Leben/Gesellschaft

Innsbrucker Nachtleben: Mit "Luisa-Code" gegen sexualisierte Gewalt

Die Stadt Innsbruck nimmt im Kampf gegen sexualisierte Gewalt, vor allem an Frauen, im Nachtleben Anleihe bei zahlreichen Städten im deutschsprachigen Raum und setzt dabei auf das Projekt "Luisa ist hier". Mit der Code-Frage "Ist Luisa hier?" können sich Gäste in Innsbrucker Lokalen sofort, diskret und effizient an das Personal wenden.

Signal setzen

Das Personal der Gastronomie wurde und wird im Zuge von kostenlosen Schulungen mit den passenden psychologischen Werkzeugen ausgestattet, um eine reibungsfreie Lösung von Konfliktsituationen zu ermöglichen, erläuterten die Stadt-Verantwortlichen. Rund 15 Lokale nehmen bisher am Sozialprojekt teil, hieß es.

"Das Projekt trägt dazu bei, die Wahrnehmung zu schärfen und gemeinsam ein deutliches Signal gegen sexualisierte Gewalt zu setzen", erklärte Bürgermeister Georg Willi (Grüne). "Luisa ist hier" sei bereits in mehr als 60 deutschsprachigen Städten erfolgreich umgesetzt worden. Die Tiroler Landeshauptstadt sei die erste österreichische Stadt, die an dem Projekt teilnimmt.

Kritik an "Luisa-Code" und Co.

Der "Luisa-Code" ist nicht die erste Initiative, die Vergewaltigung in Fortgeh-Settings vorbeugen soll. In der Vergangenheit wurden immer wieder Produkte entwickelt, wie beispielsweise ein Anti-Vergewaltigungsnagellack, die Frauen vor sexualisierter Gewalt schützen sollen. Eine US-Studentin entwickelte vor wenigen Monaten "KnoNap" - eine Serviette mit der man Getränke auf Drogen testen und den Trinker oder die Trinkerin so alarmieren kann (mehr dazu hier). In den USAhaben Schülerinnen vergangenes Jahr einen Strohhalm entwickelt, der anzeigt, ob sich K.-o.-Tropfen im Getränk befinden (mehr dazu hier). In Lokalen auf der ganzen Welt werden seit geraumer Zeit sogenannte "Angel Shots" serviert. Bei dem Getränkenamen handelt es sich um einen Code, den Frauen, die sich in Gesellschaft eines anderes Gastes oder ihres Rendezvous unsicher fühlen, verwenden können (mehr dazu hier).

Die Kritik an diesen Innovationen lautet, dass sie nicht die Ursache, also den Täter, sondern das Opfer in den Fokus stellen. Dadurch würde der Etablierung der Täter-Opfer-Umkehr Vorschub geleistet und Victim Blaming unterstützt. Dabei handelt es sich um eine Verhaltensweise innerhalb der sogenannten Rape Culture (zu Deutsch: Vergewaltigungskultur), die sexualisierte Gewalt und Vergewaltigungnicht nur weitgehend toleriert und duldet, sondern auch die Verhinderung von Vergewaltigungen als Aufgabe der Opfer sieht. Damit einher geht die Verharmlosung des Missbrauchs an sich und die Herabsetzung Betroffener oder potentieller Opfer zu Sexualobjekten, was auch als Victim Shaming bezeichnet wird.