Ägypten öffnet Grenzübergang zum Gazastreifen

Ägyptische Medien berichten, dass die Regierung die Grenze zum Gazastreifen wieder geöffnet hat. Verwundete Palästina erhalten somit medizinische Unterstützung aus Ägypten
Tel Aviv unter erneutem Raketenbeschuss, Luftangriffe im Gazastreifen. Ruf nach Waffenstillstand.

Ägypten hat, Medienberichten zufolge, den Grenzübergang in den Gazastreifen für verletzte Palästinenser und humanitäre Hilfe wieder geöffnet. Wie aus Sicherheitskreisen verlautete, überquerten am Samstag auch einige Busse mit Medikamenten den Übergang bei Rafah nach Gaza. Die Behörden hatten den Grenzübergang am Donnerstag für einen Tag geöffnet und ihn dann am Freitag wieder geschlossen.

Abgesehen von den Grenzübergängen zu Israel ist der Übergang in Rafah für Palästinenser die einzige Möglichkeit, den Gazastreifen zu verlassen.

"Lange Tage des Kämpfens"

Luftangriff folgt auf Raketenbeschuss, ein Ende des Blutvergießens ist im Nahost-Konflikt derzeit nicht absehbar: Laut Verteidigungsminister Moshe Yaalon bereite sich Israel auf weitere "lange Tage des Kämpfens" vor.

Seit dem Beginn der israelischen Luftangriffe im Gazastreifen am Dienstag wurden bis Samstagabend bereits 151 Menschen getötet und mehr als tausend verletzt.

Die Bemühungen um einen Nahost-Frieden unter amerikanischer Vermittlung waren im April gescheitert. Auslöser der schwersten Krise seit 2012 waren jetzt der gewaltsame Tod dreier jüdischer Jugendlicher und der mutmaßliche Rachemord an einem palästinensischen Jugendlichen. Darüber hinaus will die Hamas Israel und Ägypten zwingen, die Abriegelung des Gebietes zu lockern.

Gespräche über Waffenruhe werden von beiden Seiten abgelehnt

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu erteilte Rufen der USA, der EU, der UNO und der Arabischen Liga nach einer Waffenruhe am Freitag eine Abfuhr. "Kein internationaler Druck" könne Israel daran hindern, "die Terroristen zu bekämpfen", sagte er vor Journalisten. Die Armee mobilisierte inzwischen 33.000 Reservisten für eine etwaige Bodenoffensive.

Auch die radikalislamische Hamas lehnt Gespräche über eine Feuerpause bisher kategorisch ab. Sie und andere militante Organisationen feuerten seit Dienstag über 520 Mörsergranaten und Raketen auf israelische Ziele. 140 weitere Geschoße wurden von der israelischen Luftabwehr abgefangen, wie das Militär mitteilte.

Abbas: Es gibt nur eine politische Lösung

Der palästinensische Präsident Mahmoud Abbas (Abu Mazen) dringt im Gazakonflikt auf eine politische Lösung. Ihm sei nicht wichtig, wer den Konflikt begonnen habe, sagte er in einem am Freitagabend ausgestrahlten Interview des libanesischen Fernsehsenders Al-Mayadin. "Mein wichtigstes Anliegen in diesem Krieg ist es, die Menschen zu schützen." Abbas forderte die Konfliktparteien auf, die Kämpfe zu beenden und zu der 2012 vereinbarten Waffenruhe zurückzukehren. "Die einzige Lösung wird eine politische sein." Israel warf er zugleich vor, mit dem Bau von Siedlungen die Friedensgespräche zum Scheitern gebracht zu haben.

UNO-Rüge

Die Mitglieder des UN-Sicherheitsrats haben sich extrem besorgt über die Eskalation der Gewalt im Nahen Osten gezeigt. In einer gemeinsamen Mitteilung forderten die 15 Länder am Samstag in New York eine Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Hamas im Gazastreifen.

UN-Menschenrechtskommissarin Navi Pillay rief Israel wie auch Palästinenser auf, die Rechte der Zivilbevölkerung zu respektieren. Sie kritisierte sowohl das israelische Vorgehen als auch die Raketenangriffe.

Nach ergebnislosen Sitzungen des UN-Sicherheitsrates beantragte Kuwait am Freitagabend eine Dringlichkeitssitzung der Außenminister der Arabischen Liga. Das Treffen werde vermutlich am Montag stattfinden, sagte ein Vertreter der Liga. Die USA hatten am Freitag angeboten, ihre Verbindungen in Nahost für die Vermittlung einer Waffenruhe zu nutzen. Ägypten hatte kurz zuvor seine Bemühungen wegen der "Sturheit" der Konfliktparteien für gescheitert erklärt.

Wir fahren nur noch bis Ashkalon. Nach Sderot geht es weiter mit dem Bus", erklärt die nette Frau am Fahrkartenschalter. Auf dem Bahnsteig verkündet der Lautsprecher neben den üblichen Durchsagen auch die Vorschriften für Fahrgäste, sollte der Zug durch ein Gebiet fahren, in dem gerade die Alarmsirenen jaulen. Über Zuglautsprecher werden die Reisenden informiert. Und je näher der Süden rückt, desto häufiger – Alarm! "Während der Zug seine Fahrt verlangsamt, knien sich die Fahrgäste auf den Boden zwischen den Sitzen und verschränken die Arme über dem Kopf."

"Gewusst wie"

Ein junger Typ mit Rasta-Locken, Gitarre und Rucksack grinst: "Wie in Indien, da sind die Züge so voll, da fahren die Leute immer so." Joel heißt er, "wie Billy". Er studiert im Sapir-College neben Sderot Tontechnik. Trotz Semesterferien zieht es ihn in den Süden. "Mit Alarm kenn ich mich aus. In Panik gerate ich schon lang nicht mehr. Da hab ich mein Zimmer, und das Leben ist für jemanden wie mich preiswert. Nur eben gewusst wie."

"Billy" Joel klärt auf: Es gibt in diesen harten Zeiten viele Ermäßigungen für Südbewohner. Eine Karte für alle Filme im neuen CinePlexx. Es ist mit Betonwänden vor Raketen geschützter als die meisten Wohnhäuser. Und die Pizza! "Bis zu 20 Prozent weniger bei Vorlage eines Ausweises mit Süd-Adresse."

Die unerwartete Information ist noch unverdaut, da mischt sich eine junge Mutter ein. Mali war mit ihrem vierjährigen Sohn bei der Schwester in Holon neben Tel Aviv. Raketen-Urlaub. Auf Joels Preisliste reagiert sie sauer: "Der spart sich mit seinem Rasta-Look sogar das Kämmen, hat aber nicht die geringste Ahnung, was es heißt, mit Kindern ständig vom Alarm aufgeschreckt zu werden."

Malis kleiner Sohn Dudi wollte in Holon mit seiner Cousine nicht auf den Spielplatz. In Sderot stehen dort breite Beton-Rohre: Raketenschutz auf die Schnelle. Computerspiele auf dem Sofa zu Hause sind gewaltfreier als die Schaukeln in Sderot.

"Meinem Vater zerriss ein Splitter mit über 70 die linke Wade", so Mali, "auf dem Markt beim Einkauf. 2004 war das. Heute ist der Markt überdacht." Der Mitt-Dreißiger mit Aktenkoffer und iPad wirft ein: "Meine Nachbarin wurde keine 50. Der zerriss es die Schlagader." Am Bahnhof in Ashkalon steht sein Auto. Levi heißt er. Er fährt Mali, Dudi und mich nach Sderot. "In schlimmen Zeiten muss man zusammenhalten", sagt er, "sogar die Tel Aviver". Er arbeitet in der Hi-Tech-Branche. "Ich wohne trotzdem in Sderot." Da sei er geboren, er lasse sich nicht vertreiben. "Wenn keine Raketen mehr fallen, ziehe ich nach Tel Aviv." Etwas leiser dann: "Bei den Tel Aviverinnen macht mich das interessanter."

Alarm: "Rote Farbe" In Sderot wird der Alarm über Lautsprecher in den Straßen oder über Radio und TV ausgerufen: "Rote Farbe, rote Farbe", so der Alarmruf. Sirenen machen zu sehr Panik. Im Krisenraum "Chossen" (Durchhaltekraft) laufen die Fäden zusammen. Zivilschutz, Armee, Polizei, Stadtverwaltung, medizinische Einrichtungen – alle sind hier beteiligt. Eine Telefonnummer für jedes Problem. Auch Psychologen und Finanzamt.

Bürgermeister Allon Davidi sieht müde aus, winkt aber ab: "Wir sind das gewohnt, auch wenn es derzeit härter zugeht." Sein wichtigstes Problem liege beim Finanzamt, betont er: Dort werden Schadensersatzansprüche gestellt. Nach dem Einschlag einer Rakete gebe es keine Probleme. "Was aber mit dem indirekten Schaden? Dem Ausfall im Handel. Der frei genommene Tag, um die Kinder nicht allein zu lassen."

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