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Priester beichtete Missbrauch von 13 Buben: "Ich bitte um Vergebung"

"Ich habe Verbrechen begangen. Die Opfer meiner bösen Taten tun mir furchtbar leid. Aus der Tiefe meiner Seele bitte ich um Vergebung für die Wunden, die ich ihnen zugefügt habe". Diese Sätze prangen auf der Titelseite des kroatischen Magazins Nacional. Sie stammen von Milan Špehar, dem "pädophilen Priester" (O-Ton Nacional). Dieser gab dem Magazin ein exklusives Interview, in dem er den Missbrauch von 13 Buben im Alter zwischen sechs und 13 Jahren gesteht. 

"Niemand ist schuldig oder mitschuldig an meinen Verbrechen", drückte Špehar im schriftlich geführten Interview sein Bedauern aus. "Mir bleibt nichts anderes übrig, als meine Opfer und ihre Liebsten aus tiefstem Herzen um Vergebung zu bitten, mir zu vergeben, selbst Buße zu tun und zu Gott zu beten, all die Wunden zu heilen, die ich ihnen zugefügt habe". Auch die Kirche bat er um Vergebung: "Ich war ihres Vertrauens in mich und der Priesterberufung unwürdig".

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Erster derartiger Fall in der Geschichte der kroatischen Kirche

Špehar erklärte gegenüber Nacional, dass er unter dem Druck seines Gewissens den Papst gebeten habe, ihm seinen Priestertitel zu entziehen und ihn auf den Laienstand zu reduzieren. Das würde in der katholischen Kirche Kroatiens einen Präzedenzfall darstellen. In ihrer Geschichte ist kein Fall bekannt, bei dem ein Priester öffentlich selbst verübten sexuellen Missbrauch gestanden hätte.

Dabei hat es bereits vor einigen Jahren Indizien dafür gegeben, dass der damals in der Küstenstadt Rijeka tätige Špehar Übergriffe begangen hat. "Pfarrer M.Šp. (1953) wurde 2016 des sexuellen Missbrauchs eines Minderjährigen im Jahr 1992 beschuldigt. Zum Zeitpunkt der Einreichung der Beschwerde lehrte der Angeklagte an der Theologie in Rijeka", erklärte der Erzbischof von Rijeka Mate Uzinić in einer schriftlichen Stellungnahme, die Nacional vorliegt. "Es wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet, nach dem sich der Angeklagte schuldig erklärte. Die Glaubenskongregation war über alles informiert. Špehar dufte fortan keine Gottesdienste abhalten, auch das Unterrichten an der Universität wurde ihm untersagt".

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Weitere Strafen können nicht ausgeschlossen werden

Im Jahr 2018 seien laut Uzinić aber weitere Vorwürfe gegen Špehar aufgetaucht, woraufhin die Ermittlungen wieder aufgenommen wurden. "Der Angeklagte räumte ein, dass es in den Jahren 1987, 1988, 1992, 1993 und möglicherweise auch 1994 weitere Fälle gegeben habe. Insgesamt an 13 Buben im Alter zwischen 6 und 13 Jahren soll sich Priester M. Šp. vergangen haben. Das gab er in der Selbstanzeige bei der Polizei zu Protokoll", heißt es in Uzinićs Stellungnahme. 

Špehar bat den Papst um Vergebung für das Zölibat und die Entlassung aus dem Klerus. Diese wurde ihm am 13. Dezember 2018 gewährt. Laut Uzinić sei der Fall danach archiviert worden. "Ich habe auch die Bezirksstaatsanwaltschaft in Rijeka über diesen Fall informiert." Die kircheninterne Untersuchung habe keine Vorfälle zwischen 1994 und 2018 zutage gefördert. Er schließe weitere Übergriffe nicht aus. "Ich habe keine Kenntnisse darüber, wie es um die polizeilichen Ermittlungen in diesem Fall steht".

Špehar habe nach der Entlassung aus der Geistlichenklasse mit der Erzdiözese Rijeka nicht mehr zu tun, sagte Uzinić. "Soweit wir wissen, lebt er derzeit in Italien in einem geschlossenen Benediktinerkloster in Gebet und Buße".