Große Missbrauchsfälle in Österreich

Große Missbrauchsfälle in Österreich
Missbrauchsfälle kommen immer wieder vor - hier lesen Sie eine Aufstellung großer Fälle aus der Vergangenheit

1950er- und 1960er-Jahre: Wiener Wilhelminenberg

Im einstigen städtischen Kinderheim auf dem Wiener Wilhelminenberg wurden in den 1950er- und 1960er-Jahren Kinder und Jugendliche sexuell missbraucht. Dazu kamen Fälle systematischer physischer und psychischer Gewalt. Zu dieser Erkenntnis gelangte eine Kommission unter der Leitung von Richterin Barbara Helige, die 2013 ihren Abschlussbericht vorlegte. Die Vorwürfe bezogen sich auf Fälle der Vergewaltigung, schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen und des Quälens oder Vernachlässigens unmündiger, jüngerer oder wehrloser Personen. Das Heim wurde nach der Kritik an den Zuständen in der Anstalt 1977 geschlossen. Die Stadt Wien hat seit 2010 insgesamt 41,5 Millionen Euro an ehemalige Heimkinder, die Opfer von Missbrauch wurden, ausgezahlt. Dazu kamen Übernahmen für Psychotherapieleistungen.

2010: Klasnic-Kommission

Durch die Bekanntgabe von Missbrauchsfällen im von Jesuiten geführten Berliner Canisius-Kolleg wurde Deutschland im Jahr 2010 von einer Welle an Enthüllungen erfasst, die auch nach Österreich überschwappte. Die Kirche setzt die frühere steirische Landeshauptfrau Waltraud Klasnic (ÖVP) als Opferbeauftragte ein. In den folgenden Jahren geraten Missbrauchsereignisse in mehreren kirchlichen Schulen - u. a. in der Gymnasien in Kremsmünster und Mehrerau - in das Visier der Justiz.

Die von Kardinal Christoph Schönborn beauftragte "unabhängige Opferanwaltschaft" hat seit ihrer Gründung 2010 in 1.974 Fällen positiv entschieden. In weiterer Folge wurden durch die römisch-katholische Kirche Hilfsleistungen - finanziell oder therapeutisch - in der Höhe von 27,3 Mio. Euro zuerkannt. 66,4 Prozent der Betroffenen, die sich gemeldet haben, waren Männer.

2014-2020: Missbrauch von 52 Minderjährigen in Amstetten

Im Bezirk Amstetten soll sich ein 27-jähriger Mann seit dem Jahr 2014 an 52 minderjährigen männlichen Personen vergangen haben. Der Mostviertler saß anschließend in der Justizanstalt St. Pölten in Untersuchungshaft und zeigte sich geständig. Der Mann stellte die Kontakte zu den späteren Opfern meist über Messenger-Dienste her. Mit Zahlungsangeboten oder anderen Versprechen soll er die Minderjährigen zu Videoaufnahmen oder persönlichen Treffen verleitet haben. Die sexuellen Übergriffe soll der 27-Jährige dann in seiner Wohnung, seinem Pkw, aber auch in abgelegenen Waldstücken verübt haben. Am 13. Mai 2020 wurde der Beschuldigte in seiner Wohnung verhaftet.

2014-2020: Schüler missbraucht: 8,5 Jahre Haft für Tiroler Lehrer

Ein 40-jähriger Lehrer einer Neuen Mittelschule, der über viele Jahre mehrere Schüler missbraucht haben soll, ist am 16. November 2020 am Landesgericht Innsbruck zu achteinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Der Lehrer soll einen Schüler vergewaltigt und viele andere Buben geschlechtlich genötigt oder missbraucht haben. Der Angeklagte wurde in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher eingeliefert. Der 40-Jährige soll auch sexuelle Handlungen heimlich gefilmt und am PC archiviert haben. Er wurde deshalb auch des Vergehens der pornografischen Darstellung Minderjähriger schuldig gesprochen. Sowohl bei sich zu Hause, als auch in der Schule, z.B. am WC, soll er heimlich versteckte Kameras installiert haben. Viele der missbrauchten Buben waren erst 13 Jahre alt.

2014-2021: Fast 20 Kinder als Opfer von Klettertrainer

Die Causa rund um einen Sporttrainer in Niederösterreich hat sich als einer der größten Missbrauchsfälle der vergangenen Jahre in Österreich entpuppt. Die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt hat nach siebenmonatigen Ermittlungen Anklage gegen den Klettertrainer wegen Vergewaltigung, schwerem sexuellen Missbrauch von Unmündigen und Missbrauch eines Autoritätsverhältnisses in zahlreichen Fällen eingebracht. Ein Großteil der Vorwürfe datiert aus den Jahren 2014 bis 2021. Laut Staatsanwaltschaft war gegen den Mann bereits im Jahr 2015 nach Verdachtsmomenten ermittelt worden. Beinahe 20 Kinder im Alter zwischen vier und zwölf Jahren zählen zu den Opfern des mutmaßlichen Kinderschänders.

Falls Sie Hilfe brauchen, können Sie sich an das Kinderschutzzentrum „Die Möwe“ unter der Nummer 01 532 15 15 oder online unter https://die-moewe.beranet.info wenden. Außerdem ist Rat auf Draht, die Telefonhilfe für Kinder und Jugendliche unter der Notrufnummer „147“ rund um die Uhr und kostenlos erreichbar oder unter dem Link https://www.rataufdraht.at/online-beratung. Hilfe erhalten Betroffene auch auf der Webseite http://www.oe-kinderschutzzentren.at/zentren/zentren-vor-ort/ oder unter https://www.gewaltinfo.at/.

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