-artigen Faschismus" vor. "Der Völkermord Israels erinnert an den Völkermord Hitlers", zitierte die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu Ajansi.

Die Schreie getöteter palästinensischer Kinder "werden nicht unbeantwortet bleiben", sagte Erdogan weiter. Erst vor knapp zwei Wochen hatte der türkische Ministerpräsident Israel wegen seiner Militäroffensive im Gazastreifen Grausamkeiten vorgeworfen, die sogar "Hitler" überträfen.

Die Israelis verfluchten Hitler für den Holocaust, "aber jetzt hat der terroristische Staat Israel mit seinen Gräueltaten in Gaza Hitler übertroffen", zitierte ihn Anadolu Ajansi. Zugleich betonte er damals: "Der Ärger und Abscheu der Türkei richtet sich gegen den Unterdrücker Israel, nicht gegen das jüdische Volk." Bereits zuvor war es zu ähnlichen Ausfällen Erdogans gekommen.

"Verbrechen gegen Menschlichkeit"

Der saudische König Abdallah hat das Schweigen der internationalen Gemeinschaft zu den "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" im Gaza-Konflikt verurteilt. Das Blut der Palästinenser werde in kollektiven Massakern vergossen, die niemanden ausnähmen, sagte Abdallah am Freitag in einer Fernsehansprache.

Für das Schweigen der internationalen Gemeinschaft gebe es keine Rechtfertigung. Sie sei sich nicht im Klaren darüber, dass es eine neuen Generation hervorbringe, die den Frieden ablehne und stattdessen an Gewalt und den Zusammenprall der Kulturen glaube.

Saudi-Arabien unterstützt in dem Konflikt zwar die Palästinenser, gilt aber als Gegner der radikalislamischen Hamas. Wie auch Ägypten lehnt das Königreich die Organisation ab, weil sie einst aus der ägyptischen Muslimbruderschaft hervorging und enge Verbindungen zu ihr hat. Abdallah verurteilte in seiner Rede zugleich den Terrorismus, der den Islam gefangen nehme und ihn der Welt als Religion des Extremismus präsentiere.

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Es sind einprägsame Schaubilder, knallbunt, mit simplen Strichmännchen und ebenso simplen Rechnungen: 86 Häuser, 6 Schulen und 19 Kliniken hätte die Hamas um das Geld bauen können, das einer ihrer Tunnel nach Israel gekostet habe. Aber, so die in Großbuchstaben formulierte Schlussfolgerung: Das Wohlergehen ihrer Landsleute bedeute der Palästinenserorganisation eben nichts.

Grafiken wie diese werden seit dem Beginn der israelischen Bombenangriffe auf Gaza ins Internet gespült, mehrmals täglich und vorrangig in die sozialen Netzwerke Twitter und Facebook (mehr dazu siehe unten). Dort unterhält die israelische Armee ihr eigenes Profil, das ständig neues Material liefert. Und mit den ersten Grafiken gelang es tatsächlich, den Gegner zu überrumpeln. Die Hamas wusste sich anfangs nicht anders zu helfen, als eben diese Schaubilder flächendeckend mit dem Wort "Lügen" zu übermalen und so über ihr Twitter-Profil zu veröffentlichen.

"In der digitalen Medienwelt geht es vor allem einmal darum, wer schneller ist", analysiert Josef Barth, Strategieberater für Online-Kommunikation, die Grundzüge des Propagandakrieges im Internet: "Man muss die Deutungshoheit über das Kriegsgeschehen erobern – und dabei darf man eben keinesfalls in die Defensive geraten."

Archivbilder

Dass Tempo im Online-Propagandakrieg entscheidend ist, weiß auch die Hamas. Sie prangerte Israels Bomben in den sozialen Medien bereits an, als diese noch gar nicht eingeschlagen waren. Man behalf sich einfach mit Sujets aus früheren Gaza-Kriegen.

Dass Kriegspropaganda mit Lügen oder zumindest selektiv mit jenen Fakten arbeitet, die die eigene Haltung bestätigen, ist nichts Neues. Doch anders als noch vor wenigen Jahren – etwa beim US-Angriff auf den Irak –, als gefälschte TV-Bilder von der Front der US-Armee noch einen Skandal einbrockten, spielt der Wahrheitsgehalt heute kaum noch eine Rolle.

Auch wenn eine Seite der Lüge überführt wird, meint Josef Barth, sei der Schaden gering.

Das rasende Tempo der Kommunikation in den sozialen Medien hat die Lügen, die irgendwann einmal ans Licht kommen, längst von den Bildschirmen, aber auch aus dem Gedächtnis der Konsumenten verschwinden lassen.

Im Syrien-Krieg etwa waren die in Umlauf gebrachten Bilder und Videos, die den Einsatz von Chemiewaffen beweisen sollten, völlig willkürlich von anderen Kriegsschauplätzen und Massakern zusammengetragen. Doch die Bilder von toten Kindern – ob aus Syrien oder nicht – ließen die Emotionen im Internet derart hochkochen, dass irgendwann auch die traditionellen Medien die Bilder übernahmen; und sich mit den Fälschungen blamierten.

Mobilisierung zählt

Josef Barth: "Soziale Medien sind der direkte Transportweg von Emotion an die Öffentlichkeit – und die ist in Kriegszeiten noch viel intensiver." Ziel sei ja nicht, den Gegner oder dessen Anhänger zu überzeugen, sondern die eigenen zu mobilisieren.

Gerade in den sozialen Medien wird vor allem die Information konsumiert, die dem eigenen Weltbild entspricht. So kann eine Kriegspartei gezielt die größte Stärke von Twitter oder Facebook benützen: Sie alle schaffen Gemeinschaften von Gleichgesinnten. Dieses Online-Community-Building, so der Experte, sei ja das, was auch jedes Unternehmen mit seiner Kommunikation in den sozialen Medien zu erreichen versuche. Im Krieg natürlich noch viel wichtiger.

Wenn dann – wie im Fall der israelischen Armee – die Bilder und Geschichten von den eigenen gefallenen Soldaten per likes auf Facebook tausendfach weiterverbreitet werden, nützt man die Stärken des Mediums perfekt.

Wie und mit welchen Bildern die Emotionen aber am besten geschürt werden könnten, ließe sich nicht präzise kalkulieren, gesteht Barth ein. Man müsse sie eben in großer Menge und mit hohem Tempo ins Internet schleusen. Der Aufwand sei aber vergleichsweise gering, das Risiko, keine oder sogar die falschen Emotionen zu schüren, ebenfalls: "Fahrlässig wäre nur, nicht zu kommunizieren. Im Online-Krieg muss ich die Kommunikations-Kanäle ständig am Laufen halten."

Nach der Ermordung von drei israelischen Jugendlichen und der tödlichen Rache an einem jungen Palästinenser startete Israels Regierung die Operation "Fels in der Brandung" (auch "Schutzrand", "schützende Klippe", engl. "Protective Edge") . Dabei geht das israelische Militär gegen die radikalislamische Hamas und anderen militanten Palästinensergruppen im Gazastreifen vor.

Nach 24 Tagen sind laut palästinensischem Gesundheitsministerium rund 1.400 Menschen ums Leben gekommen. Zudem seien über 7.000 verletzt worden.

Diese Seite wird laufend aktualisiert.

24. Tag

31. Juli 2014

Bei einer Pressekonferenz verurteilte Navi Pillay, UNO-Hochkommissarin für Menschenrechte, die Attacken des israelischen Militärs gegen Spitäler und Schulen des UNO-Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA). Falls die radikalislamische Hamas Waffen in den Schulen lagere, verletze es ebenso das Völkerrecht, so Pillay am Donnerstag.

In der Nacht zum Donnerstag wurden weitere 16.000 israelische Reservisten zum Einsatz einberufen. Die Zahl der mobilisierten Soldaten beläuft sich damit auf 86.000. Trotz der anhaltenden Differenzen mit Israel, hat die USA dem IDF (Israel Defense Forces) erneut mit Munition versorgt. Die Hamas hat unterdessen mehr als 60 Raketen auf israelische Gebiete abgefeuert.

Bild: Die fünfjährige Hajar Muharram sitzt vor einem Klassenzimmer der UN-Schule in Beit Lahiya. Zusammen mit ihrer siebenköpfigen Familie musste sie aus ihrem Heimatort flüchten.

23. Tag

30. Juli 2014

Kein Tag ohne Trauer, Angst und Wut. Beim Konflikt im Gazastreifen war auch am 23. Tag, Mittwoch, kein Ende in Sicht. Während bekannt wurde, dass US-Präsident Barack Obama in einem Telefonat sehr "harsch" mit dem israelischen Ministerpräsident Benjamin Netanyahu umgegangen ist, gab Israels Armee eine vierstündige Waffenruhe bekannt. Allerdings galt die Feuerpause nur für jene Gebiete, die nicht von israelischen Soldaten besetzt waren. Der Auftrag, die Hamas-Tunnel zu zerstören, wurde fortgeführt - die Hamas Tunnel.

Nach Angaben des IDF (Israel Defense Forces) feuerte die Hamas weiterhin Raketen auf Israel. Die Zahl der Todesopfer stieg an, auf israelischer wie auch auf palästinensischer Seite.

22. Tag

29. Juli 2014

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In der Nacht auf Dienstag bombardierten israelische Militärjets mehrere Gebäude im Gazastreifen, darunter das Haus eines hochrangigen Hamas-Mitglieds (weder er noch seine Familie befand sich zum Zeitpunkt des Luftangriffs im Gebäude). Zudem wurde auch noch das einzige Kraftwerk des Gazastreifens von Granaten in Brand gesetzt (Bild oben). Insgesamt kamen 118 Menschen ums Leben. Auch die Zahl der Schutzsuchenden stieg auf 200.000 Menschen an.

Am frühen Dienstagabend kam es unterdessen zu einem kleinen Eklat. Nach Angaben des (Palästinensischen Befreiungsorganisation) PLO-Funktionärs Jasser Abed Rabbo, hätten militanten Palästinenser-Fraktionen einer 72-stündigen Waffenruhe zugestimmt. Die Hamas dementierte das Gerücht: Eine Waffenruhe sei erst denkbar, wenn sich auch Israel dazu verpflichte und es internationale Garantien gebe, sagte Hamas-Sprecher Sami Abu Zuhri in Gaza.

21. Tag

28. Juli 2014

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Um Mitternacht (Ortszeit, 6 Uhr MESZ) tagte in New York der UN-Sicherheitsrat und verabschiedete eine Erklärung zur Situation im Nahen Osten. Einstimmig riefen die 15 Mitgliedsländer zu einer "sofortigen und bedingungslosen humanitären Waffenruhe" auf. Auch US-Präsident Barack Obama forderte eine sofortige Feuerpause. Israel hatte sich gegen eine neue Feuerpause im Gazastreifen ausgesprochen. Unterdessen hatte die radikalislamische Hamas ihren Raketenbeschuss auf israelische Gebiete fortgesetzt - vier Israelis sterben.

Zu einer gemeinsamen Erklärung haben sich auch viele Völkerrechtler zusammengetan. Sie kritisieren die israelische Vorgehensweise im Gazastreifen und die Raketenangriffe der Hamas auf Israel.

Die beiden Konfliktparteien beschuldigten sich gegenseitig, für Explosionen in einem Flüchtlingscamp und dem Shifa Krankenhaus im Gazastreifen verantwortlich zu sein: Für die Hamas waren es Luftangriffe der israelischen Armee, für die israelische Armee eine fehlgeleitete Rakete der Hamas.

Bild: Samantha Powers, ständige Vertretung der USA bei den Vereinten Nationen, verlässt die UN-Sondersitzung in New York nach Mitternacht (Ortszeit)

20. Tag

27. Juli 2014

Weitere Verhandlungen um eine Verlängerung der am Samstag gestarteten Waffenruhe rissen nicht ab, wurden aber nie zu Ende geführt. Nach erster Weigerung hatte die Hamas am Sonntag eine 24-stündige Waffenruhe verkündet, die Israel jedoch offiziell nicht akzeptierte.

Unterdessen behauptete Israels Regierung, dass sie für den Tod von 16 Palästinensern bei einem Angriff auf eine Schule der Vereinten Nationen nicht verantwortlich sei. Eine fehlgeleitete Granate sei zwar abgefeuert worden, aber der Hof sei zu diesem Zeitpunkt leer gewesen, berichteten israelische Soldaten.

Viele Soldaten der israelischen Armee verlieren beim Kampf gegen die Hamas und andere militante Palästinensergruppen ihr Leben (Bild oben).

19. Tag

26 Juli 2014

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In der Nacht auf Samstag entschlossen sich die Konfliktparteien zu einer 12-stündigen-Waffenpause. Diese wurde auch mehr oder weniger eingehalten, eine Verlängerung schlug die militante Palästinensergruppe Hamas jedoch aus.

Während den zwölf Stunden wurden rund 150 Leichen unter dem Schutt der zerstörten Gebäude entdeckt. Die Zahl der Todesopfer (Palästinenser und Israelis) stieg auf 1.000 an. Ruhe kehrte nach der Waffenpause nicht ein, die Hamas feuerte weiter Raketen auf Israel; Israel begann wieder mit der Bodenoffensive, um die "Terror-Infrastruktur" der Hamas zu zerstören.

18. Tag

25. Juli 2014

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In den Medien wird der diplomatische Aufwand, den US-Außenminister John Kerry betreibt, gewürdigt, in Israel und im Gazastreifen zeigte man sich weniger vom Vorschlag des Diplomaten begeistert. Eine Sieben-Tage-Feuerpause wurde von beiden Seiten abgelehnt.

Bei propalästinensischen Demonstrationen im Westjordanland kam es zu Ausschreitungen. Im Gazastreifen wurden seit Ausbruch der israelischen Offensive 850 Menschen getötet. Israels Militär berichtete von zwei Soldaten, die an diesem Tag im Kampf gegen die radikalislamische Hamas ihr Leben lassen mussten. Jener Soldat, der seit dem 20. Juli als verschwunden galt, wurde laut israelischen Medien getötet. Die Hamas erklärten noch zuvor, sie hätte den Israeli Oron Shau entführt (siehe 15. Tag).

17. Tag

24. Juli 2014

Seit Beginn der Bodenoffensive vor acht Tagen hat die israelische Armee unzählige Ziele im Gazastreifen getroffen. Shejaiya, eine Nachbarstadt von Gaza-Stadt, und die Städte Beit Lahiya und Khuza waren von der Bodenoffensive und von den Luftangriffen besonders betroffen.

Am Donnerstag wurde eine UN-Schule durch eine israelische Rakete getroffen. Dabei starben mindestens 16 Menschen. Es sei keine Absicht gewesen, erklärte Israels Regierung und vermutete, dass die Schule als Waffenlager der Hamas diente. Außerdem wurden eine Moschee und ein Wohnhaus komplett zerstört.

16. Tag

23. Juli 2014

US-Außenminister John Kerry traf sich zunächst mit Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas und anschließend mit Benjamin Netanyahu, Israels Ministerpräsident. Die Gespräche sollten weitere Schritte zu einer beidseitigen Waffenruhe führen. Doch die Aussicht auf ein Übereinkommen zwischen Israel und der Hamas rückte in weite Ferne.

Drei Soldaten wurden am 16. Tag der Offensive in Gaza getötet, insgesamt sind bereits 32 Soldaten gefallen. Auch ein israelischer Zivilist kam bei einem Raketenangriff der Hamas ums Leben. Nach Informationen des palästinensischen Gesundheitsministeriums stieg die Zahl der Todesopfer auf 661, darunter 132 Kinder und 66 Frauen. 4120 Menschen wurden verwundet. Auch freiwillige Helfer (Bild oben) stehen zwischen den Fronten.

UN-Generalsekretär Ban Ki-moon reagierte empört, dass in UN-Schulen Raketen versteckt wurden. Er forderte eine rasche Aufklärung.

15. Tag

22. Juli 2014

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Am Dienstag bestätigte das israelische Militär, dass ihr Soldat Oron Shau (21 Jahre) seit Sonntag vermisst wird. Ob er getötet oder entführt wurde, sei bislang noch unklar. Viele Experten gingen und gehen davon aus, dass eine Entführung die Situation im Gazastreifen grundlegend ändern könnte. Die Hamas hatte zuletzt im Jahr 2006 einen israelischen Soldaten verschleppt. Gilad Shalit wurde 2011 im Austausch gegen 1.027 in Israel inhaftierte Palästinenser freigelassen.

Das Militär erhöhte die Angriffe im Gazastreifen. Verhandlungen über eine Waffenruhe scheiterten erneut. UN-Generalsekrätet Ban Ki-moon und US-Außenminister John Kerry sind in Kairo gelandet und wollten als Vermittler einen Waffenstillstand aushandeln. Nachdem eine Rakete der Hamas nahe des Ben-Guraion Flughafens eingeschlagen ist, haben internationale Fluglinien ihre Flüge nach Tel Aviv eingestellt.

14. Tag

21. Juli 2014

Rund 500 palästinensische Todesopfer verzeichnete die Offensive "Fels in der Brandung" bisher. Auf der israelischen Seite wurden bereits 25 Soldaten getötet. Am 14. Tag kamen bei einem unterirdischen Gefecht im Tunnelsystem der Hamas vier Soldaten der IDF (Israel Defense Forces) und zehn militante Palästinenser ums Leben. Bei einem nächtlichen Luftangriff mussten auch 26 Palästinenser ihr Leben lassen. Weltweit fanden Demonstrationen gegen die Offensive statt.

13. Tag

20. Juli 2014

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Der bisher blutigste Tag seit dem Ausbruch der israelischen Offensive war eindeutig der Sonntag, 20. Juli. Die meisten Todesopfer stammten aus dem Gebiet Shejaiya, einem Nachbarort von Gaza-Stadt. Israels Armee beteuerte, dass in dieser Region sehr viele "Terrortunnel" der Hamas bestünden und der Angriff wichtig gewesen wäre. Die Regierung in Palästina bezeichnete die Vorgehensweise als "abscheuliches Massaker".

Sehr viele Zivilisten waren unter den Opfern. Ein zweistündige Waffenruhe im Gebiet Shejaiya wurde nach ein paar Minuten wieder gebrochen. Man habe "auf Beschuss der Hamas" reagiert und "zurückgeschossen", sagte ein Militärsprecher.

12. Tag

19. Juli 2014

Die Vereinten Nationen erklärten, dass der Konflikt in den letzten 24 Stunden die meisten Todesopfer im Vergleich zu den Tagen davor forderte. Zehntausende Bewohner im Gazastreifen mussten aus ihren Häusern fliehen und konnten nur in Gebäuden der UN Unterschlupf finden. Zwei israelische Soldaten wurden getötet. Sie wurden durch militante Palästinenser überrascht, als diese durch einen Tunnel nach Israel gelangten. Eine Rakete der Hamas tötete auch einen Zivilisten im israelischen Dimona.

11. Tag

18. Juli 2014

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Am ersten Tag der Bodenoffensive erklärte Israel, es werde fokussiert gegen die Tunnel der Hamas vorgegangen, die Hamas-Extremisten unter der Grenze hindurch graben, um Zivilisten zu töten oder sie als Geiseln zu nehmen. Die Truppen agierten vorerst nur in der Nähe der Grenze zu Gaza. Dabei berichteten sie, mehr als 20 Tunnel entdeckt zu haben. Dutzende Menschen, darunter viele Zivilisten, wurden getötet. Bedienstete des Shifa Krankenhauses im Gazastreifen arbeiteten bereits seit elf Tagen durch.

Der israelische Soldat Eitan Barak wurde nach ersten Angaben des Militärs von militanten Palästinensern erschossen. Später stellte sich heraus, dass Barak durch Beschuss aus eigenen Reihen ums Leben kam. Dutzende israelische Panzer warteten unterdessen auf weitere Befehle.

10. Tag

17. Juli 2014

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Das israelische Militär begann mit der Bodenoffensive im Gazastreifen. Das Ziel sei die Zerstörung der "Terrortunnel" (Bild oben) der Hamas, so ein Militärsprecher. Bewohner des Gazastreifens berichteten von schwerem Beschuss im Norden Gazas. Panzer hatten bereits an der Grenze Stellung bezogen. Die Bodenoffensive startete, nachdem sich die Anzahl der Todesopfer bereits der 250-Personen-Marke angenähert hatte. Die radikalislamische Hamas feuerte weiterhin Langstreckenraketen in Richtung Israel ab.

9. Tag

16. Juli 2014

Am neunten Tag wurden vier palästinensische Buben getötet. Augenzeugenberichten zufolge spielten die Jungs am Strand, als das Geschoss der israelischen Luftwaffe einschlug. Die erste Explosion ließ eine brennende Bootsanlegestelle zurück. Dreißig Sekunden später flohen viele Jugendliche, als sie die zweite Rakete sahen. Als der Staub sich legte, wurden drei leblose Körper am Boden gefunden, der vierte Leichnam wurde an der Anlegestelle entdeckt.

8. Tag

15. Juli 2014

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Israel akzeptierte den Friedensvorschlag von Ägypten. Die Waffenruhe dauerte aber nur einige Stunden an. Militante Palästinenser feuerten Raketen auf Israel und ein israelischer Zivilist wurde an der Grenze zu Gaza getötet - das erste Todesopfer Israels seit Beginn des militärischen Acht-Tage-Konflikts.

7. Tag

14. Juli 2014

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Ägyptens Vorschlag für einen Waffenstillstand wurde in Israel und im Gazastreifen besprochen. Aber es kam zunächst zu keinem Nachlassen der Gewalt. Die IDF (Israel Defence Forces) startete weitere Luftangriffe und die Hamas feuerte noch mehr Raketen Richtung Israel ab. Eine Rakete traf dabei ein Haus in Ashdod nahe der Grenze zum Gazastreifen. Ein Propaganda-Krieg im Netz folgte.

6. Tag

13. Juli 2014

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Die internationalen Stimmen für eine Waffenruhe häuften sich. Israel wurde besonders nach einem Begräbnis von 18 zivilen Opfern aufgefordert die Luftangriffe zu beenden. Auf dem Bild sind trauernden Angehörigen der Familie zu sehen. Sie haben 18 Familienmitglieder innerhalb eines Tages verloren.

5. Tag

12. Juli 2014

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Israel bombardierte eine Moschee (Bild). Angeblich lagerte die Hamas in diesem Gebäude Waffen. Die Anzahl der Opfer stieg kontinuierlich an - auf der palästinensischen Seite.

4. Tag

11. Juli 2014

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu (Bild oben) verkündete, dass das Militär alles daran setzen werde, um die Abschussrampen der Hamas zu zerstören. Dafür wird noch mehr Einsatz von Nöten sein, so Netanyahu. Noch während der Politiker seine Rede hielt, feuerte die Hamas einen Raketenhagel auf Israel ab. Die Alarmsirenen ertönten im Minutentakt.

3. Tag

10. Juli 2013

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Der dritte Tag der israelischen Offensive begann wie der zweite aufgehört hat: Die Zahl der Toten im Gazastreifen stieg weiter an. Luftangriffe auf ein Haus in Khan Younis und einem Strand-Cafe forderten dutzende Todesopfer. Raketen der Hamas schlugen im Süden Israels ein, verursachten aber keine großen Schäden oder erhebliche Verletzungen. Alle Raketen, die Tel Aviv und Jerusalem treffen sollten, wurden von "Iron Dome" zerstört. Die Kritik an der israelischen Offensive wurde bereits lauter.

2. Tag

9. Juli 2014

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Israels Militär verkündete am zweiten Tag, sie hätten ein Mitglied der Hamas mit einem gezielten Luftangriff getötet. Auch viele Raketenabschussstellen und Lagerräume wurden getroffen. Mit der umstrittenen Methode "Roof Knock" warnt die israelische Armee die Hausbewohner im Gazastreifen, bevor eine weitere Rakete auf das Gebäude einschlägt. Es wurden auch weitere Raketen der Hamas abgefeuert. Auf Seiten der Israelis gab es keine Todesopfer.

1. Tag

8. Juli 2014

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Ende Juni drohte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu der radikalislamischen Hamas mit einem Angriff im Gazastreifen. Anfang Juli war es soweit. Am ersten offiziellen Tag der israelischen Offensive "Fels in der Brandung" haben Kampflugzeuge über 200 Standorte in Gaza bombardiert. Sprecher der israelischen Regierung sprachen von militärischen Zielen, die hauptsächlich von der Hamas besiedelt sind oder als Lagerraum für Waffen benutzt werden. Die Hamas hingegen hat 150 Raketen abgefeuert. Der größte Teil der Raketen wurde vom israelischen Raketenabwehrsystem "Iron Dome" abgewehrt.

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